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Privatsphäre in GefahrGoogle Earth entlarvt Drogenbauern

In der Schweiz ist mit Hilfe von Google Earth ein tonnenschweres Haschischlager entdeckt worden. Die Drogenzucht war in einem Maisfeld versteckt - von oben problemlos erkennbar.

Auch nur von oben sichtbar: Kornkreis in einem Getreidefeld. Bild: dpa

Dass Satellitenbildangebote im Internet als Überwachungsinstrumente dienen könnten, fürchten Datenschützer schon seit längerem. Ihr Einsatz als Fahndungshilfe ist allerdings neu: Die Kantonspolizei Zürich hat nun Google Earth dazu verwendet, einem Drogenring auf die Schliche zu kommen. Mit Hilfe des Angebotes konnten sie "von oben" eine 150 mal 50 Meter große Anbaufläche mit rund 1500 Hanfpflanzen entdecken, die in einem Maisfeld versteckt war. Ein daneben aufgefundenes Lager enthielt große Mengen fertigen Haschischs: Über eine Tonne wurde aufgefunden, daneben Bargeld in Höhe von 400.000 Euro sowie wertvolle Autos und Schmuck für 200.000 Euro. Außerdem wurde zusätzlich Marihuana im Wert von mehreren Millionen Euro entdeckt.

Die Zürcher Beamten waren zuvor Hinweisen nachgegangen, laut denen zwei Bauern im Thurgau zur Herstellung von Haschisch geeigneten Hanf angebaut haben sollten. Wirkliche Beweise dafür fanden sie anfangs allerdings nicht. Erst der Blick per Google Earth schuf letzte Gewissheit. Tatbeteiligt sollen insgesamt 16 Personen sein, hieß es in einer Pressemitteilung der Kantonspolizei. Den Hauptbeschuldigten drohen nun Haftstrafen von bis zu 20 Jahren.

Die Schweizer Drogenbauern müssen ihr Feld schon eine ganze Weile betrieben haben: Wirklich aktuell sind kostenlose Internet-Bilderdienste nämlich nur bedingt, bestehen sie doch aus unterschiedlichen Datenbeständen, die mit Hilfe spezieller Algorithmen zu einem Gesamtbild miteinander verwoben werden. So zeigt Google Earth den Berliner Hauptbahnhof beispielsweise derzeit noch teilweise im Bauzustand, obwohl er bereits seit 2006 fertiggestellt ist. Für wirklich tagesaktuelle Aufnahmen zahlt man daher auch im Internet noch immer gutes Geld. Dementsprechend viel Glück hatten die Zürcher Behörden beim Knacken des Haschisch-Falles - vom Boden aus hätten sie das Feld nämlich wohl niemals entdeckt und daher auch keine Durchsuchung einleiten können.

Den Globus umspannende Satellitendienste wie Google Earth sind dabei keineswegs unzensiert. Militärische Anlagen werden nicht nur in Ländern wie China regelmäßig auf Wunsch staatlicher Stellen entfernt, sondern auch in westlichen Regionen. Ähnliches gilt für kritische Infrastrukturen. So manches Regierungsmitglied scheint außerdem Sorge zu haben, dass die Internet-Angebote zur Vorbereitung von Anschlägen verwendet werden könnten. So war etwa das offizielle Wohnhaus des ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney jahrelang nur stark verpixelt zu erkennen. Ausgerechnet kurz nach dem Regierungswechsel zur Obama-Administration änderte sich das nun: Joe Bidens frisches Heim lässt sich wieder problemlos von oben betrachten. Google gab zur Begründung an, man lasse sich regelmäßig verbessertes Satellitenmaterial liefern. Das jüngste Update enthalte diesmal auch neue Aufnahmen aus der Region um Washington. Zuvor habe man unveränderte Bilder des regierungseigenen Dienstes U.S. Geological Survey übernommen - das hatte Cheney offenbar für sich vorab zensieren lassen.

Google baut sein Angebot an Bildern unseres Planeten derzeit massiv aus. Die Satellitenaufnahmen werden durch Straßenaufnahmen im so genannten "Streetview"-Verfahren ergänzt. In den USA deckt er bereits flächendeckend viele Großstädte ab - von der Ost- bis zur Westküste. Auch in Deutschland fuhren die dafür verwendeten Google-Fotoautos bereits im vergangenen Jahr durch große Städte wie Berlin oder München, freigeschaltet sind die Aufnahmen allerdings bislang noch nicht. Einige Gemeinden hatten sich rechtlich dagegen verwehrt, dass solche Bilder entstünden, sie fürchteten unter anderem, dass ihre Bürger leichter Opfer von Einbrüchen werden könnten. Privatsphärenschützer wie der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar kritisierten das Angebot vehement: "Müssen wir etwa damit rechnen, mit Werbung von Unternehmen überschüttet zu werden, die den Zustand unserer Häuser und Wohnungen über das Internet begutachtet haben und uns ihre Dienste, etwa für Renovierungsmaßnahmen, anbieten?"

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