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Archiv-Artikel

Rassismus hat viele Gesichter

betr.: „Die Bronx als Metapher“

Tobias Rapp legt ein ziemlich miserables Rassismusverständnis an den Tag. Die explizite Anerkennung, dass der Ausbilder nicht auf Nigger schimpft, sondern sich sogar – man höre und staune – „politisch korrekt“ ausdrückt, finde ich als Argument für Rassismus-Freiheit anmaßend. Rapp ist anscheinend der Meinung, dass das, was manche „politisch korrekte Ausdrucksweise“ nennen, ein Garant für Antirassismus sei. Noch unverständlicher ist seine Annahme, dass Popkultur und Rassismus einander ausschließen, frei nach dem Motto: Wenn die Vorstellung „Gangster = Afroamerikaner“ von der Popkultur abgesegnet ist, dann kann sie ja nicht rassistisch sein!

Rassismus hier und heute hat aber viele Gesichter. Man erkennt ihn nicht einfach an den Wörtern „Nigger“ und „Neger“. So ist Rassismus auch in kulturellen Produktionen und Praktiken impliziert. Das Verleugnen von Rassismus ist übrigens kein Einzelfall. In der Rassismusforschung ist das Konzept „Verleugnung von Rassismus“ („denial of racism“) bekannt. JOHANNA ROTHE, Berlin