■ Querspalte: FJS als Marken- produkt
Mensch, Deutsche Post AG, Ihr lernt es wohl nie. Da jammert und jault Ihr die ganze Zeit, weil sich die ausländischen Sammler nicht gerade mit Begeisterung auf deutsche Briefmarken stürzen, und jetzt das: Franz Josef Strauß auf 25 Millionen Postwertzeichen. Erst kürzlich durfte Euer Lutz Richter, der mit dem schönen Titel „Marketing-Experte der Abteilung Philatelie der Generaldirektion der Deutschen Post AG“ noch diskret zurückhaltend formulieren, „bezogen auf den Auslandsabsatz waren unsere Briefmarken bislang ein relativ schwergängiges Produkt“, nur um jetzt festzustellen, daß es auch mit dem Inlandsabsatz mächtig hapert. Was habt Ihr erwartet? Wer die Kühnheit besitzt, alle Gesetze der Ökonomie außer acht zu lassen und das feiste Konterfei eines toten Politikers, der schon zu Lebzeiten nicht gerade ein Hochgenuß an Ästhetik war, als Massenprodukt auf den Markt zu werfen, der wäre in der freien Wirtschaft ein für allemal erledigt. Nur deutsche Beamte dürfen sich solch einen Blödsinn erlauben, ohne gefeuert zu werden. Ein Glück, daß ihr den größten Teil der FJS-Sondermarken nach Bayern gekarrt habt, aber ist es Euch nicht ein klitzkleines bißchen peinlich, wenn im Norden der Republik Scharen von genervten Schalterbeamten die Marken mit einem selbstbewußten „Nö, die will ich nicht!“ zurückgegeben werden? Mensch, Post, wer ein Produkt herstellt, der muß sich doch Gedanken machen, ob er es auch verkaufen kann. Tiere zum Beispiel kommen immer gut, oder packt doch mal ein kniffliges Kreuzworträtsel auf die Marken. Okay, okay, das Kind liegt schon im Brunnen, die 25 Millionen sind gedruckt. Was Ihr jetzt braucht, ist ein flotter Reklametrick. Also, Franz Josef Strauß war damals das meistgeliebte Haßobjekt des Landes. Dieses Gefühl muß verkaufsträchtig wieder hervorgekitzelt werden. Mein Vorschlag: Jeder, der eine FJS-Marke kauft, darf sie persönlich abstempeln. Das Portrait wird auf den Brief gepappt, und – rumms! – darf man ihm eins in die Fresse geben. Ihr werdet sehen, das kommt an. Karl Winter
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