Reaktionen auf Rostock-Ausschreitungen : Keine Medienerfindung
Linke Kritiker der Globalisierung wollen sich nicht vorschreiben lassen, welche Protestformen zulässig sind und welche nicht. Diese Verweigerung, reflexhaft zu versichern, man gehöre jetzt aber zu den Guten und die anderen zu den Bösen, ist richtig. Zu behaupten, die Gewalt sei einseitig von der Polizei ausgegangen oder nur von einem kleinen Häufchen Bekloppter und alles andere sei eine Erfindung „der Medien“ geht allerdings zu weit.
Kommentar von Eiken Bruhn
„Die Medien“ sind nämlich immer dann schuld, wenn Linke nicht weiter wissen. Dabei passiert genau das, worüber sich die verschiedenen linken Bewegungen stets selbst zu Recht aufregen: Undifferenziertes Draufhauen. Die Bericht Erstattenden werden über einen Kamm geschoren, der Generalvorwurf lautet: „Ihr interessiert euch nur für Action und nicht für die Inhalte.“ Das stimmt zum Teil – darin unterscheiden sich JournalistInnen nicht von DemonstrantInnen. Nichtsdestotrotz sind die Bilder von prügelnden und steinewerfenden Vermummten keine Montagen. Sie dokumentieren vielmehr, dass fortgeschrittenes Mackertum und Dominanzgehabe nicht nur im bürgerlichen Mainstream benannt werden müssen, sondern auch in den Nischen der Gesellschaft, in denen Träume von einer anderen Welt nicht verlacht werden.