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Archiv-Artikel

Proteste sind politische Arbeit

betr.: „Das Wort zum Aschermittwoch“

Herr Greffrath benennt die G-8-Proteste in Heiligendamm als rituellen Karneval, Party und Energievergeudung, ihr „harmlos-freundlicher Karneval“ habe sich „verbraucht“. Gleichwohl bescheinigt er der sozialen Bewegung „gigantische Erfolge“. Die Gesellschaft habe das „deprimierende Alfabet (…) gelernt“, jetzt müsse die eigentliche politische Arbeit beginnen. Nach meiner Erfahrung sind die Themen, die in den Protesten vermittelt werden, weder in den Medien angemessen repräsentiert, noch – was wichtiger wäre – ist bei der Jugend ein Problembewusstsein vorhanden. Zumindest in meinem Umfeld zeigen die Proteste jedoch Wirkung, d. h. wecken Interesse.

Die neuen sozialen Bewegungen brauchen eine noch breitere Basis. Sie brauchen nicht nur ein „Meinungsklima“, sondern auch Wissen. Sie brauchen nicht nur Politiker „aus dem intellektuellen Überbau des Protests“, sondern auch potenzielle Wähler. Was in Heiligendamm passiert, ist in diesem Sinn auch politische Arbeit.

LIES WELKER, Mainz