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■ QuerspalteBüfA ist für alle da

„Na, wo malochst du denn so?“ „Wir machen Fahrräder. Morgens bringen sie den Stahl, aber am Ende kommt immer ein Maschinengewehr heraus.“ So ging es im Zweiten Weltkrieg. Im Osten war's friedlicher. Da gab es einst die Direktive: Weg mit der Unterversorgung! Stellt Konsumgüter her, fünf Prozent in jedem Kombinat, hieß das Produktionsziel. Was kam dabei heraus? Personenwaagen vom Schwermaschinenbau-Kombinat „Ernst Thälmann“: Konsumgut! Eiserne Kerzenleuchter vom Landmaschinenbau „Fortschritt“: Konsumgut! Holzkohle für den Gartengrill vom Braunkohlenkombinat „Lausitz“: Konsumgut! Das Bündnis für Arbeit: Konsumgut!! Alles eine Frage der Definition in der Schwerelosigkeit des massenmedialen Raums.

„Das Bündnis für Arbeit ist tot!“ hatte Gesamtmetallchef Stumpfe behauptet (22. 3). Da kannte er noch nicht den Abschluß in der Textilindustrie. Dort kriegen die ArbeiterInnen real weniger Geld und dürfen dafür real ihre Jobs behalten, jawoll! „Dieses Bündnis könnte ein Vorbild sein!“ (Gesamtmetall, 23. 3). Jetzt die Chemiebranche: fast eine reale Nullrunde, aber sichere Jobs – bis nächsten Februar. „Wir müssen miteinander reden!“ hatte Kohl erst kürzlich alle beschworen. Genau.

Deshalb läuft das „Bündnis“ jetzt als Fernsehserie (Konsumgut!). Jeden dritten Tag, 20 Uhr, ARD. Marketingexperten horchen auf: „Merchandising“, Sie wissen schon. Eine PR-Agentur bastelt gerade die passenden Gummipuppen. Stihl, Hundt und Stumpfe, dazu Zwickel, Schulte, Blüm und Kohl mit roten Nasen.

Demnächst beginnt auch der Verkauf knallgelber Nylonsporttaschen mit gewerkschaftsrotem Aufdruck: „Bündnis für Arbeit“, kurz: BüfA. Zu Tausenden auf den Markt geworfen, befriedigt die BüfA eine echte Nachfrage. Da paßt viel hinein. Praktisch. Zwickel geht nicht mehr ohne BüfA aus dem Haus. Und hat Stumpfe eins der Dinger zugesandt. Konsumgut „BüfA“ als Geschenk. So kann man doch zusammenkommen. Barbara Dribbusch

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