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Archiv-Artikel

RHETORIK-KURSE MÜSSEN HER – AM BESTEN FÜR DEN GANZEN DFB Deutschland sucht den Trainerproll

Der Bundestrainer hat gesprochen. Das schafft Probleme, für Völler und auch für den Deutschen Fußballbund (DFB). Immerhin ist der Teamchef die journalistischen Aushängeschilder eines 75 Millionen Euro schweren Hauptmedienpartners – wie Völler selbst zugibt – „derb“ angegangen.

Den Frontalangriff auf die Duz-Maschine Waldi Hartmann, der völlig geschockt auf einmal sogar siezen konnte, lassen die meisten Zuschauer schenkelklopfend durchgehen. Was nun Gerhard Delling und Günter Netzer angeht, so sieht die Sache schon anders aus. Beide gehen zu Recht kritisch mit den Spielen der deutschen Auswahl um. Das ist ihre Pflicht und nebenbei auch nicht ohne Pikanterie, kritisieren sie doch gleichzeitig das eigene Produkt. Sie haben völlig verdient im Jahr 2000 den Adolf Grimme Preis dafür bekommen, dass sie neben Marcel Reif zu den wenigen gehören, die sowohl inhaltlich als auch journalistisch ihrer – immerhin öffentlichen – Aufgabe gerecht werden.

Wenn es, wie zu hören ist, schon seit drei Jahren im Manne des Volkes, Rudi Völler aus Hanau, brodelt ob der permanenten Kritik, hätte er genauso viel Zeit gehabt, eine adäquate Form für seine Abrechnung zu finden. Womit wir beim DFB und seinen Angestellten wären. Gerhard Meier-Röhn z. B., einer der Pressechefs, ist nun einmal nicht, ich sach mal, Blairs PR-Berater Alistair Campbell. Vielleicht ist er ja gut in der Betreuung von embedded journalists wie Waldi und Rubi, in vorausschauender Sorge um seine exponierten Angestellten scheint er allerdings kein Konzept entwickelt zu haben. Mit ein bisschen mehr Gefühl für die Möglichkeiten hätte man den Auftritt des Teamchefs noch viel „sexyer“ machen können. Das hätte in der Tat große Samstagabendunterhaltung werden können, so aber war’s einfach nur deutsch, deftig und unelegant: „Deutschland sucht den Trainerproll“. Jetzt müssen Krisen-PR-Seminare plus Rhetorikkurse her – am besten für den gesamten DFB.

HEINZ GÜNTER CLOBES

Der Autor leitet die Adolf-Grimme-Akademie in Marl