RADIODAYS: Donnerstag
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„Bleiben Sie an Ort und Stelle — Warten Sie auf Anweisungen!“ lautete der Befehl, den das Alliierte Oberkommando am 5.Mai 1945 in der BBC über den Äther schickte. Gemeint waren damit die rund neun Millionen AusländerInnen, die sich bei Kriegsende unfreiwilig in Deutschland aufhielten. Diese Menschen wurden vom einstigen ZwangsarbeiterInnendasein zum zweifelhaften Status der „Displaced Persons“ (DPs) umdefiniert. Für viele von ihnen sollte der Wartezustand jedoch nie zu Ende gehen. Da viele der osteuropäischen Heimatländer jetzt unter stalinistischer Regierung standen, blieben die „DPs“ in Deutschland. Eine Sendung des WDR3 beschreibt ab 21 Uhr den Weg dieser Menschen aus den Lagern des Dritten Reiches in die bundesdeutsche Nachkriegsgesellschaft.
Wer mehr auf geistreiche Unterhaltung eingestellt ist, kann sich zur gleichen Zeit, um 21 Uhr) beim WDR2 an Eine Fahrt in die schönen Schluchten unserer Klischees anschließen. Schräg passend zur Weihnachtshektik tischt Manfred Mauerbrecher am Mikrofon Kitsch vom Feinsten auf. Natürlich ist die Gesellschaftsparodie nicht bloß auf seinem Mist gewachsen: Hochkarätige Zuträger sind Woody Allen, Hildegard Knef, Günter Eich und Peter Handke.
Ein Mathematiker träumte vor einhundert Jahren unter dem Pseudonym Lewis Carrol davon, durch den Spiegel in andere Welten vorstoßen zu können. Da ihm trotz aller Begabung für so ein Unternehmen die technischen Voraussetzungen fehlten, griff er zur Feder. Das Resultat hieß damals Alice im Wunderland. Heute heißt es Cyberspace. Uns mit der späten Geburt Begnadeten ist's nun möglich, durch den Computerbildschirm in 3-D-Welten einzutreten. Zur Ausrüstung sind nur Handschuhe und Helm nötig. Matthias Bröckers begibt sich beim SFB3 auf eine Reise in die Computerwirklichkeiten der Zukunft. Und wer schon immer etwas darüber wissen wollte, kann sich um 23 Uhr anschließen.
Der französische Journalist Gilles Perrault ging dem wichtigsten Nachrichtennetz des Zweiten Weltkrieges nach. Seine Recherchen veröffentlichte er 1967 unter dem Titel Auf den Spuren der Roten Kapelle. Er spürte Überlebende dieser Organisation in aller Welt auf und befragte sie zu ihren Aktivitäten. Zudem gelang es ihm, den totgeglaubten Grand Chef zu finden, Leopold Trepper, der der Gestapo entkam und in stalinistischen Lagern gefangengehalten wurde. Doch Perrault forschte weiter und tat noch mehr Zeitzeugen auf. Nun erscheint die erweiterte Ausgabe des spannenden Buches, und die wird beim DS-Kultur um 23.20 Uhr unter die Lupe genommen.
Anläßlich des fünfzigsten Geburtstages von Frank Zappa zeigt der WDR3 in einer Laudatio, daß dieses „enfant terrible“ auch in Würden alterte. Eine Klangcollage wendet sich nicht nur an das Rockpublikum, sondern mit Frank Zappas Orchester- Oeuvre auch an gesetztere HörerInnen. Hier gibt es Werke, die von Pierre Boulez höchstpersönlich dirigiert wurden. Zudem wird der Wirkungsradius des „Bürgerschrecks“ einmal klar umrissen: Denn wer wußte schon, daß Václav Havel sich damals in den dunklen Zeiten der Tschechoslowakei Mut von Zappa holte? Mehr gibt's ab 20.15 Uhr in Music comes from composers — not musicians.
Friedrich Glauser hieß der Schöpfer von Fahnderwachmeister Studer, der 1935 in Zürich aus der Taufe gehoben wurde. Hier entstand eine Krimifigur, die es durchaus mit Philip Marlowe aufnehmen kann. Kein Wunder, denn Glauser war als Exfremdenlegionär und Ziehsohn des Surrealisten Hugo Ball ein Autor mit allerbesten Referenzen. Beim SWF1 gibt's um 21 Uhr eine Kostprobe seiner Kunst mit Die Fieberkurve.GeHa
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