: Regierung setzt weiter auf AKWs
■ Energiebericht hält nichts vom Ausstieg / Maßnahmen des Öko–Instituts „nicht akzeptabel“
Bonn (dpa) - Die Bundesregierung will kurzfristig nicht aus der Nutzung der Atomenergie aussteigen. Ein langfristiger Verzicht, „bei dem keine neuen Kernkraftwerke mehr gebaut, aber die existierenden und im Bau befindlichen genutzt werden, wäre unter Kapazitätsgesichtspunkten technisch möglich“. Dies geht aus dem in Bonn bekanntgewordenen Entwurf für den Energiebericht der Bundesregierung hervor, der dem Kabinett am 24. September vorgelegt werden soll. Unter den Voraussetzungen entsprechender Sicherheitskonzepte hält die Bundesregierung dem Entwurf zufolge die friedliche Nutzung der Kernenergie für verantwortbar. Alle Atommeiler sollen erneut auf ihren Sicherheitsstandard und mögliche Verbesserungen untersucht werden. Ein sofortiger Ausstieg hätte nach Meinung der Autoren schwerwiegende energiepolitische, gesamtwirtschaftliche und soziale Folgen. Ein sofortiges Abschalten der Kernkraftwerke käme nur dann in Betracht, „wenn eine akute Gefährdung durch den Betrieb deutscher Kernkraftwerke gegeben wäre“. Dies sei aber, stellt der Bericht fest, „nicht der Fall“. Fortsetzung auf Seite 2 Die in den vom Wirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Öko–Gutachten vorgeschlagenen Maßnahmen zur drastischen Reduzierung des Stromverbrauchs „können nicht akzeptiert werden“. Dies gelte für den Vorschlag, den Einsatz von Strom im Wärmemarkt zu verbieten. Der Eindruck, Kernenergie könne durch Stromeinsparung weitgehend ersetzt werden, sei unrealistisch. Auch künftig sei mit einem gewissen Stromverbrauchswachstum zu rechnen. Die Forschungsmittel für erneuerbaren Energien sollen um 50 Mio. DM jährlich für vier Jahre aufgestockt werden. Der Bericht hält an dem „integrierten Entsorgungskonzept“ fest und setzt sich „nachdrücklich“ für die Wiederaufarbeitungsanlage ein. Die Zukunft der neuen Reaktortypen - Schneller Brüter in Kalkar und Hochtemperaturreaktor in Hamm–Uentrop - werde heute nicht mehr mit dem Optimismus betrachtet wie Anfang der 70er Jahre, heißt es in dem Entwurf. Die Hauptargumente für die Brütertechnologie haben aber nach wie vor Gültigkeit.
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