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Archiv-Artikel

RUDI, MATHIAS, SABINE, STEFAN, PAPA AXEL UND MAMA FRIEDE Peter Orloff beliebter als zu Guttenberg!

Liebe taz-Medienredaktion, wieder einmal kann ich froh sein, auf alle Eitelkeiten verzichtet und meinen Helm aufgesetzt zu haben. Denn im Springer-Hauptgebäude, hier an der Rudi-Dutschke-Straße in Berlin, hat es am Sonntagabend einen großen Wumms gegeben. Das Springer-Tribunal ist von gleich zwei Selbstmordattentätern in die Luft gesprengt worden. Die Attentäter, Dr. Mathias Döpfner und sein Welt-Unteroffizier Thomas Schmid, lehnen sich nun stark beschädigt aus den Fenstern des Springer-Hochhauses und rufen den 68er-Jungs, die ihr einseitiges Spiel nicht mitspielen wollten, ihr Beleidigtsein zu.

Die können einem aber auch fast leidtun, wenn man sich mal vor Augen hält, wie unglaublich peinlich das für Döpfner ist. Einer, der Friede Springer der Sohn zu sein versucht, den sie nie hatte und der um ihrer und Papa Axels Anerkennung willen zu den bösen Jungs von gegenüber geht und verlangt, dass sie sich gefälligst zu entschuldigen hätten. Für die Schläge, zu denen sie Papa Axel und seine Schergen provoziert hätten.

Und nun das: Häme und Spott über das politisch mächtigste Verlagshaus des Landes. Das völlig unnütz die Geister der eigenen Misere wachrüttelt und in der Gänze seines patriarchalen Definitionsanspruchs scheitert. An ein paar knitterigen 68ern, die noch immer schlauer sind als Springer. Man bedaure, dass es nicht zur Auseinandersetzung mit den „damaligen Gegnern“ gekommen sei, heißt es aus dem Verlag. Allein dieser Satz ist einen Molli wert – als hätte Springer heute keine Gegner mehr.

Aber nicht nur bei Springer sieht es arg aus, auch einen Böllerwurf entfernt, bei Sat.1 liegen die Versehrten in der Grube. Sabine Christiansen und Stefan Aust haben mit ihrer „Sat.1-Arena“ die Fünfprozenthürde nicht geschafft und machen einen arg derangierten Eindruck. Hatte man bei Peter Turi noch den schönen Satz von Christiansen lesen können: „Ich dachte, ich hätte mein Haltbarkeitsdatum überschritten“ – was man natürlich auch dachte, kann man nun über das Versagen zweier gestandener Fernsehstrategen staunen. Vielleicht ist aber auch das Konzept einfach zu oll. „Hölzern“ ist die Formel, die Kritiker einhellig für das Format gefunden haben, währenddessen „Das perfekte Promi-Dinner“ selbst mit einem Vergessenen wie Peter Orloff (Sänger) 8,1 Prozent Marktanteil absahnte. Vielleicht hätten Sabine und Stefan kochen sollen? Zu Guttenberg rührt und Lafontaine schlägt Schaum, und dabei plaudern sie über Manager-Boni und Mindestlöhne?

Aber, wir wollen nicht unken, sondern nach vorn blicken: Das US-Magazin Entertainment Weekly plant laut Medienberichten, seine September-Ausgabe mit einem Folien-Display zu versehen, auf dem Werbebotschaften gebannt sind. Nun weiß man das bei Springer: Von den Amis lernen heißt siegen lernen. Da wäre es doch super schlau, Döpfner spränge auf den Folien-Zug auf. So ließe sich der Zeitschriftenkrise begegnen, ließen sich Bewegtbildträume umsetzen. Da lohnt es sich sogar, ein neues Magazin zu lancieren: „Blamage – das Magazin für Peinlichkeiten“ etwa. Mit einer Exklusiv-Serie auf Video könnte man den Lesern viel Nutzwert bieten. Erste Folge: „Die Patzer-Polizei – Entschuldigung für Anfänger“. Und damit zurück nach Berlin!

Hinweis:SILKE BURMESTER berichtet jeden Mittwoch von der MEDIENFRONT.Anonyme Hinweise? kriegsreporterin@taz.de