Prominente Stimmen zum Tod Fritz Teufels: "Ohne Geschrei, aber mit Alibi"
Der Grüne Hans-Christian Ströbele, Schrifststeller Ulrich Enzensberger, Kommunardistin Dorothea Ridder und Autorin Peggy Parnass mit letzten Worten an Fritz Teufel.
Ulrich Enzensberger
Er war die Seele des Ganzen! Ein einmaliger und ganz feinfühliger Mensch und bestimmt einer der größten Humoristen, den Deutschland je hatte. Insofern ist sein Tod ein Verlust für die ganze Republik. Humor ist, wenn man trotzdem lacht, das hat er bewiesen, auch und gerade im Gefängnis, in der Isolationshaft. Er hat ja gerade aus den finstersten Winkeln heraus operiert und seine Späße in die Wirklichkeit hinein inszeniert.
Ulrich Enzensberger lebt heute als freier Journalist und Schriftsteller in Berlin.
Peggy Parnass
Wenn die Vielen, die vorgeben die Welt im Interesse anderer Vieler verändern zu wollen, so wären wie Fritz Teufel, wäre es mir mehr als recht. Fritz war der menschlichste von allen. Lange kannte ich Fritz nur aus den Medien. Freute mich über seinen Witz, seine Lebendigkeit und seine Einfälle. Fritz schrieb mir einen Brief, der mir noch immer sehr viel bedeutet.
Peggy Parnass ist Kolumnistin, Autorin und Gerichtsreporterin. Sie lebt in Hamburg.
Dorothea Ridder
Lieber Fritz, für dich ist dein Tod das Ende jahrelanger Schmerzen, aber für uns ist das Leben, ist die Welt ärmer geworden. Ich habe keinen gekannt, der so uneitel und gelassen war. Du hast dich nie bemüht, andere zu überzeugen, trotzdem kenne ich keinen, der so leise und genau beschämen konnte. Es war der Feind, der gesucht werden musste, um die Welt wieder besser zu machen, aber du hast nie den einen Feind gesucht. Acht Jahre hast du gesessen, ohne Geschrei, aber mit Alibi.
Dorothea Ridder, geboren 1942 ist Ärztin im Ruhestand und lebt noch heute in Berlin.
Hans-Christian Ströbele
Man kann ihm gar nicht genug Ehre angedeihen lassen. Die meisten versuchen, bequem zu leben, er aber wollte ein abenteuerreiches Leben führen. Unter oft hohem persönlichen Risiko hat er hohle Rituale demaskiert. Er hatte das Talent, Wahrheiten durch ganz einfache Sätze auf den Punkt zu bringen und das ungeheuer humorvoll. Gut, humorvoll sind andere auch, aber bei ihm kam sein Handeln dazu, mit dem er anderen die Augen öffnen konnte.
Hans-Christian Ströbele (71) hat als Rechtsanwalt unter anderem Andreas Baader verteidigt. Seit 2002 ist er stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers