piwik no script img

Pumpspeicherwerk im SchwarzwaldÖko gegen Öko

Die einen wollen keine 70 Meter hohe Mauer, die anderen wollen die Stromversorgung sicherstellen. Lehrstück über ökologisch korrekten Protest gegen Ökostrom.

Energielieferant: Neben dem bestehenden Pumpspeicherwerk soll das neue entstehen. Bild: dpa

HERRISCHRIED taz | "Miine Auge gfallt Herrischried im Wald", so schrieb Dichter Johann Peter Hebel vor rund 200 Jahren über das 2.800-Einwohner-Dörfchen Herrischried im Südschwarzwald. Doch ein beträchtlicher Teil dieses Waldes soll nun abgeholzt werden. Denn die Schluchseewerk AG, eine Tochter der Energieversorger RWE und EnBW, plant im Hotzenwald, nahe der Schweizer Grenze, das deutschlandweit größte Pumpspeicherwerk.

Klaus Stöcklin, klein und grauhaarig, steigt am Herrischrieder Marktplatz, an dem auch der für die Einwohner wichtige Satz des Dichters steht, in sein Auto. Stöcklin erklärt während der kurzen Fahrt hoch zum Hornbergbecken I, dem Oberbecken eines bestehenden Pumpspeicherwerks, die Gegend. Er zeigt auf den 1.020 Meter hohen, dicht bewaldeten, Abhau genannten Berg: "Den wollen sie köpfen und aushöhlen wie ein Frühstücksei."

Um Platz für das neue Pumpspeicherwerk zu schaffen, muss die Spitze des Abhaus weggesprengt werden und eine riesige Betonwanne gebaut werden. 1.100 Meter lang und 366 Meter breit soll das Hornbergbecken II werden, 9 Millionen Kubikmeter Wasser sollen hineinpassen. "Das muss man sich mal vorstellen", sagt Stöcklin, "die Bodenseeinsel Mainau oder drei Mal die Münchner Allianz-Arena würden da hineinpassen."

Hoher Wirkungsgrad

Pumpspeicherwerke gelten momentan als die einzigen Energiespeicher und sind für die sichere Stromversorgung unverzichtbar. Außerdem erzeugen sie keine CO2-Emissionen. Das Prinzip ist einfach: Wird Strom gebraucht, wird aus dem Oberbecken Wasser durch einen meterdicken Druckschacht in ein Kavernenkraftwerk tief im Berg geleitet. Dort fällt das Wasser auf eine Turbine, die einen Generator antreibt, der Strom erzeugt.

Ist zu viel Strom im Netz oder der Strom gerade besonders günstig, wird das Wasser vom Unterbecken ins Oberbecken zurückgepumpt. Somit funktioniert ein Pumpspeicherwerk wie ein riesiger Akku und kann einen Wirkungsgrad von bis zu 80 Prozent erreichen.

Doch Pumpspeicherwerke brauchen Gefälle - und Platz. "Die Bedingungen im Hotzenwald sind optimal", sagt Schluchseewerk-Sprecher Peter Steinbeck. Nirgendwo sonst sei eine solche Fallhöhe, rund 600 Meter, gegeben, nirgendwo sonst sei das Verhältnis von Kraftwerksleistung und Flächenbedarf so gut wie hier. Die Schluchseewerk AG betreibt im Südschwarzwald fünf Pumpspeicherwerke, damit deckt sie ein Viertel der deutschen Pumpspeicherwerksleistung.

"Für die Zukunft der erneuerbaren Energien sind wir auf Pumpspeicherwerke angewiesen, sagt Steinbeck. Das Pumpspeicherwerk soll eine Leistung von 1.400 Megawatt haben, vergleichbar mit einem mittelgroßen Atomkraftwerk. Drei Millionen Menschen kann das Pumpspeicherwerk damit kurzfristig mit Strom versorgen.

Doch dafür müssen insgesamt etwa 150 Hektar Wald abgeholzt werden - oben für das Hornbergbecken II und unten, wo für das Unterbecken ein ganzes Tal geflutet werden soll. Fünf Jahre sollen die Bauarbeiten dauern, bis das Pumpspeichwerk im Jahr 2019 in Betrieb gehen könnte. Rund 1,2 Milliarden Euro will die Schluchseewerk AG in den gigantischen Speicher investieren.

Sorgen um das Moor

Am Parkplatz in Atdorf wartet Marion Mainx neben ihrem grünen klapprigen Golf. Sie ist Mitglied der Bürgerinitiative (BI) Atdorf, Stöcklin ihr Vorsitzender. Die beiden 67-Jährigen kämpfen seit Bekanntwerden der Pläne gegen das Pumpspeicherwerk. Die Initiative zählt fast 500 Mitglieder und für die beiden Apotheker im Ruhestand ist die Arbeit für die Initiative zum Vollzeitjob geworden.

Mainx zieht eine große Landkarte aus ihrer Handtasche. Die zierliche Frau versucht dem Wind zu trotzen und breitet die Karte auf der Autohaube aus. Die beiden Becken sind rot eingezeichnet. "Hier, am Rand des Abhaus, ist ein Fauna-Flora-Habitat-Gebiet, ein Moor, das sein Wasser von den örtlichen Quellen speist und das austrocknen könnte", sagt Mainx. "Dort leben über 40 geschützte Arten, darunter der besonders seltene Steinschmätzer."

Die Schluchseewerk AG wird Ausgleichsflächen für die betroffenen Flächen schaffen müssen und konnte dafür schon mehr als 400 Waldbesitzer aus der Region finden, doch für Stöcklin und Mainx ist die Gegend unersetzbar.

Ein schmaler gepflasterter Weg führt vom Parkplatz zum Hornbergbecken I. Es ist ruhig, Schmetterlinge flattern am Wegrand. Oben angekommen, umrahmen hohe Zäune das große graue Becken. Schwimmen ist hier verboten. Stöcklin zeigt auf den Rand des Abhaus. "Dort sind die Schwandquellen", sagt er, "ihr Wasser fließt nicht nur in das FFH-Moor, auch die Gemeinden Rickenbach und Herrischried beziehen von dort große Teile ihres Trinkwassers."

Mitarbeiter befangen

Die Gemeinderäte der beiden Gemeinden haben das Trinkwasserschutzgebiet aufgehoben und die Trinkwasserversorgung an die Schluchseewerke überschrieben. An den Abstimmungen nahmen auch Mitarbeiter der Schluchseewerk AG teil. Da die Bürgermeister der beiden Gemeinden schon kurz danach die Verträge mit den Schluchseewerk AG unterschrieben, sind diese Beschlüsse rechtskräftig - auch wenn die abstimmenden Mitarbeiter nach Intervention der Bürgerinitiative für befangen erklärt wurden.

"Diese unrechtmäßige Entscheidung werden wir auf jeden Fall ins Planverfahren einbringen", sagt Stöcklin. Heute dürfen Mitarbeiter der Schluchseewerk AG und ihre Verwandten nicht mehr an Abstimmungen, die das Pumpspeicherwerk betreffen, teilnehmen.

Um die Genehmigung für ein Projekt wie das Pumpspeicherwerk zu bekommen, ist ein positives Raum- und Planstellungsverfahren nötig, dafür musste das Trinkwasserschutzgebiet aufgehoben werden. Der Raumordnungsbeschluss wurde im Dezember 2010 vom Regierungspräsidium in Freiburg für machbar erklärt, dagegen läuft die Bürgerinitiative Sturm. Das folgende Planfeststellungsverfahren, gegen das auch geklagt werden kann, beginnt nach Abschluss eines runden Tisches Anfang des Jahres 2012.

"Das Projekt ist politisch gewollt und wird von oben nach unten durchgedrückt", sagt Ruth Cremer-Ricken, "obwohl der Standort gänzlich ungeeignet ist." Die Vorsitzende des Kreisverbandes Waldshut von Bündnis 90/Die Grünen wohnt im Kurort Bad Säckingen; nur wenige Kilometer entfernt soll das Haselbachtal inklusive eines Erholungswaldes für das Unterbecken weichen. Dafür muss eine 70 Meter hohe Staumauer gebaut werden, sie könnte die höchste der Bundesrepublik werden.

Cremer-Ricken sagt: "Das Raumordnungsverfahren war eine Farce." Die Schluchseewerk AG habe sich nicht auf eine Diskussion über Alternativen eingelassen, der Gemeinderatsbeschluss über das Trinkwasser sei rechtswidrig. "Man kann so ein Verfahren ja auch verlieren, aber man muss das Gefühl haben, dass die Planungsprozesse sauber, korrekt und vollständig sind", sagt die 53-jährige Biologin.

Arbeitsplätze sind bedroht

Das Projekt Atdorf erfährt in der Landes- und Bundespolitik große Zustimmung: Bei einem Wahlkampfbesuch im nahen Waldshut im Mai sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel: "Für die erneuerbaren Energien zu plädieren, aber gegen neue Pumspeicherkraftwerke zu sein, ist inkonsequent."

Cremer-Ricken vertritt lokale Bedenken. Die Planung für die Autobahn 98 führt durch das Haselbachtal, zudem seien Arbeitsplätze in Bad Säckingen bedroht. "Wer macht dort schon eine Kur, wenn er eine gigantische Baustelle vor der Nase hat?"

Aus seinem Rucksack packt Stöcklin einen Aktenordner heraus, etliche haben seine Mitstreiter und er in den vergangenen Monaten angelegt und durchgearbeitet und viele werden noch kommen. Den Vorwurf der Vorgartenpolitik will er nicht gelten lassen. "Wir sind kein versprengtes Häuflein von Esoterikern, in der Initiative sind unter anderem Geologen und Biologen, wir sind eine Gruppe Experten mit Sachverstand", sagt er.

Stöcklin bezweifelt, dass die Notwendigkeit eines Pumpspeicherwerks überhaupt gegeben ist. Die Region verkomme zur Energielandschaft, die Bürgerinitiative fordert, Strom aus Norwegens zu beziehen - dort gäbe es ebenfalls geeignete Standorte für Pumpspeicher. Die Schluchseewerk AG wolle Atom- und Kohlestrom reinwaschen, sagt Mainx, daran ändere auch der Atomausstieg nichts. Als Blödsinn bezeichnet das Schluchseewerk-Sprecher Steinbeck. "Spätestens jetzt kann es doch keinen ernsthaften Zweifel mehr geben, dass es uns um den Umbau hin zu erneuerbaren Energien geht."

Steinbeck versucht, diese und weitere der mehr als 1.000 Einwendungen, die gegen das Raumordnungsverfahren eingebracht wurden, wegzuwischen: Seetone, die den Boden im Staumauerbereich zahnpastaweich machen? "Kratzen wir raus, bis wir auf Fels und Gneis stoßen". Erdbebengefahr? "Kein Problem, wir würden diese Mauer nicht genehmigt kriegen, wenn sie zu gefährlich wäre. An der Sicherheit wird nicht gespart." Arsen im Gestein? "Kleine Mengen, die werden in die Staumauer eingearbeitet und auf Deponien gebracht."

Von der BI ertappt

Steinbeck räumt aber auch Fehler der Schluchseewerk AG ein. So habe man sich für eine tiefer als geplante Bohrung eine mündliche Genehmigung eingeholt, nötig wäre eine schriftliche gewesen. Es sei natürlich "unangenehm" gewesen, dass man von der Bürgerinitiative, die die Bauarbeiten kontrollierte, dabei erwischt worden sei.

Von Herrischried geht es durch kleine Dörfer und dunkle Wälder hinunter nach Öflingen. Mainx parkt am Fußballplatz des örtlichen Sportvereins. Sie wohnt nicht weit entfernt und geht hier oft spazieren, daher bemerkt sie die Veränderungen im Wald. Sie zeichnet eine lange Linie in die Luft. "Das alles wird dann eine riesige graue Staumauer sein", sagt sie und biegt auf einen kleinen Trampelpfad in den Wald ab.

Bei einem von hellgrün leuchtenden Pflanzen bedeckten Teich mitten im Wald bleibt sie stehen. "Das sieht hier doch aus wie am Amazonas", sagt sie schulterzuckend, "und das soll nicht schützenswert sein?"

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

15 Kommentare

 / 
  • N
    Nico

    Jetzt müssen die Grünen in Stuttgart liefern.

    Sie stellen den Ministerpräsidenten und den Energie-

    minister und verfügen über eine Energieunternehmen

    (EnBW) mit vier Kernkraftwerken.

    zwei hat Frau Merkel stillgelegt.

    Jetzt ist Kretschmann und Untersteller dran.

    Es geht jetzt nicht mehr um Parteitagsbeschlüsse,

    jetzt muß umgesetzt werden.

    Mit einer grünen Basis ist das nicht zu schaffen,

    deshalb bettelt Kretschmann schon bei den Schwarzen

    um Unterstützung, lobt Frau Merkel.

    Das Neue Bewußtsein von Erhard Eppler ist schön

    im Feuilleton einer Zeitung in der Realität, stoßen

    die Interessen hart aufeinander. Wenn dann noch die

    Kosten kommen, fühlen sie sich angstbekommen, werden Grünen noch ihr soziales Empfinden entdecken.

  • N
    Nico

    Ach wie war es doch vordem

    mit Kernkraftwerken so bequem.

    Merkel macht es richtig, wenn

    75% der Bevölkerung den Ausstieg

    aus der Kernenergie wollen, sollen

    sie ihn haben.

    Und die Grünen, die das immer wollten,

    dürfen den Ausstieg jetzt umsetzen

    und an forderster Front kämpfen.

    Und schon kneifen die ÖKOromantiker.

    Jetzt heißt es schaffe net schwäze.

    In Baden-Württ. sind vier Kernkaraft-

    werke zu ersetzten. Und zwar nach Auf-

    fassung der Grünen bis 2017.

    Die kriegen ja nicht einmal ein Pumpspeicher-

    kraftwerk gebacken.

  • W
    Wolfgang

    Nach dem der erste Grüne Ministerpräsident richtungsweisend klargestellt hat, dass wer Atommüll produziert auch bereit sein muss ihn möglicherweise vor der eigenen Haustür endzulagern und die Menschen dann zwangsläufig in der Nachbarschaft damit leben müssen, egal ob in Niedersachsen oder B-W; verschieben sich glücklicherweise bezüglich Nachhaltigkeit, Generationengerechtigkeit und Zukunftsorientierung immer mehr die Grenzen zwischen "pro und kontra".

    So geht es z.B. beim Atomaren Endlager nun, nachdem geklärt ist, dass die fortlaufende Produktion von Atommüll in absehbarer Zeit endlich gestoppt wird, nicht mehr darum für oder gegen ein Endlager zu sein. Es geht schlicht um die Frage, wo ist der Müll am sichersten Aufgehoben, so dass unsere Ururur...enkel noch glücklich in einer lebensintakten Umwelt aufwachsen können, und dabei muss es egal sein ob der Atommüll im Bayrischen Wald, im Wendland oder im Schwarzwald eingelagert wird.

     

    Als Kind bin ich über Monate mit meinen Eltern auf dem besetzten Atomkraftwerksbauplatz in Wyhl gewesen. Hier war vor über 30 Jahren ein entscheidender Ausgangspunkt für die Ökobewegung und auch die Partei "die Grünen" kann sich mehr oder minder bezüglich ihrem Gründungsimpuls auf Wyhl beziehen.

    Ich kann mich noch gut erinnern, wie "Hippistudenten", die als Dauerbesetzer auf dem Platz kampierten von der (durchaus sehr konservativen) Landbevölkerung täglich mit Essen versorgt wurden und dadurch Begegnungen zwischen zwei "Lebenswelten" entstanden sind, die ohne den gemeinsamen Kampf für die Umwelt so niemals stattgefunden hätten.

    Eines ist jedoch auch klar, während die Studenten für den Schutz der Welt und eine lebenswerte Umwelt späterer Kindeskinder, egal wo diese lebten kämpften, ging es den Bauern vom Kaiserstuhl und der Rheinebene verständlicherweise erst einmal um den Schutz ihrer nächsten Umgebung.

     

    Genau hier wird sich die wesentliche Änderung ergeben; in einer Gesellschaft, für die Umweltschutz und zukünftige Generationengerechtigkeit ein Grundprinzip ist, geht es nicht mehr um die Frage warum kommt etwas vor meine Tür und nicht vor Deine - Sondern es geht eben um die Frage, wo ist der sinnvollste Platz, so dass wir heute - und unsere Kinder morgen gut leben können.

    In diesem Sinne ist eines klar:

    Einer wird immer der Nachbar sein, egal ob es um Windräder, Stromleitungen oder wie im Bericht um ein Pumpspeicherkraftwerk wie im Hotzenwald, vor unserer Schwarzwälder Haustür geht.

     

    Übrigens, vor einen halben Jahr noch wäre ich gegen jegliche Form von Pumpspeicherwerken gewesen, da klar war, dass der Strom für das Hochpumpen des Wassers (z.B. beim Schluchseewerk) in der Nacht von den dauerlaufenden Atomkraftwerken erzeugt wird. Doch dieser Faktor wird jetzt anders und so weiß ich nicht, ob es gut oder schlecht ist ein so großes Pumpspeicherkraftwerk zu bauen, oder ob es nicht per se um die Dezentralisierung von Stromerzeugung durch Kleinkraftwerke geht, jedoch weiß ich, dass es überall eine schöne und schützenswerte Umwelt gibt.

    In diesem Sinne gilt, falls noch nicht geschehen weiter: wechselt zu Ökostromanbietern, wie z.B. die EWS im Schwarzwald! (www.ews-schoenau.de)

     

    macht es gut

     

    Wolfgang

  • B
    Beckenbauer

    @Samuel

     

    ... "nicht in vernunftfernen konzentrierten Anlagen der Großkonzerne".

    Und wem gehört die Schluchseewerk AG, die den Pumpspeicher bauen will? EnBW und RWE. Und der Speicher soll den Windstrom aus eben jenen Anlagen in der Nordsee konzentriert am anderen Ende Deutschhlands speichern. Und nebenbei natürlich die eigenen Grundlastkraftwerke wirtschaftlicher machen.

     

    Die neuen Kohlekraftwerke werden übrigens aus wirtschaftlichen Gründen im Norden gebaut. Eben dort, wo bereits die Windräder stehen. Jetzt reichen die Netze nicht mehr, den Strom in den Süden zu transportiern. Also wird der Ausbau der Netze gefordert (natürlich NUR wegen den Erneuerbaren). So ganz glauben kann man das nicht.

     

    Und dass wir in den nächsten 100 Jahren noch Pumpspeicher brauchen ist eine mutige Aussage. Vor 40 Jahren hieß es auch noch, dass zu jedem Telefon ein Kabel führen muss. Damaliger Stand der Technik.

  • S
    Samuel

    Pumpspeicherwerke sind extrem notwendig. Die Schwaben wollten auch jahrzehntelang AKWs und deren Konzerne im Ländle, aber nie deren Müll. Jetzt wollen sie angeblich Ökostrom, aber nicht das notwendige und mögliche leisten, was ist das für eine abnormale Scheinmoral. Deutschland braucht Pumpspeicherwerke, auch in den nächsten hundert Jahren, und die müssen dort gebaut werden, wo es optimalerweise möglich ist, wobei sie mit klugen Tourismuskonzepten kombiniert werden müssen. Betreiber müssen zudem staatlich und die Gemeinden sein, damit die Gewinne ebenfalls dem Staat zukommen.

     

    Zudem sind in Deutschland überall nach Möglichkeit dezentrale Anlagen zur Windenergie- und insbesondere Solarnutzung massenhaft zu schaffen, damit Alternativenergie dort vor Ort erzeugt wird, wo es ebenfalls sinnvoll ist und nicht in vernunftfernen konzentrierten Anlagen der Großkonzerne, so etwa in der Nordsee. Ebenso sind alle Kleinanlagen alle Dekaden mit solchen höheren Wirkungsgrades auszutauschen und die alten optimal zu recyclen, dafür ist ebenfalls die Infrastruktur zu schaffen.

     

    Hirnbenutzung hilft, auch im Schwabenländle.

  • DM
    Doc Mison

    Die BI möchte lieber Strom in Norwegen Pumpspeichern? Mal sehen was die dann zur HGÜ Leitung sagen?

    Wetten auch nein, weil es ja die Landschaft auch verschandelt. Genauso wie Windräder.

     

    Am besten ein schönes Braunkohlekraftwerk nach Herrischried setzen. Will man auch nicht? Na dann gibts nur eins: Strom abklemmen. Mal sehen was die Touristen dazu sagen.

     

    Wie? die kommen dann nicht mehr? sowas aber auch....

  • P
    PeterPaulM

    @SJedi

    was ist das denn für ein unqulifizierter und vor allem undifferenzierter kommentar.

     

    Klar muss man kompromisse eingehen, das steht außer frage und die forderung doch in schweden pupspeicherkraftwerke zu bauen ist sicherlich in diesem kontext absurd.

    Tatsache ist jedoch, dass bei vieln (politisch motivierten) Großprojekten, keine fachkundige und differenzierte erörterung der problematik und abwegung von vor- und nachteilen stattfindet.

     

    das problem im großen wie auch im kleinen ist, dass die bevölkerung meist, wenn sie denn überhaupt einbezogen wird, vor volendete tatsachen gestellt wird. so etwas hat vielleicht vor 30 jahren funktioniert, doch in einer informationstechnisch zusammengewachsenen welt geht das so nicht mehr.

    klar ist auch, dass nicht wegen jeder kleinigkeit gleich eine volksabstimmung abgehalten werden kann, das würde die handlungsfähigkeit der politik begraben.

     

    meiner ansicht nach muss ein guter mittelweg gefunden werden, und die bevölkerung schon frühzeitig mit einbezogen werden, das könnte sicherlich nicht alle aber einige konfikte in zukunft entschärfen.

     

    gruß

  • G
    Gnarv

    immer diese sinnlosen spekulanten-fuzzis. das die das prinzip von nachhaltigkeit und ökologie nicht vertehen, ist eine sache, aber wieso kommen die von ihrem superlativen-film nicht runter? eine wirklich ökologische lösung wäre dezentral und nicht derartig gewaltig, dass man einen berg verpflanzen und einen halben wald abholzen muss... was für ein schwachsinn.

    und kommentare wie "das muss man wollen, wenn man gegen atomkraft ist" zeigen nur, dass sich keiner mehr wirklich gedanken über eine umweltkonforme art zu leben macht, sondern nur den lobbyisten nacheifert, bzw. sein eigenes schlechtes gewissen wegen seiner/ihrer verschwendungssucht zu beruhigen.

    dann lieber doch den virus mensch abtöten - ach nein, das macht dieser ja schon ganz von allein :-P

  • J
    johnny

    nicht nötig, es gibt schon zwei, in genau 20 und 32 km entfernung, also in gediegener fukushima-sperrzonen-entfernung. und dafür braucht man halt auch den pumpspeicher, und zwar am besten vor ort. und sicherlich nicht für die windanlagen im norden, für deren strom man erstmal ein paar neue hochspannungstrassen bauen muss.

     

    es bleibt also schon die frage, ob es sinnvoll ist, anbetracht des zum gesamtbedarf an speicherkapazität geringen relativen beitrags ein für den kurbetrieb wichtigen grünzug volllaufen zu lassen. wenn am ende dann, schon alleine wegen des wasserbedarfs, trotzdem die trassen nach norwegen gebaut werden müssen.

     

    interessant ist dass dann schon vor allem für die schluchseewerke, die sind nämlich nur im schwarzwald.

  • J
    johnny

    nicht nötig, es gibt schon zwei, in genau 20 und 32 km entfernung, also in gediegener fukushima-sperrzonen-entfernung. und dafür braucht man halt auch den pumpspeicher, und zwar am besten vor ort. und sicherlich nicht für die windanlagen im norden, für deren strom man erstmal ein paar neue hochspannungstrassen bauen muss.

     

    es bleibt also schon die frage, ob es sinnvoll ist, anbetracht des zum gesamtbedarf an speicherkapazität geringen relativen beitrags ein für den kurbetrieb wichtigen grünzug volllaufen zu lassen. wenn am ende dann, schon alleine wegen des wasserbedarfs, trotzdem die trassen nach norwegen gebaut werden müssen.

     

    interessant ist dass dann schon vor allem für die schluchseewerke, die sind nämlich nur im schwarzwald.

  • M
    MarcelE

    Einige Argumente der BI können sehr wohl berechtigt sein, aber eines muss man eindeutig vom Tisch wischen:

     

    Die Gruppe sagt, dass das Projekt energiepolitisch überhaupt nicht notwendig ist, was angesichts steigender Speicherkapazitäten beim Ausbau der Erneuerbaren Energien (und insbesondere bei höherem Dezentralisierungsgrad mit weniger Stromleitungen, gegen die es natürlich auch Protest gibt - aber auch bei europaweiten Netzen braucht man Speicher) von der hand zu weisen ist, da die Speicherkapazität von Pumpspeicherkraftwerken, die heute die wichtigste Technologie für Großspeicher darstellen, in Deutschland fast ausgeschöpft ist und 1400 MW sehr wohl relevant ist, da wir heute nur 6600 haben und dies dann fast 20% sind! Bei mehr Erneuerbaren ist dieser Ausbau absolut notwendig, vor allem wenn es wenige Alternativen gibt.

    Am meisten kritisiere ich aber die Aussage, dass man auf diesen Einwand dann sagt, dass man die großen Kapazitäten in Norwegen, die es zweifelsohne gibt, als Argument nimmt bei sich zu hause kein Speicherkraftwerk zu bauen - dies zeigt schon eine Schwäche der Argumentation, denn wieso sollte es immer woanders und nie bei einem selbst zu Hause sein. Die Norweger wollen auch unberührte Natur, da sollte man nicht behaupten, dass das projekt dort so einfach wäre. Bloß nichts vor der eigenen Haustür… zudem bräuchte man für die batterie Norwegen, die ich absolut als Projekt befürworte, mehr Leitungen - aber die sind dann ja nicht im Schwarzwald. Man muss auch Kapazitäten vor ort nehmen und wenn diese nicht reichen und genutzt werden, erst dann kann man als Lokalbürger auf andere Gegenden verweisen.

     

    Wenn die Argumente aufgrund des naturschutzes in der Gegend derart stark sind, dann mag dies sein und muss dann auch berücksichtigt und nicht gebaut werden - aber in diesem Fall bräuchte man kein schwaches Pseudo-Neben-Argument, das nach genauem Hinsehen zerfällt, nennen.

  • KF
    Öko Fritz

    Wasch mich, aber mach mich nicht naß...

  • A
    AB0711

    Da muss ich SJedi Recht geben. Außerdem: In Österreich sind Staumauern von Pumpspeicherwerken auch beliebte Ausflugsziele (soviel zu den Gefahren im Tourismus)

  • AN
    Arno Nym

    Der größte See im Schwarzwald, der Schluchsee, ist erst wie er ist, seit dort in den 30er Jahren die Staumauer errichtet wurde. Aber im Gegensatz zu so einem Betonbecken kann man im Schluchsee baden und darauf segeln. Dieses Staubecken dürfte der Region dort einiges an Tourismus beschert haben. Es wäre also eine Idee, Tourismus und Pumpspeicher weiterhin zu verbinden?! Geht aber nicht, denn der Proteststurm wäre noch viel größer, wenn man ganze Täler fluten würde, wie das für den Schluchsee geschehen ist.

  • S
    SJedi

    Vielleicht wollen die Bürger dort lieber ein AKW hineingebaut bekommen?

    Wenn wir den Ausstieg aus der Atomenergie wirklich wollen, dann müssen wir den ein oder anderen Kompromiss machen müssen und wo ein Pumpspeicherkraftwerk steht, lässt sich schon kein Atommüll versenken.