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■ Press-SchlagAdieu, Borussia!

Tja, Borussia, das war's dann wohl. Perfekter kann man die Meisterschaft nicht auf dem Tablett serviert bekommen. Bremen verliert, Kaiserslautern büßt einen Punkt gegen ein gewisses Uerdingen ein, Freiburg stolpert über Bochum, die Bayern können nicht mal gegen den HSV gewinnen und Gladbach, naja, gewonnen zwar, aber ein Team, in dem Stefan Effenberg spielt, kann nie und nimmer Meister werden. Dazu im Westfalenstadion als Gast die Rückrunden-Schießbude der Bundesliga, Bayer Leverkusen – schusterlos, kirstenfrei und jeglichen Punktgewinns garantiert unverdächtig. Glänzende Voraussetzungen für die Dortmunder, den Sack endlich zuzubinden. Doch was passiert? 0:3! Besten Dank, Borussia! Abtreten!

Äußerst schwächlich die nach 1:5 Punkten in Folge dargebotenen Entschuldigungen. Chapuisat ausgefallen, okay, aber Riedle, Reuter, Schmidt, Reinhardt, Tretschok, das klingt eher nach einem guten Witz. „Meine Mannschaft hat sich zerrissen, aber die Klasse hat gegen die spielerisch klar besseren Gäste nicht gereicht“, stellt Coach Ottmar Hitzfeld seinem Ensemble um Sammer, Möller, Cesar und Zorc ein verheerendes Armutszeugnis aus, exakt auf den Punkt wird die Misere vom Kapitän Matthias Sammer selbst gebracht: „Wir sind Borussia Dortmund.“ Eben.

Von ganzem Herzen gönnt man dem BVB den ersten Titel seit 1963 und ist sogar geneigt, Sammer seine musikalischen Vorlieben, Reuter seine Flanken und Möller seinen Manager zu verzeihen – allein schon Ottmar Hitzfeld zuliebe, der so lieb-versonnen in die Kameras lächelt und so viele vernünftige Dinge sagt. Doch es soll nicht sein. Irgendwo lauert stets der Wurm und macht allen Hoffnungen den Garaus. Aber: Kopf hoch, BVB- Fans. Besser so, als am letzten Spieltag in alter Möller- Manier gegen den HSV zu verlieren, während Bremen gleichzeitig bei Bayern München gewinnt oder, weit schlimmer, verliert.

Denn der Einbruch des Tabellenführers läßt Arges befürchten. Noch stapelt der Kaiser tief und spricht vom UEFA-Cup-Platz, den die Bayern unbedingt erreichen müssen. Gemeint ist etwas ganz anderes. Beckenbauer wäre nicht Franz, würde er sich mit Kleinkram zufriedengeben. Was sind schon fünf Punkte Rückstand? Nicht umsonst redet er dem scheidenden Coach Giovanni Trapattoni ins Gewissen, sich gefälligst auf „die Realität“, die Bundesliga, zu besinnen und nicht nur in der „Phantasie“, dem Europapokal, zu schwelgen. Keine Frage, die Bayern wittern Morgenluft.

An Borussia hingegen glaubt nur noch Dragoslav Stepanovic, dessen Begründung dafür, daß Dortmund doch Meister wird, allerdings weniger tröstlich klingt als beabsichtigt: „Wir haben schon gegen schlechtere Teams gespielt und nicht gewonnen.“ Ja dann! Matti

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