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Archiv-Artikel

Ralf Sievers, Fußball-Legende Der Cowboy von Lüneburg

FC Hansa Lüneburg-Trainer Ralf Sievers (46) ist sichtlich entspannt. Keinerlei Anzeichen von Nervosität sind bei dem Mann zu erkennen. Und das, obwohl am Sonntag der Pokal-Knaller gegen den VfB Stuttgart ansteht. „Ich habe den Spielern gesagt, sie sollen es einfach genießen, am Ende entscheiden die Stuttgarter wie das Spiel ausgeht“, sagt der 46-Jährige, der zu seinen aktiven Zeiten als Mittelfeldmotor arbeitete.

Nein, Sievers ist kein Träumer, kein Mann der großen Töne. „Er war noch nie ein Selbstdarsteller“, sagt sein ehemaliger Lüneburger Teamgefährte Wolfgang Bubolz. Sievers habe sich „immer der Mannschaft untergeordnet“.

Als Spieler stand er für Verbundenheit, spielte im Oberhaus für Eintracht Frankfurt und den FC St. Pauli. In Hamburg setzte er sich am 2. März 1991 ein Denkmal, erzielte das entscheidende 1 : 0 beim bislang einzigen Auswärtssieg des Vereins gegen Bayern München.

Jene Tore bescherten ihn den Beinamen „Colt“, in Anlehnung an Colt Seavers aus der TV-Serie „Ein Colt für alle Fälle“. „Wenn ich getroffen habe, dann waren es Kracher aus gut 30 Metern“, sagt Sievers. Das Tor für St. Pauli sei ein besonderer Moment gewesen. „Ich durfte erleben, was andere nicht erleben dürfen.“

Mit sein schönstes Jahr sei die Spielzeit 1988 gewesen, sagt Sievers. Mit Frankfurt holte er zunächst den DFB-Pokal und fuhr anschließend zu den Olympischen Spielen nach Seoul. Im Spiel um Platz drei stand er gegen Italien in der Startelf. 3 : 0, Bronze, für eine deutsche Fußballmannschaft bei den Spielen war das ein Novum.

Fünf Jahre später zog es ihn zurück in die Heimat. Der Vertrag mit St. Pauli wurde aufgelöst, einen Tag später sei er in seinen alten Beruf als Industriekaufmann zurückgegangen, sagt Sievers. Doch ganz ohne Fußball konnte er nicht leben. Noch mit 39 spielte er beim Drittligisten Lüneburger SK: tagsüber arbeiten, abends trainieren, am Wochenende spielen.

Und die Familie? Er habe jede freie Minute mit seiner Frau und seinen drei Kindern verbracht, sagt Sievers. 2007 feierte er Silberhochzeit. Irgendwie passend für den Mannschaftsspieler Sievers. JULIAN KÖNIG

Fotohinweis:Seit zwei Jahren trainiert Ralf Sievers den Fünftligisten FC Hansa Lüneburg – und führte ihn in den DFB-Pokal. FOTO: ARCHIV