Prince klagt gegen Filesharing-Seite: Wenn der Web-Sheriff kommt
Musiker wie Prince und Village People klagen gegen die Filesharing-Seite Pirate Bay. Die Piraten lachen den von Prince beauftragten Web Sheriff aus.
STOCKHOLM taz Die Filesharing-Seite www.piratebay.org wird nun aus einer neuen Ecke angegriffen. Die britische Firma Web Sheriff kündigte an, im Auftrag von Prince und der Band Village People Schadensersatzprozesse gegen entweder die Personen oder die Firmen hinter Pirate Bay vorzubereiten. Weil diese den Zugang zum Download von urheberrechtlich geschützter Musik ermöglichten. Laut der schwedischen Wirtschaftswebseite E24 geht der Web Sheriff John Giacobbi von einer gerichtlichen Forderung von mehreren Millionen Dollar" als Schadensersatzsumme aus. Die Ansprüche würden sich auf alle Alben beziehen, die über Pirate Bay gefunden werden könnten. Dies seien allein bei Prince fast 40 Stück. Man werde Prozesse sowohl in Schweden, wie in den USA führen.
Lars Sandberg, ein stockholmer Rechtsanwalt, bestätigte, über Web Sheriff mit der Erhebung einer Klage für Prince und Village People beauftragt worden zu sein. "Wir werden nun prüfen, ob die schwedische Gesetzgebung zufriedenstellend funktioniert." Was für eine Bit-Torrent-Suchseite wie es Pirate Bay ist, von vielen Urheberrechtsjuristen bezweifelt wird. "Es gibt keinen rechtlichen Grund für die Anklagen gegen uns", glaubt auch Pirate Bay-Sprecher Peter Sunde: "Der Prince-Anwalt verweist auf amerikanische Gesetze. Aber die gelten nun mal in Schweden nicht."
Sieht man vom rechtlichen Aspekt ab, besteht für Sunde auch kein entscheidender Unterschied darin, dass nun Künstler selbst und nicht nur ein Musikkonzern gegen Pirate Bay aktiv werden. Gerade Prince sei insoweit eigentlich mittlerweile recht unglaubwürdig, meint der Pirate Bay-Sprecher. So hatte Prince sich vor Jahren für die Tauschbörse Napster eingesetzt und 2007 sein neues Album kostenlos als Zeitungsbeilage verteilt. Monate später hatte er Web Sheriff beauftragt, von der Auktionsseite eBay Waren entfernen zu lassen, die Namen und/oder Logo des Sängers trugen, aber von Prince nicht autorisiert waren. Und bei der Videoplattform Youtube liess er 2000 Prince-Videos löschen. Sunde: "Ich finde, er geht etwas zu weit bei dem, was er glaubt, dass es ihm gehört."
Einen zivilen Schadensersatzprozess einleiten zu wollen, nachdem vor zwei Wochen strafrechtlich Anklage gegen Pirate Bay erhoben wurde, erscheint aus prozessökonomischen Gründen sehr merkwürdig. Das schwedische Zivilgericht würde nämlich mit einiger Sicherheit ein derartiges Verfahren sofort wieder aussetzen und den Ausgang des Strafverfahrens abwarten. Ein negativer Ausgang für die Anklage dort, dürfte dann auch das Schicksal des Schadensersatzprozesses besiegeln.
Ein Prozess im Auftrag von Prince gegen Pirate Bay war von Web Sheriff im übrigen bereits mehrfach angekündigt worden, ohne dass Klage erhoben worden wäre. Auch jetzt will man sich nicht konkret äussern, wann denn mit der Klage zu rechnen sei und spricht von "einigen Monaten". Die ständige Klageandrohung gegen Pirate Bay könnte so durchaus zur Taktik der Firma gehören, andere Filesharing-Webseiten einzuschüchtern. Bei Pirate Bay funktioniert das - wie üblich - nämlich nicht: "Fordert man die auf, Material zu entfernen, bekommt man im Prinzip die Antwort, man solle sich zum Teufel scheren", beklagt sich Web Sheriff John Giacobbi. Die ganze Wahrheit - siehe Schriftwechsel legal - ist lustiger.
Gegen die Piraten neben Prince gerade einmal eine Gruppe wie Village People für eine Klage auftreiben zu können, findet Giacobbi offenbar selbst unbefriedigend. In einer Mail gegenüber E24 schreibt er: "Es wäre natürlich gut, wenn die ABBA-Mitglieder gegen diese Piraten streiten würden. Sie personifizieren ja die Erfolge der schwedischen Musikindustrie und sind gute Botschafter für Schweden." Aber dieser Wunsch-Kläger steht offenbar nicht zur Verfügung.
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