: RENTNER MEISNER PRIVAT: PRIMITIV, ABER PÜNKTLICH
Der ehemalige Kölner Kardinal Meisner hat seinen „Abschied von der Macht nach eigenen Worten gut verkraftet“, stoßseufzte die Agentur dpa gestern erleichtert, nachdem sie beim allerkatholischsten Privatier der Domstadt auf einen Schluck Messwein und einen Leib Christi zu Besuch war. Es besteht also vorerst keine Gefahr, dass sich der erschreckend rüstige Alt-Kleriker doch noch spontan zum Gegenkardinal erklärt, linksrheinisch die Theokratie ausruft und mit Drohnenbeschuss vom Amerikaner zur Räson gebracht werden muss. Vielmehr geht der gelernte Betonkopf harmlosen Rentnerbeschäftigungen nach. Meist lehnt Meisner im Fenster seiner Wohnung mit Domblick, exkommuniziert Falschparker oder predigt in einer nahe gelegenen Eckkneipe den mühselig Besoffenen. Nur mit dem Bahnfahren hapere es, erzählte der chauffeurgewohnte Kirchensenior. Erst neulich habe er feststellen müssen, dass der letzte Kreuzzug bereits vor Jahrhunderten abgefahren sei. „Die Bahn in der DDR, die war zwar primitiver, aber wenigstens pünktlich“, verkündete der emeritierte Kardinal erstaunlich ostnostalgisch.