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Reaktionen auf Ökostrom-UmlageAlle gegen Altmaier

Wegen der Energiewende wird Umweltminister Peter Altmaier kritisiert – vor allem von FDP und Grünen. Sie fordern günstigeren Strom.

„Niedlich“ findet Birgit Homburger (FDP) den Umweltminister. Jedenfalls, wenn er von der Energiewende spricht. Bild: dapd

BERLIN dapd | Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) gerät wegen der steigenden Strompreise unter Druck. Die FDP fordert den Minister auf, die Subventionierung des Ökostroms zu kürzen, um Strom günstiger zu machen. Auch die Grünen sehen die Regierung in der Verantwortung.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert angesichts der Preiserhöhungen staatliche Zuschüsse für die Bezieher von Hartz-IV und Wohngeld. Nach Ansicht des Energiekonzerns Vattenfall könnte Strom in den nächsten Jahren noch einmal deutlich teurer werden.

Ab dem kommenden Jahr müssen Verbraucher für die Energiewende noch tiefer in die Tasche greifen. Die sogenannte EEG-Umlage steigt dann von derzeit 3,59 auf 5,27 Cent, wie dapd aus Branchenkreisen erfuhr. Mit der Umlage wird nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die Erzeugung von Ökostrom gefördert. Minister Altmaier wollte am Donnerstagvormittag seine Pläne für eine Reform des EEG vorstellen.

FDP-Chef und Wirtschaftsminister Philipp Rösler mahnte zur Eile. „Es muss noch bis zum Herbst 2013 etwas geschehen“, sagte er der Nordwest-Zeitung aus Oldenburg. „Ich wundere mich über die Zögerlichkeit der Union, dass sie nicht den Mut hat, uns beim Kampf um bezahlbare Energie zu unterstützen.“

FDP-Vize Birgit Homburger griff Altmaier persönlich an. „Es ist niedlich, wenn der Bundesumweltminister vorschlägt, das Problem durch mehr Energiesparberatung lösen zu wollen“ sagte sie der Stuttgarter Zeitung. Nötig sei, „Übersubventionierung“ bei den Erneuerbaren Energien abzubauen.

Trittin fordert Entlastung der Bürger

Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin forderte eine Entlastung der Bürger. Zuletzt seien immer mehr Betriebe von der EEG-Umlage freigestellt worden, sagte er im Bayerischen Rundfunk. „Das bedeutet, dass man Strom-Großverbraucher in der Wirtschaft entlastet und dafür Kleinunternehmer, Handwerker und Verbraucher bezahlen lässt.“

Altmaier hingegen verteidigte die Ausnahmeregelungen. Es sei richtig, Arbeitsplätze in Deutschland zu schützen, die wegen hoher Strompreise in Gefahr geraten könnten, sagte er im ARD-„Morgenmagazin“. Zugleich versprach er, das EEG „komplett“ zu überarbeiten. Das sei allerdings wegen der vielfältigen Interessen schwierig, räumte der Minister ein.

Auch der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), verteidigte die Befreiung stromintensiver Betriebe von der EEG-Umlage. „Da hängt es wirklich von den Strompreisen ab, ob sie noch in Europa weiterproduzieren oder in andere Kontinente ihre Produktion verlagern“, sagte er im Bayerischen Rundfunk. Zugleich befürwortete Haseloff eine Überprüfung der Detailregelungen.

Warnung vor Strom als „Luxusgut“

Der Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, verlangte wegen der steigenden Strompreise staatliche Zuschüsse. „Bei Hartz-IV-Empfängern plädieren wir dafür, die Kosten voll zu übernehmen“, sagte Schneider im ARD-„Morgenmagazin“. Zudem solle „eine Energiekomponente“ ins Wohngeld einbezogen werden. Schneider mahnte, dass Energie kein „Luxusgut“ werden dürfe.

Deutschlands drittgrößter Stromproduzent Vattenfall rechnet in den nächsten Jahren mit einer weiteren deutlichen Verteuerung des Stroms durch die Energiewende. Der Deutschland-Chef des schwedischen Staatskonzerns, Tuomo Hatakka, sagte der Nachrichtenagentur dapd: „Ich gehe davon aus, dass der Strompreis für Haushaltskunden bis 2020 um 30 Prozent steigen könnte.“ Größte Preistreiber ist Hatakkas Einschätzung nach die EEG-Umlage.

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7 Kommentare

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  • V
    Vorschlag-Hammer

    Mein Vorschlag: Jeder Geringverdiener (Hartz 4 und Aufstocker) erhält vom Jobcenter ein personenbezogenes Gutscheinheft, mit dem er/sie energiesparende Geräte gegen Vorlage des Personalausweises vergünstigt kaufen kann. Dadurch sollte der Kaufpreis so gering sein, dass sich der Kaufpreis in kurzer Zeit amortisiert. Bei größeren Anschaffungen (Kühlschrank) sollte außerdem überall eine Möglichkeit der Ratenzahlung oder Mikrokredite geschaffen werden.

  • P
    Peter

    Millionenfach sind elektrische Geräte der alten Spannungsnorm in deutschen Haushalten fest eingebaut. Herd, Durchlauferhitzer und anderes.

    Sie sind Eigentum des Vermieters, eine Verbraucherberatung über Energieeinsparung wirkt in völlig falsche Richtung.

     

    Auf dem Typenschild steht 220/380 Volt. Diese werden aktuell ausserhalb ihrer maximalen Spannung und Leistung betrieben.

    http://www.wemag-netz.de/export/sites/wemagnetz/bilder/NS-Toleranzen.JPG

    Die Leistung steigt quadratisch mit einer Spannungserhöhung(P=U²/R).

     

    Wenn Altmeier seine Inhalte ernst meint, sollte er dem Mieter eine justiziable Handhabe zum Austausch dieser uralt, gefährlichen Haushaltsgeräte geben.

    Vor genau diesen Austauschkosten zu Lasten des Vermieters, konnte sich die Wohnungswirtschaft erfolgreich wehren. Teils mit einer getarnten Modernisierung(Mietzins), natürlich EU ESF subventioniert.

    Alte Geräte an neuer IEC38 Norm sind strafbewehrt, mit persönlicher Haftung des Eigentümer, dem Vermieter.

     

    Warum soll der Mieter die Kosten für die EEG Erhöhung tragen? Dem Vermieter gehören die energieintensiven AfA-Geräte.(Mietzins müsste sinken!)

    Beispiel für ein Durchlauferhitzer 24kw verbraucht mit heutiger Spannung ~30kw. Unnötiger Mehrbedarf von 6000 Watt in der Stunde. Das reicht für eine gesamte Hausbeleuchtung, PC, Telefon und mehr.

     

    Absurde Politik und Politiker, einfachste physikalisch, juristische Inhalte bekommen sie nicht zusammen.

  • U
    Urgestein

    @Marc

     

    Und schon wieder einer, der das EEG nicht verstanden hat, aber meint irgendwie "mitreden" zu können.

     

    Kernpunkt des EEG ist es die Stromproduktion in die Hände der Verbraucher zu legen. Stromproduzent kann jeder werden, der bereit ist sein Geld in eine entsprechende Solar- oder Windanlage zu investieren. Dazu braucht man weder ein eigenes Hausdach, noch einen eigenen Garten.

     

    Wer seine Energie nicht selbst produzieren will, der sollte von der Energie, die ihm andere zur Verfügung stellen wenigstens nur soviel wie nötig, aber so wenig wie möglich verbrauchen. Das geht am ehesten über den Strompreis.

     

    So weit so gut. Die aktuelle Schieflage entsteht dadurch, daß es keine Unterscheidung zwischen Gering- und Vielverbrauchern gibt, die diesem Ansatz gerecht wird. Im Gegenteil, je verschwenderischer heute jemand mit Energie umgeht, desto größer ist sein Rabatt. Und der wird dann von den Stromsparern finanziert.

     

    Wir brauchen dringend Stromtarife, die den Sparer belohnen, wir brauchen "Freibeträge", die die Grundversorgung absichern und die von den Verschwendern subventioniert werden. Bei den Privathaushalten müssen die ersten 1000 kWh pro Person, Haushalt und Jahr (Kinder die Hälfte) günstiger werden, weiterer Verbrauch sprunghaft teurer. Hochsubventionierte Verschwendung von Ressourcen kann und darf kein Arbeitsplatzargument mehr sein. Dadurch werden technische Weiterentwicklungen blockiert und der Wirtschaftsstandort Deutschland wird insgesamt geschwächt.

     

    Dein plumper Sozialneid zeigt nicht nur keine Lösungen auf, sie bedeuten einen gravierenden Rückschritt hin zur totalen Unmündigkeit und einseitigen Abhängigkeit vom Oligopol der Stromkonzerne und ihres Preisdiktats.

  • Y
    yberg

    ich bitte höflichst um einen TA-ON freien peter altmaier tag die woche.

     

    das konterfei des überdimensionierten hagestolzes und radfahrers schafft kurzschlüsse der synapsen in sachen änerdschie

  • B
    blibla

    Wenig Strom verbrauchen muss sich im Geldbeutel doppelt bemerkbar machen, genauso wie sich das Strom verschwenden doppelt bemerkbar machen muss

     

     

    my2cents: http://manfredmaus.wordpress.com/2012/09/26/gutscheinsystem-furs-stromsparen/

  • M
    Marc

    Die Grünen und Sozialdemokraten haben sich mit Ihrem EEG etwas richtig perverses ausgedacht. Je mehr Strom aus Wind und Sonne gewonnen wird, desto teurer wird es am Ende für den Verbraucher. Eine echte Umverteilung von unten nach oben, wo der Arzt oder Rechtsanwalt sich die Hände reibt, wenn die Sonne scheint und die Anlage auf dem Eigenheim Strom produziert und der Niedrigverdiener in der Mietswohnung dafür die Zeche zahlen muss. Die Grünen, denen der gewöhnliche Arbeitnehmer in der privaten Wirtschaft schon immer egal war, soll jetzt sogar noch sein bedrohter Arbeitsplatz vernichtet werden, indem es energieintensiven Betrieben an den Kragen gehen soll.

  • B
    bull

    Es gibt nun mal Naturgesetze in Deutschland.

    Eines davon ist:

    Wer viel hat dem wird von den anderen noch mehr gegeben.

    Das zweite:

    Der dumme Arbeitnehmer soll gefälligst alles bezahlen und die Klappe halten.

    Alles wie vor hundert Jahren.Also wird auch das Ergebnis das gleicdhe sein.