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Pro und Contra NeobürgerlichkeitIst konservativ zu sein wieder sexy?

Kommentar von I. Kappert und A. Waibel

Muss man als aufgeklärter Mittelschichtler jetzt konservativ werden, um souverän zu wirken? Oder entziehen sich die Neokonservativen nur schnöde der Verantwortung?

Ist Grau jetzt das neue Bunt? Und Konservativ das neue Aufregend? Bild: photocase/misterqm

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23 Kommentare

 / 
  • N
    Nina

    Ich bin weder links noch konservativ.

    Verrückt, oder ?

  • TW
    Th. Weismantel

    Da wurden gerade in den USA die Neocons in die Wüste geschickt, da fängt die "linke" taz hier damit an. Können wir nicht auch als Vasallenstaat einfach mal eine Blödheit von drüben auslassen?

     

    Vom Spiegel erwarte ich ja nichts anderes, aber von der taz hätte ich ein wenig mehr Rückgrat erwartet.

     

    Konservativismus ist so sexy wie Ronald Pofalla.

  • TW
    Th. Weismantel

    Da wurden gerade in den USA die Neocons in die Wüste geschickt, da fängt die "linke" taz hier damit an. Können wir nicht auch als Vasallenstaat einfach mal eine Blödheit von drüben auslassen?

     

    Vom Spiegel erwarte ich ja nichts anderes, aber von der taz hätte ich ein wenig mehr Rückgrat erwartet.

     

    Konservativismus ist so sexy wie Ronald Pofalla.

  • C
    Cato

    Sehr "demokratisch", meinen vorherigen Beitrag einfach nicht freizuschalten. Etwas autoritär darf es dann doch sein. Ganz schön "konservativ", ihr Alt-68er.

  • S
    Shrike

    Was heisst denn konservativ ?

     

    Gutbürgerlich ?

    Viele Linke sind selbst ziemlich bürgerlich statt Kommune und Zottelhaare.

     

    Ist man konservativ, wenn man eigene, etablierte Werte verteidigt und bewahren will ?

     

    Dann ist die Linke (soweit man pauschal von ihr sprechen kann) zumindest teiweise ein Opfer ihres Erfolges geworden und nun teils selbst konservativ.

     

    Was ist sexy ?

    Unangepasst sein ?

    Dann sind manche Konsevative und Liberale jedenfalls eher sexy als politisch korrekte Linke, denn die politische Korrektheit erscheint oftmals als das neue Spießertum.

     

    Wenn Linke dann von heutigen Konsevativen reden, nennen sie diese "neue Spießer", aber tatsächlich sind dies die alten Spießer, die neuen Spießer sind politisch korrekt (allein dieser Begriff ist eine Antithese zur Meinungsfreiheit).

     

    Gerade in den Medien ist man angepasst, wenn man PC redet, wenn man sich dagegen eher konservativ äußert, ist man ganz schnell "rechts" (ein Begriff der in Deutschland de facto Synonym für Nazismus ist), wenn man nicht aufpasst.

    Es sei denn natürlich, man ist Migrant, von denen sind ja auch so einige konservativ, aber die haben ein Alibi.

     

    Die Linke hat damals lustvoll die bestehenden Tabus gebrochen, dann aber eigene Tabus aufgestellt, was dem Gegner eben ermöglicht, die Rebellenpose dankbar zu übernehmen.

     

    Konservative sind ängstlich, fürchten den Wandel ?

     

    Mir fällt auf Anhieb eine ganze Liste von Veränderungen ein, die die Linke gar nicht toll fände oder findet.

     

    Wandel an sich ist allgemein nicht gut (und auch nicht schlecht),es kommt auf den Einzelfall an ich jedenfalls will dabei schon ein demokratisches Wörtchen mitreden.

     

    Mein Eindruck ist, dass Teile der Linken sich in den letzten Dekaden kaum weiterentwickelt haben, dass auch sie einen "Stammtisch" pflegen und oft die selben alten Phrasen raushauen, teilweise wird immer noch von unscharfen, mythischen Gebilden wie der "Weltrevolution", der "klassenlosen Gesellschaft" und dem "Kommunismus" geredet, die katastrophalen Schäden, die die realen Versuche diese zu erreichen angerichtet haben, werden oft gar nicht erwähnt.

     

    Andererseits gibt es auch durchaus sinnvolles von Links, aber einiges davon haben viele Konservative längst übernommen. Umweltschutz etwa ist im Grunde äußerst kompatibel mit konservativen Ansichten, Kaptitalismuskritk eigentlich auch.

     

    Mir geht jedenfalls nicht darum, dass irgendwer meine Meinung "sexy" findet, ich will auch nicht zu sehr von einer ideologischen Richtung vereinnahmt werden, weder von Links, noch von Konservativen.

     

    Es wirkt auf mich schon ein bisschen lustig, wie zwei taz-Redakteure sich Fragen, ob der politisch-kulturelle Gegner ihnen das Sexappeal geklaut hat und die Frage ganz beruhigend mit "Nein" beantwortet wird, im Grunde von beiden Redakteuren.

  • OK
    Olaf Kling

    vielleicht ist es konservativ, nicht einfach jedem trend, nicht jeder von den medien propagierter neuerung hinterher zu rennen. und das, ist auch gut so.

  • B
    Bernd

    Das Kollektiv soll Demokratisch sein?

  • A
    Aranxo

    Never ever. Anpassung war noch nie sexy und wirds auch nie werden. Bisher war immer Rebellion sexy, und das wird auch so bleiben. Zwar versuchen allerlei Konservative derzeit, sich als rebellisch bzw. nonkonformistisch zu verkaufen, wie Jan Fleischhauer oder sogar aberwitzigerweise der Papst. Es bleibt aber beim Versuch. Beim zweiten Blick erkennt man dann doch die gute alte Spießigkeit.

  • K
    Kruschi

    Na das ließt sich ja eher wie beides Contra. ;-)

    Egal ich stimme eh Contra zu.

  • N
    Nordlicht

    Eine ganze Serie von Studien belegt: der Konservative ist ein recht ängstliches Wesen, das Konflikte, Kontrollverlust, Ungewissheit und Veränderung scheut. Dafür zeigt er eine starke Bereitschaft Ungleichheit in der Gesellschaft zu akzeptieren und Autoritäten zu idealisieren.

     

    Dabei sind die psychologischen Einflußfaktoren: ein niedriges Selbstwertgefühl, Angst, Wut und Aggression, Pessimismus, Ekel und Verachtung, Vermeidung von Verlusten, Angst vor dem Tod, eine gefühlte Bedrohung durch sozialen und ökonomischen Mangel, und eine geistige Rigidität und Engstirnigkeit.

     

    Wer mehr erfahren möchte, einfach mal googeln nach: John Jost, Arie Kruglanski, Jack Glaser und Frank Sulloway (Berkeley, Stanford)

     

    Benjamin Edelman von der Harvard Business School fand mittels des Abgleichs von Kreditkartenabrechnungen und den Postleitzahlen der Inhaber heraus, dass unser sweet litle neocon zu den häufigsten Nutzern von Online-Pornoseiten gehört.

     

    Von Souveränität und Realismus, Selbstbestimmtheit und Entscheidungsfreiheit des Konservativen ist in diesen Studien nichts zu finden. Diese Begriffe dienen dem Neocon als Mauer hinter der er sein ziemlich verhuschtes aber aufgeblasenes Wesen verbergen kann.

     

    Ein gutes Beispiel ist der erwähnte Jan Fleischhauer. Mann stelle sich vor, da schreibt einer ein Buch in dem er berichtet wie er zum Konservativen wurde und erwähnt darin 53 mal Mutti.

     

    Sexy?

  • Y
    Yoh

    iCH LACH MICH KAPUtt!

  • C
    cmuehl

    Also Kommentar schoen und gut - aber Pro und Kontra drueber zu schreiben (und damit eine ausgewogene Behandlung dieser durchaus interessanten Thematik anzukuendigen) und dann doch nur letzteres (also Kontra) in seinen verschiedenen Facetten zu beschreiben. Langweilig, ausser dass ich mich ueber die beschraenkte Perspektive aufrege. Ging also eher nach hinten los, diese kleine demagogische Uebung gegen alles Konservative. Schade.

  • HH
    Hans-Hermann Hirschelmann

    Die sozialen Rationalitätsbedingungen der Privatentscheidung für das patriarchalische Ernährermodell nicht mehr zu hinterfragen (und die, die das wagen, als unattraktive Verlierertypen zu schmähen) mag ja für viele "sexy" klingen. Klar ist habituelle Rationalisierung von Lust an der Abhängigkeit für die Beteiligten auch sexy. Als End 60er und Früh 70er-Hedonist (Jimi Hendrix, Baby belive me, set the world on fire!) im Olle Fritz Land hat man ja auch für solche Späße Verständnis. So viel Liberalismus muss sein :-) Dies allerdings für "den" Maßstab für soziales "Erwachsensein" zu erklären, geht zu weit. Was gibt es in diesen Zeiten ungeileres als Loblieder auf das soziale Beschränktsein.

  • MH
    Martin H. 32 Jahre

    Meiner Ansicht nach scheint das Pro zu überwiegen, da das Contra sich einfach um den Erhalt von Feindbildern sorgt. "Milchüberkocher" scheinen mir eher die liberaelen Wirtschaftskapitäne als Konservative im klassischen Sinne zu sein. Mir sind die sich ständig "vermehrenden" pragmatischen Konservativ-Spießer-Paare mit sozialer Verantwortung in meinem Freundeskreis jedenfalls lieber als ständig veurteilende Links-Idiologen mit Schaum vor dem Mund. Ich sehe mich zwar als Linker aber meine Definition davon hat sich mit den Jahren arg verändert.

  • T
    t.s.

    Aufgeklärt und konservativ? Allein dieser Gimmick offenbart folgendes:

    a. Die taz hält ihre Leser für schwachsinnig.

    b. Die zahlende Mehrheit ist es.

    c. Letztere finden das sexy.

    d. Der Rest macht sich die Illusion, dass man a., b- und c. ignorieren könne.

  • V
    vic

    Konservativ? Never.

    Da bin ich lieber ein "unerwachsener, dummduzender" Außenseiter.

    Ich duze sehr selektiv, und mich zu duzen muss man sich verdienen. Das darf nicht jeder.

    Ich erfülle keinen Dresscode, und fühle mich sehr wohl dabei.

    Ich habe auch weiterhin nicht vor auf jeder Welle zu reiten, und ich nehme mir die Freiheit nicht allen gefallen zu wollen.

  • O
    oldcon

    Das war zweimal contra ihr Demokraten.

  • H
    hessebub

    Es hätte geholfen, sich auf eine zumindest vorläufige präzise Begriffsbestimmung von Konservatismus zu einigen. Der Pro-Artikel ist doch nur schwammiges Versatzstückgelaber. Bei Waibel wird zumindest ansatzweise deutlich, dass, was sich heute als (neo)konservativ geriert, "Edmund Burke" nicht mal buchstabieren kann. Die veranwortungs- und geschichtslose Canaille welche heutzutage "Elite" verkörpert, ist doch letzlich auch nur noch ein postmoderner Haufen, der sich in sinnentleerten Ritualen der längst verlorenen Substantialität vergewissert. Zum Kloputzen abkommandieren, allesamt, oder zum Schweine ausweiden in die Gammelfleischfabrik zu 2,50 die Stunde, das bläst das Stroh aus der Birne.

  • L
    Leser

    @ beide Autoren:

     

    konservativ bedeutet nicht zwangsläufig reich, und das Gegenteil von konservativ ist nicht links. Linke können, was ihr Linkssein betrifft, geradezu ätzend konservativ sein.

     

    Die Unterscheidung in pro und contra ist m.E. nicht ganz gelungen, da die Pro-Seite zu satirisch rüberkommt und zu sehr auf die Großstadt fixiert ist (z.B. was das "Verbotene" betrifft, das ist auf dem Lande etwas anders...).

     

    "Sumpfiges Duzen" kann wirklich eklig sein, vor allem unter Nadelstreifen, aber es gibt auch ein "nettes Duzen" unter Unbekannten, vor allem dort, wo das materiell Trennende weggebrochen ist.

     

    "den Erfahrungen des Schmerzes und des Scheiterns einen zentralen Platz im Denken einzuräumen - hier liegt die Würde des Konservatismus."

     

    Ein schöner Satz, der zeigt, wie Konservative eigentlich sein könnten: nämlich nach innen reflektierend.

  • A
    annie

    also wenn es einfach nur darum geht SEXY zu sein, dann haben sich Linke und Neo-Konservative wirklich nichts mehr zu sagen. Dann ist der konservative Anstrich ein von jeher erfolgssicherndes, weil aufregend, neues, NOCH anderes Prinzip. Vermeintlich drückt man damit seine Individualität aus, in Wirklichkeit pult man sich die Rosinen aus dem Kuchen, die sich andere mühevoll erarbeitet haben. In diesem Verhalten- Ich nehm mir von allem das Beste, egal ob links oder rechts oder konservativ oder ökologisch oder feministisch oder was weiß ich- mag man frei und unabhängig erscheinen, in Wirklichkeit folgt man dem Erfolgsprinzip und das ist ganz und gar nicht frei, denn es sagt uns was wir zu tun haben, um den erwünschten Erfolg zu haben.Das ist Kapitalismus und Darwinismus in reinster Form. Geld und oder Sex entscheiden ob wir Nachkommen haben. In diesem Sinne sehe ich die Neo-Konservativen leider auf dem total unsouveränen Vormarsch und ich warte auf die,die sich wirklich verantwortungsvoll verhalten. Gerne sexy, aber mehr als Hochglanzmagazinen-Sex-Appeal.

  • HZ
    Hein zu Blöd

    "Ein selbstbestimmtes, um maximale Entscheidungsfreiheit bemühtes Leben benötigt nicht die pauschale Abwertung "der Linken" oder "der Konservativen", um sich seiner selbst zu vergewissern."

     

    So siehts aus.

     

    Damit löst sich die Unterscheidung konservativ/links auf und es wird zu einem Gegensatz von Oberflächlichkeit/Mitläufertum auf der einen und Verantwortung/Aufklärung auf der anderen.

    Es gibt sicherlich andere richtige Unterscheidungen.

     

    Die zitierte Lösung sollten Sie das nächste Mal nicht in den Artikel schreiben.

    Die Dienstleistungsgesellschaft, die ideologische Vormachtstellung des politischen Konservatismus in Deutschland, die Liberalisierung und folglich die Zwei-Drittel Gesellschaft und das übliche Mitläufertum, wie in jeder Kultur, stärken den Konservatismus. Leider sterben die Deutschen aus und fahren die sozialen Systeme und letztlich auch die Wirtschaft an die Wand, was allerdings nur aufgeklärten Linken und Konservativen bekannt ist. Der ,oberflächliche, souverän wirkende, Neo-Konservatismus kann auch als Phänomen der schrumpfenden Gesellschaft verstanden werden, in welcher Statusdenken und Verteilungskämpfe präsenter werden.

    Zudem sind die Unterschiede gar nicht so groß, denn die "Jugendlichkeit" der Linken hat ihr Pendant auf der Konservativen Seite: Viele haben seit ihrer Kindheit nicht mehr damit aufgehört "Erwachsen" zu spielen.

  • ML
    Matthias Lemke

    Wie verklemmt und verblendet von linksradikalen Ideologien muss man sein, dass man Heiraten und das Schenken von High-Heels an weibliche Personen als "konservativ" betrachtet?

  • R
    Ralf

    Das ist mehr contra und contra. Aber was anderes hätte ich von der taz auch kaum erwartet.