■ Querspalte: Spiel nicht mit den Kelly-Kids!
Nee, nee, nee, Niedecken, das kannst du deiner Großmutter erzählen – daß du und deine BAPisten die Kelly Family „zufällig“ im Studio getroffen habt. Und rein zufällig latschte dann auch noch die Nervensäge der Nation, Nina Hagen, am Rhein entlang und erzählte jedem, der es nicht hören wollte, daß sie gerade von einem Ufo entführt worden war, in dem Alfred Biolek, nur mit Schürze bekleidet, den Boden schrubbte. Auch sie landete dann „zufällig“, wie eure Firma EMI behauptet, hinterm Studiomikro.
Die Kölner Hausbootbewohner des weitverzweigten Kelly-Clans – um es kurz zu machen: Angelo, Maite, Paddy, Barby, Joey, Jimmy, Patricia, Johnny und Kathy – traten als „Polizeichor“ an. Und du, Niedecken, hattest rein zufällig die Noten des Pogues-Weihnachtssongs dabei und, als routinierter Dylan-Übersetzer, natürlich auch eine Übersetzung vom Pogueschen ins Kölsche parat. Kostprobe? Heißt es bei Shane McGowan: „And the bells were ringing out for Christmas-Day“, wird daraus in deiner „Weihnachtsnaach“: „Frohe Weihnachte, ich drink op dich un mich, wat hammer Plän jehatt! Wie'n Seifenbloos jeplatz.“ „Du Penner, du stinkje Wildsau“, antwortet Nina Hagen dem Kelly-Chor. Schade, daß Biolek nicht noch zufällig im Studio vorbeikam.
Aber alles nicht so schlimm, Niedecken, auch daß du selbstlos auf dich selbst anstößt, finden wir o.k. Immerhin haben eure ultratreuen Fans trotz geplatzter Seifenblasen und einer ausgedehnten Bahnhofsmission im BAP-Sonderzug eure neue Platte „Amerika“ ganz vorn in die deutschen Charts gebracht. Sogar Toni Torwart Schuhmacher bekennt: „BAP, ihr sitt en joode Mannschaft!“ Und wenn es dir peinlich ist, daß diese Kellys in Köln einfach so ins Studio platzen und nicht wieder gehen, müßtest du vielleicht deinen eigenen Sprößlingen mal den alten Degenhardt-Spruch „Spiel nicht mit den Kelly-Kindern“ einbleuen.
Denn die machen, wie du in deinem Sonderzug erzählt hast, mit den Kelly- Kids gemeinsame Sache und üben mit denen Schlagzeug. Andreas Becker
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen