piwik no script img

Press-SchlagDie Rothosen und ihre linke Seite

Der HSV gewann in einem rasanten Fußballspiel gegen die Wolfsburger Wölfe. Doch Paolo Guerrero erlebte den Abend der roten Hosen eher tragisch: Tor, versiebte Großchancen, Verletzung.

Guerrero und seine Kollegen zelebrierten das Offensivspiel, auch wenn er in der zweiten Hälfte den Platz verletzt verlassen musste. Bild: dpa

Jemand musste Paolo G. verraten haben, denn ohne dass er etwas grob Ungeschicktes getan hatte, stand er am Ende eines fulminanten Auftritts seines HSV beim Deutschen Meister als einziger Hamburger Verlierer da. Was war geschehen? Im ersten echten Spitzenspiel der noch jungen Bundesliga-Saison begann am späten Sonntagnachmittag alles vielversprechend für Paolo Guerrero: Nach drei Minuten schlänzte der peruanische Angreifer den Ball so geschickt gegen den Pfosten, dass er vom Hinterkopf des heranfliegenden Wolfsburger Schlussmanns Diego Benaglio ins Tor kullerte. Guerrero und seine Teamkollegen zogen von dort an ein Offensivspiel auf, das der interessierte Zuschauer in dieser Konsequenz seit Jahren nicht von den Rothosen gesehen hat. Über die starke linke Seite und den quirligen Eljero Elia erspielte sich der Bundesliga-Dino eine Großchance nach der anderen, erhöhte schnell auf 2:0 und ließ anders als in den vergangenen Spielzeiten nicht wieder nach.

Doch nun begann sich Guerreros Arbeitstag zu verdunkeln: Noch vor der Halbzeit vergab er zweimal völlig freistehend vor dem überragend parierenden Benaglio und versäumte es so, das Gipfeltreffen frühzeitig zu entscheiden. An dieser Fahrlässigkeit war seine Mannschaft noch vor Monaten zerbrochen. Nach dem Seitenwechsel schien das wieder zu passieren. Innerhalb von vier Minuten glich der Meister aus. Bruno Labbadia auf der Hamburger Bank wurde es wohl Angst und Bange. Was der junge Trainer dann aber von seinem Team zu sehen bekam, war die eigentliche Sensation. Das neu zusammengesetzte Mittelfeld um David Jarolim und den herausragenden Zé Roberto legte wieder zu und drückte den VfL zurück in die eigene Hälfte. Dass Guerrero wiederum eine Riesengelegenheit zur Führung liegen ließ, rundete den ambivalenten Nachmittag für den Stürmer ab.

Damit gelang dem HSV, was keinem anderen Team seit April 2008 mehr vergönnt war: ein Auswärtssieg beim VfL. Einzig Paolo Guerrero wird sich ungern an diesen Sonntagnachmittag im August erinnern. In der 76. Minute verließ er mit einer Oberschenkelzerrung humpelnd das Spielfeld. JÖRN MEYN

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!