Ranch-Treffen mit Kanzlerin Merkel: Bush kuschelt mit "Altem Europa"
US-Präsident Bush ist angesichts der Nahost-Krisen wieder froh über Rückhalt aus Europa - und überrascht beim Treffen mit der Kanzlerin mit moderaten Tönen zum Iran.
US-Präsident George W. Bush kann aufatmen. Noch nie war eine "europäische Woche" für ihn so erfolgreich zu Ende gegangen, wie an diesem Wochenende. Vergangenen Dienstag hatte der französische Staatschef Nicolas Sarkozy den USA wieder die "Liebe" seines Landes erklärt. Am Wochenende verbrachte Bush mit Bundeskanzlerin Angela Merkel auf seiner Ranch in Crawford, Texas, ein harmonisches Arbeitstreffen. Die transatlantischen Beziehungen der USA zu Europa sind erstmals in Bushs Amtszeit so gut wie spannungsfrei.
Während sich Sarkozy bei seiner Umwerbung Amerikas hütete, ein zweiter Tony Blair und damit ein "Pudel" von George W. Bush zu werden, verkehrte die Kanzlerin mit Bush in längst geklärten Bahnen. Sarkozy muss für seine neue US-Politik in Frankreich erst Verständnis schaffen. Merkel hat die Spannungen, die wegen des Irakkriegs das deutsch-amerikanische Verhältnis schwer belastet hatten, längst beseitigt. Und Bush ist angesichts der vielfältigen Krisen im Nahen Osten sichtlich froh, wieder Verbündete in Europa zu wissen.
Im Mittelpunkt des Arbeitstreffens auf Bushs "Prairie Chapel Ranch" stand für Merkel das Bemühen um eine Beilegung des Atomstreits mit dem Iran ohne militärische Eskalation. Angesichts der unnachgiebigen Haltung des Irans schloss Merkel am Samstag weitere Sanktionen nicht aus, um den Druck noch einmal zu erhöhen. Sollte Teheran an seinem Atomprogramm festhalten, müsse es damit rechnen, "dass wir unsere Handelsaktivitäten einschränken". Bush betonte bei der Pressekonferenz das gemeinsame Interesse an einer diplomatischen Lösung der Krise. In den vergangenen Wochen hatte Bush vor einem Dritten Weltkrieg gewarnt. Bei seinem Treffen mit Merkel gab er sich moderater. Auf die Frage, wann die diplomatischen Möglichkeiten ausgeschöpft sein könnten, sagte er: "Das gehört in die hypothetische Kategorie."
Beide zeigten zum Abschluss ihrer zweitägigen Beratungen auf dem Privatanwesen der Präsidentenfamilie Geschlossenheit in der Frage des Vorgehens im Atomstreit. Wenn die Bemühungen der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) und der europäischen Diplomatie nicht zum Erfolg führten, werde sie mit der deutschen Wirtschaft über weitere Einschränkungen im Geschäft mit dem Iran beraten, kündigte die Bundeskanzlerin an. Sie betonte zugleich, für wie wichtig sie eine dritte Sanktionsrunde durch den UN-Sicherheitsrat halte. Sie sei "überzeugt", dass dies die "stärkste Botschaft" an den Iran wäre.
Bush hatte Merkel und ihren Mann Joachim Sauer betont herzlich auf seiner Ranch empfangen. Seine Gäste hatte er am Freitagabend vom Hubschrauberlandeplatz abgeholt und in einem Kleintransporter auf seine Ranch kutschiert. In Crawford galt Krawattenverbot. Das Programm für die 21-stündige Visite war zuvor nur locker festgelegt worden. Er wolle mit der Kanzlerin unternehmen, "wozu sie Lust hat", hatte Bush angeordnet.
Bei ihrem Besuch hatte Merkel auch erneut für Deutschlands Wunsch, einen Sitz als ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat zu bekommen, geworben. Der US-Präsident sagte dazu, er sei aufgeschlossen für "neue Ideen", unterstützte das deutsche Anliegen aber nicht ausdrücklich.
Merkel versuchte bei Bush auch in der Frage des Klimaschutzes Zugeständnisse zu erhalten. Doch versicherte er der Kanzlerin lediglich, dass er sich des Problems bewusst sei. Maßnahmen zum Klimaschutz dürften keine unzumutbare Belastung für die Wirtschaft darstellen. Bush lehnt verbindliche Obergrenzen für den Ausstoß an Treibhausgasen ab. Merkel gab sich dennoch optimistisch. Sie sehe "gute Chance" auf einen Erfolg bei den im Dezember auf Bali beginnenden Beratungen über ein Nachfolgeabkommen für das Kioto-Protokoll, sagte die Kanzlerin.
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