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QUERSPALTEMisch, intervenieren Sie!

■ Ein offener Brief an Ex-Tiefbauamtsleiter Bernd Misch

Lieber Herr Misch, als ich im Frühjahr hörte, daß Sie Kreuzberg verlassen werden, hätte ich nie gedacht, wie sehr ich Sie vermissen würde, bis, ja bis ich im Sommer von der U-Bahn auf das Fahrrad umstieg und plötzlich brutal mit den Arbeitsergebnissen ihres ehemaligen Tiefbauamtes konfrontiert wurde.

Sie hatten den Laden doch so gut im Griff. Was haben Sie nicht alles für nette Sachen durchgesetzt: Die Radspur am Marheinekeplatz etwa, die sicheres Überqueren der Bergmannstraße garantiert; die von Ihrem Tiefbauamt erfundenen Spezialbügel, an die man das Rad mit dem Rahmen anschließen kann und nicht nur mit dem Reifen; die Radspur an der Kreuzbergstraße, die inzwischen sogar von Autos respektiert wird; ganz zu schweigen von der fabelhaften, Autos aussperrenden Verengung der Skalitzer Straße.

Kaum jedoch verließen Sie Kreuzberg, zerbröselten die Ergebnisse Ihrer Arbeit förmlich unter den Reifen. Der Radweg an der Yorckstraße ist praktisch zerstört: Ganze Krater voll märkischen Sands sind alle paar Meter in den Asphalt eingebrochen und zwingen einen zu fußgängerfeindlichen Ausweichmanövern. Die Möckernbrücke ist nun gesperrt. Gut, das mag nötig sein, aber warum müssen sich jetzt Radler auf wenigen Zentimetern zwischen Laternenpfählen und Betonstützen durchzwängen, wo es doch so leicht möglich gewesen wäre, den Bordstein wenige Meter daneben abzusenken? Vom Radweg an der Möckernstraße wollen wir gar nicht reden: Plötzlich endet er, die Radler im rechten Winkel den Autofahrern vor die Spoiler spuckend; zudem ist die Radwegausfahrt ständig — und auch noch legal! — zugeparkt. Die Baustelle Südstern mit ihren meterhohen Asphalthöckern ist für Radler nachgerade unzumutbar. Und die Baustelle Yorckstraße mit der blöden Sperrung an der Bautzener, da hätte man doch Radlern bequem die Durchfahrt erlauben können, die sie sich jetzt illegalerweise sowieso nehmen. Die Uhren in Kreuzberg gehen auch alle nicht mehr richtig, ist da das Tiefbauamt schuld oder die Hitze?

Herr Misch, Sie hätten einen Nachfolger bestellen sollen, bevor Sie Kreuzberg verließen. Aber nun sind Sie doch Abteilungsleiter beim Bausenator und haben die Fachaufsicht: Intervenieren Sie, bevor Ihr Lebenswerk zu Staub zerfällt! Eva Schweitzer

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