ROT-ROT IST KEIN TABU MEHR : Kritisches Sichbeschnuppern von Sozis und Linken
Die Berliner Vorsitzenden von SPD und Linken, Jan Stöß und Klaus Lederer, haben die Öffnung der Bundes-SPD zur Linken begrüßt. „Ich halte dies für einen richtigen und fälligen Schritt vorwärts“, sagte Stöß am Mittwoch. SPD-Chef Sigmar Gabriel wisse, „dass er für ein Ende der Ausschließeritis bei uns sehr breite Unterstützung hat“. Der 40-Jährige hatte schon früh Rot-Rot-Grün als Machtoption gefordert. Lederer sagte, es sei gut, wenn die SPD beginne, „endlich die Realität zur Kenntnis zu nehmen“. Die SPD will beim Bundesparteitag vom 14. bis 16. November in Leipzig einen Leitantrag beschließen, der die strikte Ablehnung von Rot-Rot beendet.
Stöß als Vorsitzender des eher linken Berliner Landesverbands will für den 26-köpfigen Parteivorstand kandidieren. Dafür tritt der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit nicht mehr als Gabriels Stellvertreter an. Die Berliner stellen auf dem Parteitag 20 von 600 Delegierten.
Stöß wie Lederer appellierten an die jeweils andere Partei, sich zu bewegen. Die Linke dürfe nicht mehr „ausgerechnet in der Sozialdemokratie ihre Hauptgegnerin sehen“, so Stöß. „Gerade die Vollendung der sozialen Einheit ist ein gemeinsames Ziel, an dem beide in unterschiedlichen Rollen arbeiten sollten.“
Lederer forderte „Gespräche auf Augenhöhe“. Es gehe „nicht um eine Audienz bei Hofe oder Unterwerfungsgesten – es gehe darum, Perspektiven für einen Politikwechsel, für soziale Gerechtigkeit, ökologischen Wandel und mehr Demokratie und Bürgerrechte herzustellen“. (dpa)