Protest gegen Amflora: Gentech-Gegner wollen Feld verwüsten
Die BASF-Kartoffel "Amflora" wächst bundesweit nur auf einem Acker. Dort kündigen Aktivisten nun eine "Feldbefreiung" an.
BERLIN taz | Die Initiative "Gendreck weg" will am Donnerstag das einzige kommerzielle Feld mit gentechnisch veränderten Pflanzen in Deutschland zerstören. "In Schutzanzügen werden wir uns auf den Acker bei Zepkow in Mecklenburg-Vorpommern begeben, die Knollen der Kartoffelsorte Amflora aus dem Boden holen und in einem Müllsack sammeln", kündigten zwei Mitglieder der Gruppe an. "Wir gehen davon aus, dass die Polizei die Entsorgungsaktion beenden und uns festnehmen wird."
Niemand wisse, welche Schäden die Gentech-Kartoffel des Chemiekonzerns BASF auslöse, wenn sie in die Nahrungskette gelange, erklärten die zwei. Amflora sei gentechnisch so verändert, dass sie Resistenzen gegen ein Antibiotikum auslösen könne. Dieses Antibiotikum habe die Weltgesundheitsorganisation als Reservermedikament für Patienten eingestuft, die nicht auf andere Antibiotika ansprächen.
Zwar solle Amflora in Stärkefabriken etwa zu Kleister und nicht zu Lebensmitteln verarbeitet werden. Aber die Gentechnik-Gegner macht misstrauisch, dass die EU Verschmutzungen von Speisekartoffeln und Tierfutter mit Amflora bis 0,9 Prozent am jeweiligen Produkt erlaubt hat. Auftrieb hat den Amflora-Gegnern auch eine Äußerung von Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus gegeben, wonach Amflora "einen erhöhten Virusbefall hat". Das könne andere Pflanzen gefährden, sagte der SPD-Politiker dem Nordkurier.
Der für die Überwachung des Anbaus zuständige Dezernatsleiter im Rostocker Landesamt für Landwirtschaft, Günther Erbe, erklärte jedoch der taz: "Amflora ist ähnlich anfällig für Viren wie etwa die Kartoffelsorte Linda. Mit Gentechnik hat das nichts zu tun." Da die nächsten Kartoffelfelder kilometerweit entfernt seien, sehe er kein Infektionsrisiko. Laut BASF waren nur schätzungsweise 3 Prozent der Knollen auf dem Feld befallen - von Krankheiten, die bei Kartoffeln üblich seien: Rhizoctonia und Raumosaik. Die erkrankten Knollen würden aussortiert, durch Hitze abgetötet und später als Dünger auf das Feld ausgebracht, sagte Firmensprecherin Britta Stellbrink.
Der Konzern argumentiert, es sei extrem unwahrscheinlich, dass das Antibiotikaresistenz-Gen von Amflora auf das Erbgut eines Bakteriums übertragen werde. Amflora werde getrennt von anderen Kartoffeln ausgepflanzt, geerntet, transportiert, gelagert und verarbeitet, so dass sie nicht in Lebensmittel gelangen könne.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
BSW-Anfrage zu Renten
16 Millionen Arbeitnehmern droht Rente unter 1.200 Euro
Kaputte Untersee-Datenkabel in Ostsee
Marineaufgebot gegen Saboteure
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Psychiater über Kinder und Mediennutzung
„Die Dinos bleiben schon lange im Schrank“