Referenten für Rauchverbot : Kulturelle Revolutionen
Da soll noch einer sagen, ein Regierungswechsel wäre im Alltag nicht spürbar: Kaum ist der neue Senat vereidigt, kommt ein Referentenentwurf auf den Tisch, der ein strenges Rauchverbot für öffentliche Einrichtungen, Diskotheken und Kneipen ohne Hinterzimmer vorsieht. Mit anderen Worten: Rot-Grün kann man sogar riechen.
Kommentar von Henning Bleyl
Bemerkenswert ist, dass dafür die Chefin des Gesundheitsressorts gar nicht ausgetauscht werden musste. Bislang orientierte sich Senatorin Ingelore Rosenkötter ängstlich am niedersächsischen Umland, um bloß keine Nichtraucher-Enklave innerhalb der Raucherinsel Niedersachsen zu werden. Und nachdem Ministerpräsident Wulff endlich auf die strengere Bundeslinie eingeschwenkt war, fühlte sich die Senatorin vom christdemokratischen Koalitionspartner am Nichtraucherschutz gehindert. Von einer Marathonläuferin hätte man diesbezüglich mehr erwarten können.
Nun hat der radikale Rückzug der Raucherei durchaus was von kultureller Revolution: So offensichtlich es ist, dass Nikotin in Krankenhäusern nichts zu suchen hat – die Bereitschaftszimmer des Pflegepersonals ohne gut gefüllten Aschenbecher waren bis vor kurzem kaum denkbar. Wenn der Referenten-Entwurf Wirklichkeit wird, stehen weitere Umbrüche bevor: Vorgesehen ist ein totales Rauchverbot auch in Kultureinrichtungen. Kann man sich den „Schlachthof“ ohne Kippen vorstellen? Derzeit wird die dortige Luftbeschaffenheit durch den Musikstil definiert: Bei den „Rootsnights“ rauchfrei, Rock hingegen geht nicht ohne. Bisher.