Puhlmann wird Schwabe : Opernchef sucht neues Publikum
Hannover ist nicht der Nabel Operndeutschlands, war aber bislang auf dem besten Wege es zu werden: Zweiter Platz bei der Kritikerumfrage nach der „Oper des Jahres“, so weit hatte Intendant Albrecht Puhlmann das Haus bereits gebracht, das bis 2001 frei im Nirwana des Mittelmaßes flottierte. Was ihm bisher unzureichend geglückt war: auch das Publikum für die farbig-gewagten Inszenierungen zu finden. Künftig, so scheint’s, sucht Puhlmann das in Schwaben: Ab 2006 wird er laut DPA die Geschicke der Stuttgarter Oper führen. Die hat unter unter Klaus Zehelein – er wird Präsident der Bayrischen Theaterakademie in München – bereits viermal das Best-of-Ranking gewonnen. Und die Zuschauer am Neckar sparen nicht mit Applaus für Kühnheiten, die an der Leine noch immer zu wild herausgestoßenen U-Lauten und knallenden Türen führen. „Gegenüber Abonenten, Opernfreunden und der Bild-Zeitung“, so Thomas Reiter, der Sprecher des niedersächsischen Kulturministers,habe „Lutz Stratmann Puhlmann stets verteidigt.“ Über die Wechselabsicht habe Puhlmann den Minister erst gestern Morgen „telefonisch informiert“. Man bedauere die Entscheidung. „Allerdings ist Stuttgart ohne Zweifel ein attraktives Angebot.“ Bleibeverhandlungen hatte es noch nicht gegeben: Puhlmanns Vertrag in Hannover läuft bis Sommer 2006. Ein offenes Geheimnis ist, dass er im wirtschaftlichen Gefüge des Staatstheater-Betriebs unter Druck stand. Das von Opern-Zuschauer-Schwund und Abo-Kündigungen verursachte Minus wird auf 1,5 Millionen Euro pro Spielzeit veranschlagt – und auf die gesamte GmbH umgelegt. bes