QUERSPALTE: Unfallrisiko: Vertrauen
■ Wer Verkehrsregeln ignoriert, ist schneller und lebt sicherer
Ich fahre mit meinem Drahtesel verkehrtherum durch Einbahnstraßen, ziehe den Radwegen die Straße vor, ignoriere Straßenschilder und halte nicht vor roten Ampeln. Schneller könnte ich mich mit meinem Bike nicht durch eine Stadt schlängeln, die nur demjenigen Vorfahrt gibt, der sich auf vier Rädern bewegt — und nicht sicherer. Denn der Pedalritter, der die Straßenverkehrsordnung (StVO) mißachtet, vertraut auch nicht darauf, daß andere sich an Verkehrsregeln halten.
Selbst die Statistiker legen nahe, daß jene Radfahrer gefährlicher leben, die sich an die Anweisungen von Polizeipräsidenten halten. Bis zum Sommer vergangenen Jahres sollen von 24 getöteten Radlern 13 den Unfall verursacht, sich also verkehrswidrig verhalten haben. Doch sechs der 13 Getöteten waren Kinder und Rentner. Ihnen kann man kaum vorwerfen, Verkehrsregeln noch nicht oder nicht mehr zu durchschauen. Bleiben von den 24 Unfallopfern also sieben, die die Unfälle selbst »verschuldeten«. Elf aber wurden Opfer, weil sie sich darauf verlassen hatten, daß sich Auto- und Lastwagenfahrer an Straßenverkehrsregeln halten würden.
Ob man Regeln bricht, muß jeder selbst wissen. Ich habe mich entschieden. Mein Leben lang fahre ich »anarchistisch« rad. Einmal wurde ich angefahren — auf dem Radweg. Ich hatte darauf vertraut, daß der Autofahrer mich sehen würde. Dirk Wildt
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