Rafael van der Vaart, Zähneknirscher : Auf dem Absprung
RAFAEL VAN DER VAART, 24, wechselte 2005 für 5,1 Millionen Euro von Ajax Amsterdam zum HSV FOTO: DPA
Als Rafael van der Vaart vor zwei Jahren zum HSV kam, konnten viele nicht recht glauben, dass es den hoch begabten Oranje-Star zur in Europa eher durchschnittlichen Adresse an der Elbe zog. Das Wort vom Sprungbrett machte die Runde, und van der Vaart hatte keinen Zweifel daran gelassen, was sein Traum ist: In der Primera División in Spanien zu kicken, dem Heimatland seiner Mutter. In seinem Vertrag hatte er sich garantieren lassen, dass er 2009, ein Jahr vor Vertragsablauf, für 1,5 Millionen Euro gehen kann. Sprich: Wenn der HSV mit seiner Investition in den Mittelfeldspieler Rendite machen will, muss er ihn spätestens 2008 verkaufen.
Nun hat der HSV ein Kaufangebot des FC Valencia brüsk zurückgewiesen. Es hat zwei Fehler: Es kommt ein Jahr zu früh und ist mit 14 Millionen Euro viel niedriger, als die HSV-Clubführung gehofft hatte. Van der Vaart posaunt herum, dass er sofort nach Spanien gehen will – nicht ohne den rührseligen Verweis auf seine andalusischen Großeltern, die schon über 80 seien und ihn noch in Spanien spielen sehen sollten. Die Bild-Zeitung spekuliert schon, er wolle sich „wegmotzen“. Ein erstaunliches Verhalten für den bescheidenen Leisesprecher van der Vaart, der in der vergangenen Chaos-Saison immer vorbildlichen Einsatz gezeigt hat und auch nach peinlichsten Niederlagen noch Rede und Antwort stand.
Aber vielleicht ist ihm in Hamburg einfach alles zu viel geworden. Geholt als Mittelfeldorganisator, musste er bei Huub Stevens zusätzlich den Hilfsstürmer geben, und als es ganz schlimm stand, blieben sogar dreckige Fouls zwecks Aufrütteln der eigenen Kollegen am kleinen Kapitän hängen. Ohne van der Vaart ist der HSV nicht mehr vorstellbar. Deshalb darf er nicht gehen – jedenfalls nicht für 14 Millionen.
Es gibt in der Karriereplanung von Rafael van der Vaart noch einen Faktor namens Sylvie. Als die beiden aus Amsterdam weggingen, hieß es, das sei auch eine Flucht vor der holländischen Klatschpresse, die das Paar verfolge. Wenn man betrachtet, wie sich die Eheleute der deutschen Boulevardpresse auf dem Silbertablett serviert haben, liegt die Vermutung nahe, sie hätten lediglich auf einen größeren Markt geschielt. Erfolgreich: Sylvie ist Titelmodel für den Otto-Katalog geworden, eine lukrative Ehre, die vorher Topmodels wie Claudia Schiffer oder Heidi Klum zukam. Für die ganz doofen Kunden schreibt Otto sicherheitshalber noch mal den Fußballernamen van der Vaart dazu. In Spanien winkt nun ein neuer Markt, der nach Blondinen wie Sylvie dürstet. Die Sportzeitung AS hat den Braten als Erste gerochen und Sylvie schon mal auf einer ganzen Seite Avancen gemacht. Das soll ihr gefallen haben. Jan Kahlcke