■ Press-Schlag: Das Weib im Mann
Eigentlich wissen wir es seit Shakespeare: Frauen stacheln der Männer Machtgelüste an und stürzen sie, einmal auf dem Thron angelangt, ins Verderben. Lady Macbeth ist tot. Höchste Zeit, daß uns das Enthüllungsmagazin Focus vor dem Destruktiven im Weibe warnt. Gleich auf dem Titelblatt: „Der gefährliche Einfluß der Spieler-Frau.“ Wir ahnen: Die WM steht auf dem Spiel, „unsere“ Kicker sind bedroht von einem „Trio infernal“, von „Frauen, die ihre Ehemänner fernsteuern“ – Martina Effenberg, Bianca Illgner, Angela Häßler.
Vergessen die besänftigenden Worte von Berti Vogts, der sich zur Rolle der Frau vernehmen ließ: „Gut, die bringen meine Spieler auf andere Gedanken.“ Nichts ist gut! Solange es zwar „pflegeleichte Spielerfrauen“ (dpa) gibt, aber auch „Frauen, die es dem DFB nicht leicht machen“ (dpa), weil sie „ihre Ansprüche“ artikulieren (Wohngemeinschaft). Pfui Teufel! Ein Beispiel nehmen sollten sie sich an „unserer“ Vorzeigefrau! Ihr Name ist Programm – Lolita. Ihr emanzipatorischer Drang – „Lothar mußte sich erst daran gewöhnen, daß seine Frau nicht nur zu Hause sitzt“ (Gala) – endet, wie es sich gehört, vor dem Taufbecken. Signora Matthäus hat ihres Gatten Konfession angenommen, weil „ich nicht will, daß mein Sohn Aids bekommt. Wenn er älter ist, soll er ein Präservativ benutzen dürfen“ (Gala). Ach ja, so uneigennützig und voller Weitblick sollte sie sein, unsere Idealfrau für den Mann, dessen wahre Potenz in den Zehen steckt. Die sich zufriedengibt mit ihrer Rolle als bloßer Katalysatorin fürs Wesentliche: „Sex beflügelt Lothars Spiel“ (Bunte). Eine Frau, wie sie Winfried Schäfer gefällt: „Frauen sollen ihre Männer positiv beeinflussen“ (Focus). Und beileibe nicht als „oftmals ältere Gattin“ die „jungen Wilden“ dazu bringen, daß sie „in allen Fachfragen einzig auf ihr Wort vertrauen“. Denn es kann sie „Ansehen und Karriere kosten“. Bewahre: Eva hat Adam schon einmal verführt! coh
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