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Prostitution als BerufKommen Sie ins Bordell!

Die mediale Inszenierung von Bettina Wulff geht auf Kosten der Prostituierten. Eine Hure schlägt ihr einen Besuch am Arbeitsplatz vor – mit Praktikum.

Praktikum: Bettina Wulff ist eingeladen, den Arbeitsalltag zu verstehen. Bild: dpa

Zur Hure muss man Distanz halten. Immer dann, wenn das Thema Prostitution in deutschen Medien auftaucht – wie jetzt im Fall von Bettina Wulff –, geht es darum, zu leugnen, zu verneinen, möglichst viel Abstand zwischen sich selbst und dieses immer noch als anstößig empfundene Gewerbe zu bringen. Ist das nicht langsam müßig?

Offiziell hat die Politik längst verstanden, dass Huren einem normalen Beruf nachgehen. „Im weltanschaulich neutralen Staat des Grundgesetzes ist die freiwillige Ausübung der Prostitution daher so lange als autonome Entscheidung vom Recht zu respektieren, als keine Rechte anderer verletzt werden“, schreibt die Bundesregierung in ihrer Evaluation von 2007. „Die eigenverantwortlich ausgeübte Prostitution verstößt nicht automatisch gegen die Menschenwürde der Prostituierten.“

Sie ist zudem ein gewinnträchtiges, steuerzahlendes Gewerbe. An dessen Einnahmen die Behörden übrigens gerne mitverdienen – ob nun per Steuerautomat wie in Bonn oder in Form einer kommunalen Vergnügungssteuer wie in Duisburg. Prostitution ist ein Beruf, dessen sich niemand schämen muss. Nicht nur, weil er auf dem Boden des Gesetzes steht. Sondern auch, weil viele Umfragen zeigen, dass die Deutschen Prostitution als wichtige Arbeit empfinden, die mit anderen Berufen gleichgestellt werden sollte.

Stephanie Klee

49, arbeitet seit vielen Jahren als Sexarbeiterin und ist auf gesellschaftspolitischer Ebene als Aktivistin für Prostitution tätig.

www.highLights-berlin.de

Prostituierte befriedigen berechtigte Bedürfnisse von Männern und Frauen, die sonst unerfüllt blieben. Das ist eine wichtige soziale Aufgabe. Wer in diesem Beruf arbeitet, braucht ein großes Herz und Freude am Menschen.

Natürlich findet es der eine oder die andere moralisch verwerflich, was wir tun – das ist ihr gutes Recht. Aber diese Moral darf nicht benutzt werden wie eine große Keule, mit der alles zu Klump gehauen wird, was einem persönlich nicht gefällt. Prostituierte zu diskriminieren, weil man sich selbst nicht vorstellen kann, als Sexarbeiter sein Geld zu verdienen, ist in einer sich gerne aufgeklärt gebenden westlichen Gesellschaft ein unwürdiges Gebaren.

Ein Angebot an Bettina Wulff

Schaut man sich das jetzige Medienspektakel um das angebliche „Vorleben“ und das Buch der ehemalige First Lady an, so scheint Bettina Wulff das anders zu sehen. Ich mache ihr ein Angebot: Es lässt sich leise und gewiss auch von den Medien unbemerkt ein Bordell finden, dass ihr persönliche Einblicke in die Arbeit und die täglichen Geschäftsabläufe gewährt. Praktikum inbegriffen.

Denn vielleicht glaubt sie – die mit Sicherheit nie Hure war – tatsächlich all den Vorurteilen und Klischees über diesen Beruf. Etwa das Stigma „Huren machen für Geld alles“. Sie selbst hat es jedenfalls verstanden, das Huren-Gerücht in klingende Münze umzusetzen. Gerne stelle ich mir die Reaktion einer Sexarbeiterin vor, wenn die Medien behaupten würden, sie hätte früher für die CDU gearbeitet. Leider wird das nie passieren.

Was ich mir aber schon wünschen darf, ist eine charmantere Klarstellung von Bettina Wulff. Was wäre denn so schwer daran, einfach zu sagen: „Nein, ich habe nicht als Prostituierte gearbeitet.“ Und dann hinterherzuschieben: „Aber an der Arbeit einer Prostituierten ist auch nichts auszusetzen.“

So bleibt für mich und meine KollegInnen ein ziemlich übler Beigeschmack: auf der einen Seite die große mediale Inszenierung einer öffentlichen Person und auf der anderen Seite die Herabwürdigung der Prostituierten, auf deren Kosten diese Inszenierung geht.

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34 Kommentare

 / 
  • T
    Twiggy

    @ Marlene - Es ist nicht die Herabwürdigung von Prostituierten sondern die Scheinheiligkeit. Ich bin entsetzt darüber, wie versucht wird Prostitution als eine Berufung darzustellen, wie versucht wird, es schönzureden. Dabei sieht die Realität für die meisten Frauen doch ganz anders aus. Ich habe keine Problem mit einem Partner, ich habe nur Probleme mit Menschen, die nicht über den Zaun schauen wollen, können - Das erschreckende daran ist, daß auch nur Geld die Triebfeder eines menschenverachtenden Systems ist. Ich habe Frauen gesehen, die gekotzt haben , und zwar in diesem Gewerbe , nicht aus Fröhlichkeit sondern aus Grausamkeit...Und ich glaube Ihnen nicht, daß Sie Medizinstudentin sind !! Sie machen sich und anderen etwas vor .

  • MD
    Marlene D

    Liebe Twiggy,

    Was ist Ihr Problem?

    Männer? Ihr Partner? Prostituierte?

    Das Artikel-Thema ist die Herabwürdigung der Prostituierten.

    Liebe Grüße von einer Nutte ;)

  • T
    Twiggy

    Interessant @ Marlene - vielleicht machen die Frauen als Sexpartnerinnen etwas falsch, sie sollten sich bei jeder sexuellen Handlung im Ehe/Bett extra bezahlen lassen. Vielleicht liegt`s einfach nur an den Männern, daß die Ehe-/Frauen keine oder weniger Lust auf Sex haben !! Männer mögen keine Frauen, die reden , ist natürlich ein Schutzargument. Männer mögen sich bei ihrer `heimischen Partnerin` nicht besonders anstrengen. Zuhause erwarten sie keine Frauen, die mit jedem herumvögelt. Es sind Paschas - und das ist scheinheilig, was sich Escort-Damen und ihre finanziellen Unterstützer da vormachen. Eine Hure ist ehrlicher, eine Nutte dagegen nicht ..Deshalb die Sprachwahl Escort ...

  • MD
    Marlene D

    Ich bin Medizinstudentin und Teilzeit-Escortdame. Dieser Escort Job ist das beste war was mir passiert ist und mir geht es sehr gut damit!

    Früher wurde ich andauernd angemacht, auf der Strasse, im Zug, in Restaurants. Seit ich als Escort arbeite reduzieren sich die unverschämten Angebote gegen null. Als Privatperson hatte ich unzählige One-Night-Stands mit Typen, die mir nachher nicht immer gefielen. Jetzt erkenne ich innerhalb von zwei Minuten, wie ein Mann sexuell tickt und im Bett will jeder verführt werden. Die Klienten suchen das Gegenteil von dem, was sie zu Hause haben. Männer mögen Frauen, die nicht wahnsinnig viel reden und fähig sind, einen guten Blowjob zu machen.

    Mein Arbeitsaufwand als Escort hält sich in Grenzen. Ich besitze etwas, das der Kunde will: Schönheit und Jugend. Der Mann besitzt etwas, was ich will: Geld. So kommt der perfekte Handel zustande. Ich sehe mich nicht als Prostituierte. Ich betrachte meinen Job als etwas Emanzipatorisches, wenn sich eine Frau für Sexdienste gut bezahlen lässt und dafür in allen Belangen unabängig bleibt. Die Männer wollen mit Frauen ins Bett, aber keine privaten Verpflichtungen eingehen. Ich nutze diesen Umstand zu meinen Gunsten.

    Ich habe ganz viele Dinge daraus mitgenommen mit Menschen um zu gehen und meinen Körper sehr wohl zu lieben. Ich habe sehr viel über mich selbst gelernt über meine Gefühle und was ich will. Bin selbstbewusster geworden meine Grenzen zu ziehen.

  • M
    mazza

    ach ja, prostitution ein beruf wie jeder andere? und somit jeder frau zumutbar? am besten noch arbeitslosen frauen? schämen muss frau sich nicht, aber die wenigsten prostitutionsgänger würden ihren frauen oder freundinnen oder töchtern prostitution zumuten ... kommen sie ins bordell, nur ist es so, dass dort frauen mit kritischem blick ungern gesehen werden, die sich nur mal einen einblick verschaffen wollen, wie dort in laufhäusern wie am fliessband die ware frau den frauenbenutzern verfügbar sein muss ...zumeist sind es noch migrantinnen; diejenigen, die aus der `armut` kommen ...

  • S
    seufz

    TAZ .. da soll man für Artikel bezahlen? Und dann wird der so flüchtig-fehlerbehaftet hingepfeffert?

     

    "Es lässt ...unbemerkt ein Bordell finden, dass ihr persönliche Einblicke in die Arbeit gewährt."

     

     

    Wer findet den "Klops"?

  • N
    Name

    Scheinmoral, diesen Stempel drückt man mittlerweile allzu oft unliebsamen Grenzen und Vorbehalten auf.

     

    Beim Thema Doppelmoral muss ich immer ans schwangere Gretchen aus Faust denken, und eine Gesellschaft, die über unehelich geschwängerte Mädchen herzieht, während das eigene Verhalten selbst nicht besser ist.

     

    Doppelmoral könnte man es deshalb nennen, weil es einerseits rechtlich erlaubt ist, andererseits gesellschaftlich abgelehnt wird. Aber es ist klar, dass das vorherrschende Recht nicht immer mit den Anschauungen eines Individuums in unserer Gesellschaft übereinstimmen müssen.

     

    Wenn jemand Prostitution, warum auch immer, ablehnt, und es auch nicht praktiziert u.ä., wüsste ich gern, warum es in diesem Fall Doppelmoral sein sollte?

     

    Ach ja, weil unsere Gesellschaft sich auch tolerant, offen und modern nennt.

     

    Es gibt aber Dinge, die unsere Gesellschaft nicht toleriert: Alles, was unter Strafe steht, Diebstahl z.B. ... bin ich also untolerant, wenn ich Diebstahl ablehne?

     

    Okay, ich gebe zu, der Vergleich hinkt ein wenig. Aber ich hoffe, mein Gedanke wird daraus dennoch deutlich.

     

    Man muss meiner Ansicht nach nicht alles krampfhaft tolerieren. Eine Frau (oder Mann) sollte man, auch wenn sie eine Prostituierte ist, akzeptieren und tolerieren. Aber das heißt nicht, dass man Prostitution an sich tolerieren sollte. Da geht die psychische Unversehrtheit der Einen für mich über die Bedürfnisbefriedigung der Anderen.

     

    Natürlich, im Endeffekt hab ich selbst niemals ein Praktikum in diesem Bereich gemacht, und habe das auch nicht vor. Aber ich habe schon öfters gelesen, dass es, wie auch eine Kommentatorin schrieb, die Prostituierten auf Dauer kaputt macht. Und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es einen nicht berührt, wenn man mehrmals in der Woche mit fremden Männern schläft.

     

    Von allen anderen Problemen in dem Zusammenhang mal abgesehen ...!

    Dass es für Mädchen z.B. durch die Legalisierung viel einfacher ist, in die Prostitution "abzudriften"! Usw.

     

    Ich denke auch, dass im Endeffekt für eine differenziertere Auseinandersetzung mit dem Thema wahrscheinlich mehr Fakten und Berichte notwendig sind als nur dieser eine Artikel ... eigentlich weiß man ja nur wenig von dem "Alltag" einer Prostituierten und muss sich so auf seine Vorurteile stützen.

     

    (Der letzte Absatz bedeutet nicht, dass ich von meiner Grundskepsis abrücke, und man sollte es auch nicht verharmlosen)

  • P
    Pit

    Ausgerechnet bei der TAZ so viele der altbürgerlichen Doppelmoral verhaftete Kommentare, das verwundert. Dass Prostitution auch immer noch dunkle Seiten hat, ist unbestritten, jedoch kann man dafür am allerwenigsten die Frauen (und Männer) verantwortlich machen, die diesem Beruf nachgehen. Und wenn es so fernab jeder vernünftigen Vorstellung liegt, wie manche hier suggerieren wollen, dann wundere ich mich doch, wo die Kunden herkommen, von denen das Geschäft lebt.

     

    Meine Welt ist es ganz bestimmt nicht. Weder würde ich das machen wollen noch als Kunde in Anspruch nehmen. Umso größere Achtung empfinde ich vor jenen Frauen, eben auch weil es so schwer ist, wie @auchnurfrau beschreibt.

     

    Selbst wenn wir einmal eine Bundespräsidentin hätten, die sich einst prostituiert hätte - ja, und? Ist Sibel Kekilli in ihrem jetzigen "ernsthaften" Beruf schlecht, nur weil sie früher Pornos gedreht hat? Im Gegensatz zu @Kimme hätte ich auch kein Problem damit, wenn meine Partnerin Prostituierte wäre. Nur würde ich mir sicherlich etwas mehr Sorgen um ihr seelisches und ggf. auch körperliches Wohl machen als bei einem beliebigen anderen Beruf.

  • A
    auchnurfrau

    mir stehts "hier" dieses ewige toleranzgelaber. an dem punkt an dem ein mensch den körper eines anderen kauft ist für mich schluß !

    die legalisierung hat dem menschenhandel vorschub geleistet da gibts nix dran zu deuteln und jeder der ein gewissen hat und einen letzten rest empathie sollte wenn auch nur die möglichkeit besteht, daß er mit dem besuch von huren dem menschenhandel vorschub leistet es unterlassen. und wo fängt der zwang an ? wenn mich ein anderer dazu zwingt oder mit vorgegaukelten gefühlen dazu bringt mich zu verkaufen ? ist es wirklich freiwillig wenn ich weil ich nichts mehr zu verkaufen habe, keiner meine kompetenzen braucht, dann das letzte was ich habe verkaufe, mich ?

    auch ich war selbstbestimmt, selbständig arbeitende hure und ich sage nein zur prostitution ! sie macht kaputt ob mans vermeintlich "freiwillig" macht oder aus not, am ende macht es einen kaputt. JEDE. und natürlich muß ich als aktiv arbeitende hure meinen status und meine "tätigkeit" loben; wer würde sonst noch zu uns kommen wollen ?!

    und nein es ist nicht die mangelnde gesellschaftliche akzeptanz allein die kaputt macht. es ist dieses entseelte vorgaukeln von gf6, von gefühlen und geilheit. ein permanentes mich selbst verleugnen um dem freier den gewünschten liebevollen und geilen gf6 bieten zu können.

    ich möchte in einem land leben in dem niemand es für richtig hält, daß frauen ihren körper um geld für sex zur verfügung stellen können. ich wünsche mir gesetze die frauen die sich selbst verkaufen wollen auch vor sich selbst schützen. ich hätte es mir für mich und die mir bekannten kolleginen gewünscht.

  • J
    Julia

    Gibt es nicht Millionen Themen, über die man schreiben könnte und kann?

     

    Es überrascht mich immer wieder, wie man jeden Tag, immer wieder und wieder über etwas schreiben kann, was man dann in Verbindung mit Frau Wulff bringt.

    ( Sei es nun, dass die Treibfeder Geld, Klicks, Geltung oder was auch immer ist? )

     

    Artikel ohne Abwertung, ohne Häme oder ohne destruktive Kritik muß man schon "mit der Lupe suchen".

     

    Noch nie zuvor ist mir in Deutschland soviel "Bosheit und Häme" aufgefallen.

     

    Sind konstruktive Kritik, Wohlwollen, ein wenig mehr Achtsamkeit im Umgang miteinander, Nächstenliebe, out?.

     

    Und: Ist die Kreativität der Journalisten inzwischen abhängig von dem Dasein der Frau Wulff?

    Jeder Satz wird zig mal umgedreht, von allen Seiten beleuchtet und dann werden Möglichkeiten gesucht, wieder etwas auszusetzen.

     

    Mein Gott, was soll sie denn tun, wie soll sie denn sein, wenn jeder etwas anderes von ihr will? Inzwischen ist es egal, was sie macht, was sie sagt, einer schreit immer im Net.

     

    Sollte mal einer die Schar jener giftenden Journalisten und Verspotter der Bettina Wulff sehr genau unter die Lupe nehmen und sie genauso beleuchten.. sie durchleuchten bis auf die Knochen, das Umfeld, Jugendsünden, Vitamin B´s, Pech & Pannen, jede seiner Formulierungen aufschreiben, zerpflücken und für die Ewigkeit konservieren und mit ihm alles genauso machen, ihm alles genauso zumuten, wie der Frau Wulff.

     

    Und zum Thema Prostitution und Prostituierte: selbstverständlich sollten wir respektvoll und achtsam mit Menschen umgehen, die in der Prostitution arbeiten, die Sie als Sozialarbeit und Liebesdienst am Menschen sehen. Gern kann auch jeder hier einem anderen oder auch seinem Partner den Genuß dieses Liebesdienstes gönnen, so er/sie möchte...

  • G
    Grundlage

    Danke für den Artikel. Ich wollte hier noch die Diskussionsgrundlage einstellen. Kost ja nix. Und: ich habs nicht gelesen (werd ich auch nicht). :-)

     

    http://jenseits-des-protokolls-lesen.com/

     

    Schön finde ich, dass Fr. Wulff zwar Tattoo zeigt, was an der CDU-Gerechte-Welt kratzt. Unschön ist aber doch, dass sie, wie oben erwähnt, Prostitution so herabwürdigend behandelt.

     

    Ich dachte auch, ich würde NIE in einer Fabrik, am Band, Teile verbauen. Das würde mich UMBRINGEN. 10 Jahre später war ich mit noch einfacherer Arbeit beschäftigt, unter größerem Zeitdruck.

     

    Fazit: Ich habs vielleicht nicht gewollt, mich aber damit arrangiert. Übrigens Thema guter Literatur. https://de.wikipedia.org/wiki/Woyzeck#Der_Kern_des_Dramas

  • S
    Sina

    Danke für diesen Artikel, er spricht mir aus dem Herzen. Ich arbeite als Prostituierte, tue es gerne und selbstbestimmt. Ja, das ist sehr wohl möglich, und anstatt immer herumzujammern wie schlimm Prostitution sei, sollte man endlich anfangen Sexworker zu respektieren wie man es auch bei anderen Mitmenschen tut. Das kommt gerade denjenigen zugute welche den Job nicht mögen und aussteigen wollen.

  • J
    Jonas

    Ich finde die Reaktion von Frau Klee hervorragend. Jeder täte gut daran sich zu informieren bevor man auf jemanden losschlägt. In der Sexarbeit gibt es mit Sicherheit nicht weniger Menschenhandel und Zwangsarbeit als z.B. auf dem Bau, bei den Erntehelfern oder den sogenannten Haushalthilfen und Pflegediensten.

    Und genau das ist ja auch nach wie vor strafbar und soll auch so bleiben.

    Ebenso kassiert der Staat an den Prostituierten ja kräftig mit - ist also ebenso Zuhälter -, damit die ehrenwerten Politiker sofort wieder die ehrenwerten Banken retten können.

    Das Frau Wulff in einem Bordell gearbeitet haben soll kann ich mir nicht vorstellen, da in einem Bordell ja bekanntlich Profis arbeiten.

  • G
    Gier

    Eine früh gealterte Lobbyistin darf Werbung für ihr Etablissement machen - Danke Taz!

  • HL
    Hauke Laging

    "Zur Hure muss man Distanz halten. Immer dann, wenn das Thema Prostitution in deutschen Medien auftaucht"

     

    In der Tat. Zu meinem Erstaunen findet sich in den Leserkommentaren der taz inzwischen einiges (und ja, ich bin kräftig dabei), was empfindlichere Naturen als Anti-Islam-Hetze titulieren würden (bzw. das auch tun). Was die taz aber in ihren Leserkommentaren konsequent zensiert – nur bei Artikeln wie diesem ist das natürlich nicht praktikabel – ist jedwede Erwähnung von Prostitution, wie seriös der Kontext auch sei. Ist das der Erfolg der 50+%-Frauenquote bei der taz?

     

    Ich glaube, dass es nicht sinnvoll ist, undifferenziert ein besseres Image von Prostitution anzustreben. Früher war alles schlimm, heute ist nichts mehr schlimm? Nein, sicher nicht. Es gibt und gab die gute Prostitution (deren Anteil ich aber weder nach Umsatz noch nach Beteiligten abschätzen kann), deren Image noch erheblich verbessert werden muss, und es gibt den unschönen Teil der Prostitution (der IMHO weit vor dem Problem der Halbfreiwilligkeit anfängt). So gibt es meiner Einschätzung nach wirklich überhaupt keinen Grund für einen Straßenstrich: Das ist (jedenfalls während nennenswerter Teile des Jahres) für die Frauen nicht angenehm, atmosphärisch unschön, Abzocke und nervt die Anwohner. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es (legale) Straßenprostitution gäbe, wenn jeder über das Gewerbe Bescheid wüsste, denn dann würden die Kunden gleichzeitig bessere und billigere Angebote in Anspruch nehmen.

     

    Zum Schluss etwas Humor, um eine Bemerkung aus dem Artikel aufzugreifen:

     

    Wie kam es, dass Juristerei das zweitälteste Gewerbe der Welt wurde?

    Es wurde erfunden, weil Huren für Geld eben doch nicht alles machen.

  • N
    Nichteinverstanden

    Prostitution als ein Beruf wie jeder andere? Und eine Prostituierte als selbstbewusste Frau, die entscheidet, was sie tun will und was nicht? Das entspricht nicht der Realität eines Gewerbes, in dem Menschenhandel gang und gäbe ist, in dem die Würde der Frau antastbar ist, weil Männer daran verdienen. In Schweden ist Prostitution erfolgreich verboten worden (nur die Freier sind strafbar, die Prosituierten nicht). Warum sollte das nicht auch in Deutschland möglich sein?

  • K
    klara

    Wenn die Prostitution frei von Menschenhandel

    in Deutschland geworden ist, frei von Gewalt,

    Drogenhandel und Zuhälterei und jeglichem Siff,

    und mit zuverlässiger Gesundheitsfürsorge

    für Prostituierte und eine Kultur der Gesundheitskontolle der Freier herrscht, dann muss

    man sich um Prostitution wirklich nicht mehr schämen.

    Auch über mangelnden Arbeitsschutz auf dem Bau, könnte man sich schämen und finanziell geprellte Leiharbeiter.

    Auch soll man nicht auf den Prostituierten herumhacken. Sie sind wirklich wichtig für Singles

    und Menschen, die kein Risiko zur Beziehungsauflösung

    eingehen wollen.

     

    Aber dennoch finde ich, dass Frau Wulff nun genug

    gebüßt hat und man nicht mehr auf ihr rumhacken soll.

    Sie muss auch nicht unbedingt belohnt werden für

    ihren Seelenstriptease, den aber so viele andere

    Promis noch in bare Münze umgewandelt haben.

    Aber die seelische Gesundheit dieser Frau ist nun

    eben auch zu respektieren, auch wenn sie sich in

    der Öffentlichkeit blamiert hat.

    Bei ihr hat man hart geurteilt, bei anderen

    KandidatInnen war man versöhnlicher, weil man eben

    von ihr mit mehr Niveau rechnete. Sei es drum.

    Kein Mensch ist ohne Tadel. Und wehren, muss man sich eben schon. Es wäre schade, wenn die Frau

    nun aus dem medialen Kreuzfeuer erlöst würde.

    So mancher Fussballer kam ja mit öffentlicher Schelte auch nicht gut klar

    und entwickelte Sudizidgedanken. Also Einkehr, bitte.

  • T
    Tara

    Tja. Ist halt immer noch so eine Sache, für Geld den eigenen Körper zur Befriedigung anderer zur Verfügung zu stellen. An solchen Stellen zeigt sich dann, dass trotz aller "ein Beruf wie jeder andere"-Beteuerungen gefühlt doch noch ein Unterschied besteht zwischen einem Bürojob und einem Job, in dem man anderen für Geld seinen Körper an intimen Stellen zu deren Befriedigung zur Verfügung stellt. Das dürfte auch nicht gerade ein Beruf sein, den sich Mädchen gerne wünschen oder ein Berufsbild, dass Eltern sich für ihre Töchter (oder Söhne) gerne vorstellen.

    Um das klarzustellen: damit sollen nicht Sexarbeiter_innen abgewertet werden.

  • TL
    Tim Leuther

    Die soziale Ausgrenzung des Berufes, ist doch Teil der Bezahlung. Wenn Prostitution ein Beruf wie jeder andere wäre, dann gäbe es auch nur 5 bis 10 Euro in der Stunde. Das ist dann wohl eher nicht der Fall, einige skandalöse Fälle von Prostituirten aus dem Balkan ausgenommen. Die arbeiten dann in anderen Berufen für noch weniger.

  • RE
    Rudolf Eglhofer

    Toll, Frau Klee, dass Sie die Argumentationskette der Stammtische herunterleiern, aus ideologischen Gründen das Opfer zur Täterin machen und ihr auch noch vorschlagen, "es doch einmal zu versuchen", damit sie weis wogegen sie sich wehrt.

    Die ehrenrührigen Behauptungen über Frau Wulff wurden erhoben und verbreitet, um ihr und ihrer Familie zu schaden.

    Somit hat sie als Opfer zu entscheiden wogegen sie sich wehrt und was sie stumm erträgt. Dieses Recht wollen Sie ihr absprechen mit der Aufforderung, eine Lanze für Prostituierte zu brechen.

    Warum fordern Sie die Verleumder und deren Kolporteure nicht dazu auf?

    Mal konkret als Beispiel:

    Wenn Sie als drogensüchtige Alkoholikerin hingestellt werde mit dem Ziel, Ihnen und Ihrer Familie zu schaden, weisen Sie das dann von sich mit den Worten, sie seien zwar weder alkoholkrank noch drogensüchtig aber könnten sich durchaus vorstellen, es zu sein?

    Und würden Sie das Angebot einer Selbsthilfegruppe zum Zudröhnen und Komasaufen annehmen?

    Oder hielten Sie dieses Angebot nicht auch für reinen Zynismus?

  • A
    Anita

    Ich finde es ehrenruehriger, in einer Bank als in einem Bordell gearbeitet zu haben, aber bitte, die Geschmaecker sind unterschiedlich.

  • S
    Schläfer

    Ganz normaler Beruf ?

    Na, ich weiss nicht recht.

     

    Wieviele Eltern sagen wohl zu ihrer heranwachsenden Tochter:

    "Such' Dir einen Beruf, der Dir gefällt.

    Verkäuferin, Ärztin, Prostituierte - egal, wir stolz auf Dich"

  • M
    MeinName

    ein wichtiger artikel, der bisher gefehlt hat.

     

    und wo steht er: in der TAZ

  • K
    Kimme

    Prostitution ist kein Beruf wie jeder andere, wer das behauptet, schaut bewusst über die negativen Seiten und Apsekte hinweg. Prostitution ist wie kein anderes Gewrebe im engsten Sinne mit Menschenhandel, Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen verbunden. Schön zu sehen wie hier eine Zeitung ein Gewerbe verteidigt, dass durchzogen ist von kriminellen Machenschaften und Gewalt, die an anderer Stelle Polizisten und Soldaten wegen Ausübung ihrer Pflicht verurteilt.

    Abseits davon sollten jene, die Prostitution als völlig normal beurteilen, sich fragen, was sie dabei empfinden würden, wenn der eigene geliebte Partner täglich mit vlt 10 anderen Menschen Sex hat. Ich würde dieses Gefühl nicht mit dem gleich setzen, das ich habe, wenn meine Frau morgens ins Büro geht.

  • RB
    Rainer B.

    Prima Artikel! Sie sprechen mir aus der Seele!

    Hat verdammt lange gedauert, bis in der Taz endlich mal Klartext zu dem Thema geschrieben wurde.

  • M
    Marek

    Danke für den Artikel. So oft habe ich mir schon gedacht, dass der Umgang mit diesen 'Gerüchten' - von denen die Menschen in Deutschland mehrheitlich bekanntlich nichts wussten - auf Kosten der Prostituierten geht.

    Bettina Wulffs Umgang verrät indessen viel nicht nur über ihre eigene, sondern über die Mehrheitsmeinung, Prostitution als reines Stigma zu begreifen; man muss Prostitution nicht gutheißen (ich tue das für meinen Teil jedenfalls nicht), dennoch bleibt der Respekt für Menschen, die das für sich so entschieden haben. Wie abwertend dieser Beruf dennoch behandelt und beurteilt wird, ist in Bettina Wulffs Abwehrreaktion zu erkennen.

  • J
    jerome

    Artikel total daneben. Das Thema hat nicht mit Bordell und Prostitution zu tun. Sondern: wie kann sich ein Redakteur von einer Tabloid-Zeitung, der die Ehre hat, beim deutschen Oberhaupt frühstücken zu dürfen und traut sich ins Gesicht der First Lady zu pusten: wir ermitteln über IHre Verangenheit als Nutte! Stellt man sich so was vor etwa bei der englischen Königin??? Es läuft hier alles verkehrt...

  • L
    LNF

    Vielen Dank für diesen Beitrag. So etwas habe ich bei der Diskussion schon lange vermisst.

  • FM
    F. Maus

    Ein hervorragender Beitrag ohne bürgerliche Scheinmoral, die sich sonst viel zu schnell in die Debatte mischt.

    Sexarbeit ist richtig und wichtig und gehört endlich entsprechend gewürdigt, wohl sogar gefördert. Gäbe es sie nicht, wäre ich während meines Studiums an einer technischen Hochschule an Einsamkeit und Frauenmangel zerbrochen und für immer für die Gesellschaft verloren gewesen, das ist Fakt.

    Also, seid lieb zu den Mädchen, auf dass die Welt eine liebevollere werde!

  • J
    JaJo

    Den Beitrag empfinde ich schon als ok. Aber weitere, über diese verwöhnte Person, brauche ich wirklich nicht.

    Ich grüße Euch

  • W
    Walter

    Eine ernüchternde Analyse der finanzoptimierten Ziele von Frau Wulff, vermutlich ohne wünschenswerten Effekt auf die Auflage ihres Buches.

  • MA
    mehr als überfällig

    war dieser beitrag. vielen dank dafür.

    von einem mann

  • B
    Bravo

    Dies ist doch mal eine unaufgeregte und gute Stellungnahme. Vielen Dank für den Beitrag und man kann sich nur wünschen, dass die Ex-First-Lady diesen Artikel lesen wird...

  • W
    Wolfgang

    Der Unterschied zwischen Kirche und Bordell?

    Im Bordell bekommt man (n) was für sein Geld.

    Und in ein Bordell gehen die Männer "aufrichtig"!