RÜDIGER KRUSE, SCHWARZER GRÜNER : Der lachende Dritte
■ profitierte vom Zerwürfnis der Eimsbütteler SPD und erhielt so ein Direktmandat für den Bundestag.Foto: CDU
Dass der CDU-Politiker Rüdiger Kruse mit einem Direktmandat im Rücken in den Bundestag einziehen wird, hat er der SPD zu verdanken. Genauer gesagt seinem SPD-Konkurrenten Danial Ilkhanipour, einem Rechten, der sich im traditionell linken Eimsbüttel durch einen Überraschungscoup die Kandidatur verschaffte. Fast die Hälfte der SPD-nahen WählerInnen nahm ihm das so übel, dass sie lieber gleich Krista Sager (GAL) oder eben Kruse von der CDU wählte. Ilkhanipour landete auf dem dritten Platz.
Als Geschäftsführer des Umweltverbandes Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) und nachhaltigkeitspolitischer Sprecher seiner Partei passt Kruse ins großstädtisch-bildungsbürgerliche Milieu des Bezirks. Mit 5,4 Prozentpunkten setzte er sich deutlich gegenüber Sager ab – das ist nicht selbstverständlich. Denn Kruse hatte im Vorfeld der Wahl mit Gegenwind zu kämpfen.
Der Bürgerschaftsabgeordnete musste sich mit dem Vorwurf auseinandersetzen, er habe sich ein städtisches Forsthaus unter den Nagel gerissen. Nachdem der Jäger ausgezogen war, hatte die SDW das Haus als Stützpunkt gemietet. Kruse sagt, es sei Platz frei geblieben – also zog er selbst dort ein.
Aus dem Forsthaus will Kruses Umweltverband mit vier Millionen Euro aus dem Konjunkturprogramm ein Walderlebniszentrum bauen. Eine Bürgerinitiative kämpft dagegen, weil sie das Zentrum für überdimensioniert hält und es ihr zu wirtschaftsnah erscheint. Sie fürchtet um die Ruhe im Wald, wenn Dutzende Kinder dort durchtoben. Deshalb strengte die Initiative ein Bürgerbegehren an. Das Projekt liegt auf Eis.
In einem anderen Stadtteil erreichte Kruse mit einem Agenda-21-Prozess einen halbwegs tragfähigen Kompromiss, der Hamburgs erstes Wasserwerk zu einem Naherholungsgebiet machte. Unter Nachhaltigkeit versteht Kruse auch solide Haushaltspolitik, weshalb er sich dem Projekt Bürgerhaushalt widmete: Im Internet sollten die HamburgerInnen Sparvorschläge diskutieren. Vermutlich würden ihm heute einige nahelegen, auf das Walderlebniszentrum zu verzichten. GERNOT KNÖDLER