■ Querspalte: Kroepoek und Kotau
„Flädle“, „Spätzle“ oder „Maultäschle“? Auf die Dauer ist das langweilig: Friedlich mümmeln kann schließlich jedeR. Im Chinarestaurant „Goldener Lotus-Despot“ ist der Wahlbonner aus dem Schwabenland ein gern gesehener Gast.
Der Küchenchef freut sich, daß der Mann – entgegenkommend – nicht Kraus Kinker heißt und auch nichts mit der lästigen Gewerbeaufsicht „amnesty international“ zu schaffen hat, die ständig die wahren Ingredienzen von „Mönch-Massaker in Mandarinensauce“ und „Bami- Tibet-Tod“ zu ergründen sucht. Die Menschenrechtsmafiosi haben nämlich weniger Interesse an Goldfischen als an den Tibetern, die in der Küche, an den Wok gefesselt, vom „Sino-Tibetischen-Dialog“ nicht einmal träumen dürfen.
Der stets lächelnde Entenbrutzler aus Peking hat's nicht so mit der deutschen Politiklandschaft, und so ist ihm die Partei „Fuck Democracy and Peace“ äußerst sympathisch. Liberalix kümmern derartige Mißverständnisse (?) wenig, schließlich darf man jetzt die Beziehungen nicht gefährden. Der Dalai Lama ist ja bloß irgend ein Guru; was ist schon ein Friedensnobelpreis? Wen interessieren schon „Exilregierungen“, wenn wir eine ordentliche Diktatur mit zuverlässiger Folter und regelmäßigen Hinrichtungen kriegen können.
Wir wollen was Reelles: Atomversuche statt Gebetsschals! Eine „kluge und weitsichtige“ Politik des Kanzlers also, die keine vordergründige Humanitätsduselei bedient – das ist ohnehin nur was für das reiche Abendland. Im übrigen gilt: Andere Kulturen, andere Sitten.
Selbstbestimmungsrecht? Menschenrechte? Das ist eindeutig „kontraproduktiv“! Der Bundesaußenminister genießt ohne Magendrücken und Völlegefühl seine Frühlingsrolle, Kroepoek und Tsing-Tao-Bier für die „Sino-Germanische“ Völkerverständigung und nach dem Rülpsen zur besseren Verdauung ein Alibi-Digestiv: „Des Büro vun dr Stiftung müßt 'r aber wieder uffmache ... gell!“ Suzanne Barkawitz
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