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Proteste in IsraelPolizei räumt besetztes Haus

Mitglieder der sozialen Protestbewegung besetzten erstmals in Tel Aviv ein Haus. Doch schon nach einem Tag kam die Polizei und räumte die Demonstranten raus.

Die Freude über die Hausbesetzung währte nicht lange. Bild: reuters

TEL AVIV dpa/afp | Die israelische Polizei hat am Dienstag ein von Mitgliedern der sozialen Protestbewegung besetztes Haus im Zentrum von Tel Aviv geräumt. Drei Personen seien zur Vernehmung auf eine Polizeiwache gebracht worden, sagte eine Polizeisprecherin der Nachrichtenagentur dpa. Es war das erste Mal, dass Mitglieder der Protestbewegung ein Haus besetzten.

Am Montag waren die israelischen Demonstranten aus Protest gegen die Wohnungsnot in das der Stadtverwaltung gehörende Gebäude in Tel Aviv eingezogen. Sie hätten das leerstehende Gebäude gereinigt und wollten es als Gemeindezentrum dem Viertel "zurückgeben", in dem es stehe, sagte einer der Besetzer am Montag dem israelischen Fernsehkanal 10. Nach Angaben des Senders erstatteten die Behörden Anzeige bei der Polizei.

Laut dem Sender diente das in den 40er Jahren erbaute Gebäude früher einmal als Berufsbildungszentrum für junge jüdisch-orthodoxe Frauen. Er habe in der Vergangenheit wiederholt die Stadtverwaltung aufgefordert, das Gebäude instandzusetzen und die Räume in günstige Mietwohnungen umzuwandeln, sagte der Abgeordnete der linksgerichteten Merez-Partei, Nizan Horowitz.

Die Proteste gegen Wohnungsknappheit, hohe Lebenhaltungskosten und soziale Ungleichheit hatten vor rund fünf Wochen begonnen. Sie erreichten am 6. August einen Höhepunkt, als landesweit mindestens 250.000 Menschen auf die Straße gingen.

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3 Kommentare

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  • H
    Hans

    @Markus Brandt, @end.the.occupation

     

    ...falsch und falsch.

     

    Damit es Veränderungen geben kann, muss man etwas bewegen und es ist schön, wenn dies demokratisch passiert, aber es ist nicht alles nur schwarz und nur weiß, der Protest kann dazu dienen, dass die Linke in Israel sich neu erschafft und somit politische Impulse auch in die Richtung der Siedlungspolitik gehen können. Zudem ist das Besetzen eines leeren Hauses noch lang kein Grund zum Auschrei. Es ist nur ein symbolisches Zeichen...

     

    Fangt doch mal an, an die Hoffnung zu glauben, anstatt immer nur zu jammern. Vielleicht kommt durch Veränderung auch mal was "Gutes" bei rum (dass das selten der Fall ist ist zwar traurig, aber zeitlich und systemisch bedingt).

  • MB
    Markus Brandt

    Wenn diese Protestierenden wirklich ordentliche Bürger Israels wären, dann hätten die im Moment etwas anderes zu tun als fremder Leute Häuser zu besetzen. Was ist jetzt wenn ich von denen fordern würde eines ihrer Gebäude (vielleicht die Parteizentrale?) in - sagen wir mal - ein Museum für jüdische Kunst oder eben eine Mietskaserne umzuwandeln? Kennen die nicht den Unterschied zwischen Mein und Dein? Oha, diese Frage war natürlich naiv bzw. rein hypothetisch,... .

  • E
    end.the.occupation

    >> Die Proteste gegen Wohnungsknappheit ...

     

    In einem Staat, der Arabern Baugenehmigungen verwehrt - sie zu 'illegalem' Bauen zwingt - der sich trotz wachsender arabischer Bevölkerung weigert Wohnungsbauflächen in oder an arabischen Gemeinden freizugeben - und der auch in Israel ganz offen eine Judaisierungspolitik betreibt - in einem solchen Staat gibt es gute Gründe für Proteste.

     

    Nur - das interessiert die überwältigende Mehrheit der Protestierer in den Zelten nicht im allergeringsten. Denn diese Mehrheit profitiert von der Kolonialisierung und ihren Folgen.

     

    Fazit: Es gibt keine koloniale, zionistische Linke - und die Linken in Israel, denen das klar ist - die sind eine verschwindend kleine Minderheit.