RENTMEISTER TRITT VON DER SPITZE DES SACHSENHAUSEN-KOMITEES ZURÜCK : Am Ende sind alle beschädigt
Es gibt einige Merkwürdigkeiten im Fall Hans Rentmeister. Der Generalsekretär des Internationalen Sachsenhausen-Komitees ist zurückgetreten, weil öffentlich wurde, dass er über Jahre hauptamtlich als Offizier der Stasi tätig war.
Unverständlich ist einerseits, wie diese Tätigkeit über Jahre der Öffentlichkeit verborgen blieb, obwohl selbst Hobbyhistoriker durch einfache Recherche im Internet Stasi-Hauptamtliche enttarnen können – hat die Vita Rentmeisters schlicht niemanden interessiert? Merkwürdig ist andererseits, wie die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten ebenfalls von dieser Nachricht „völlig überrascht“ wurde – und sie umgehend die Zusammenarbeit beendete. Prüft die Stiftung so wenig die Menschen, mit denen sie eng zusammenarbeitet. Oder wollte man es nicht so genau wissen?
Schließlich noch der Zeitpunkt der, sagen wir, Enttarnung von Rentmeister – kurz nachdem er einen skandalösen Auftritt von Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm bei einer Gedenkfeier im früheren KZ Sachsenhausen heftig öffentlich kritisiert hatte. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Das Bittere an der Affäre ist zudem, dass Rentmeister mit seiner Kritik an Schönbohm, der mal nebenbei die Opfer der Nazis und der DDR gleichstellen wollte, durchaus Recht hatte. In der Gedenkpolitik ist Trennschärfe unabdingbar – und der CDU-Hardliner Schönbohm wollte bewusst die Grenzen verwischen: zwischen den NS-Tätern, die im Speziallager nach dem Krieg unter den Sowjets litten, und den Opfern genau dieser Täter.
Der Falsche hat das Richtige gemacht – ebenso wie es richtig war, dass Rentmeister zurückgetreten ist von seinem Amt im Sachsenhausen-Komitee. Als Sohn eines Opfers verfügte er sowieso nur bedingt über Autorität. Und die wäre ihm nach Bekanntwerden seiner Stasi-Vergangenheit noch mehr abhanden gekommen. Am Ende sind alle beschädigt: Rentmeister, das Sachsenhausen-Komitee, die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und Schönbohm. Und das Gedenken an die so unterschiedlichen Opfer des KZs und des Speziallagers ebenso. PHILIPP GESSLER