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■ QUERBILDF. T. W.

Dieser Landschaft würde man einfach alles abkaufen. Das Goldgelb der Kornfelder schießt in den Himmel wie in einem Spot für Corn Flakes, die Pferderücken dampfen wie in der Marlboro-Werbung. Diese Inszenierung der Landschaft Montanas als Gleitmittel für die Mythen der Warenwelt kommt nicht von ungefähr, denn Regisseur Michael Karbelnikoff verdiente sein Geld mit den weltweiten Werbekampagnen für Levis und IBM. Das nimmt Karbelnikoff in seinem zweiten Spielfilm nach dem Mafiaepos Die wahren Bosse auf. Nur werden in F.T.W. auch die Darsteller eher als Werbeträger geführt, und vor allem Mickey Rourke nutzt die Chance, sein Image zu wechseln.

Doch schon etwas in die Jahre gekommen, machte er zuletzt auch im Boxring keine schlanke Figur mehr. Karbelnikoff gibt dem alternden Rebell nun die Chance, sich als kreuzguter Cowboy vom Lande im aparten Dreck zu suhlen und allen Anfeindungen des Bösen zu widerstehen. Während Rourke als Frank T. Wells die eine Bedeutung des Filmtitel abdeckt, steht die andere auf der Faust von Scarlett Stuart (Lori Singer): Fuck the World. Die Welt ordentlich ficken will Stuart als Rest einer Bande, die aus ihrem Bruder und dessen Freund besteht, die beide mit dem Mädel schlafen.

Streichelte der Rodeo-Reiter Wells bisher nur sein Pferdchen, so ändert sich das mit dem ebenso resoluten wie fiebrig-nervösen Auftreten von Scarlett. Doch ihre hibbelige Wurstigkeit bedroht immer wieder den Versuch der beiden, ein ganz normales Leben zu führen. Während Wells sich von den wilden Pferden in den Matsch werfen läßt, zieht Singer die leichteren Einbrüche vor. Und dabei ist es bemerkenswert, wie die vorher so beruhigten Bilder plötzlich gewaltig pritzeln, wie die Bewegungen der Darsteller bei den Gewaltszenen zu bersten scheinen. So zeigt F.T.W. vielleicht unabsichtlich, daß die Beziehung von Werbespot und Gewaltdarstellung doch wesentlich komplizierter ist, als man bisher annehmen durfte.

Doch am Ende überwiegt doch der Drang, sich in eine Pauschalreise nach Montana einzukaufen, denn – wie gesagt – die Berge und Täler funkeln wunderbar im Licht Karbelnikoffs. vom

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