„Rasse“ und Rassismus im Kino : Eine „Blackface“-Performance aus der Weimarer Zeit: „Die Boxerbraut“
Das Schöne am Kino ist ja, dass einem das Spiel mit Identitäten wirklich vor Augen geführt wird. Schauspieler schlüpfen in Rollen, und was man sieht, soll man schon glauben, ist schließlich Traumfabrik. Gleichzeitig werden mit Maskeraden Zweifel gesät, die, weil aufgedeckt, wieder zerstreut werden. Jedenfalls ein kultursoziologisch aufschlussreiches Spiel, bei dem sich in „Die Boxerbraut“ einiges über das Verhältnis von Moderne, dem Amerikabild und „Rasse“ in der Weimarer Republik herausgucken lässt. Denn in der UFA-Stummfilmkomödie von Johannes Guter (1926) ist eine der wenigen „Blackface“-Performances im deutschen Kino dieser Zeit zu sehen (also auf schwarz geschminkte Schauspieler, wie später Al Jolson als „The Jazz Singer“): Um seine Helen (Xenia Desni) zu bezirzen, gibt sich der verträumte Fritz (Willy Fritsch) als Boxer Fighting Bob aus, mit der Behauptung, er müsse sich schwarz anmalen, damit ihn sein Vater nicht erkennen könne. Bis im Ring mit dem wirklichen Fighting Bob (dargestellt vom afrodeutschen Schauspieler Loius Brody) der Schwindel auffliegt. Gezeigt wird der Film im Rahmen der Reihe „Wissenslinien. Gesellschaftliche Prozesse aus schwarzer Perspektive“, Tobias Nagl führt ein.