■ Querspalte: Berliner Häuschen- kampf
Auf Berlins Straßen tobt der Telefonterror. Bereits mehrere Telefonhäuschen wurden in den letzten Tagen grausam gemeuchelt. Zuletzt gab es am Montag im PDS-regierten Ostbezirk Hellersdorf einen Anschlag auf einen dieser kleinen Kommunikationsstützpunkte. Zuvor suchten militante Telekom-Gegner schon im CDU-beherrschten Zehlendorf ihre Opfer.
Mit unfrankierten Bekennerschreiben bezichtigte sich eine anonyme Gruppierung – „Kommando Revolutionäre Pinkfarbene Telefon Zellen“ – der Taten. Diesmal keine Wochenendterroristen.
Die Telekom-Taktik, den sozusagen im Mondscheintakt agierenden Häuschenkämpfern beizukommen, scheint damit vorerst fehlgeschlagen zu sein. Dabei war die Sondermaßnahme der Telekom, am letzten Sonntag per Dauerbilligtarif die Massen an die Apparate zu locken, gar nicht so dumm. Sparwütige Anrufer in den Zellen als lebende Schutzschilde gegen die Terrorbanden!
Eigentlich stammt die Idee aber aus Holland, wo der Coup vor kurzem in einem kleinen Ort vorgemacht wurde. Allerdings konnte man da ganz umsonst telefonieren, weil das immer noch billiger kam als die ewigen Reparaturen. Vielleicht folgte die gestrige Telekom-Ankündigung von Preisrabatten ja derselben Strategie.
Zu allem Unglück muß die Telekom gleich an mehreren Fronten den Klassenkampf abwehren. Auch die Gefahr aus dem Osten bedroht ihr Geschäft, und deutsche Kollaborateure mischen mit. Hatte doch der Mannheimer CD-Verlag TopWare 631 Chinesen vor Ort rekrutiert, um sie alle 119 deutschen Telefonbücher abtippen zu lassen, auf daß man einer Klage wegen Datenklau ruhiger entgegensehen könnte. Mit der Telefonnummern-CD-ROM zog TopWare tatsächlich das große Gewinnlos, die Billigscheiben der Pekinger Tippgemeinschaft gingen weg wie Telefongebühren im neuen Ortstarif. Auch unter dieser Nummer diesmal ein Anschiß für die Telekom. Gunnar Leue
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