piwik no script img

Press-Schlag„So guckt eine Ente“

■ Der taz-Ratgeber: Was soll man von der Rückkehr des Guido Buchwald halten?

Ein Samstag wie jeder Samstag. (Nein, besser: einer wie kein anderer.) Zwei Menschen in Berlin-Kreuzberg. Café Marx, bisserl „großes Frühstück“, bisserl Schweigen, bisserl Lektüre. Plötzlich Stöhnen hinter der „Süddeutschen“.

Aha, Sportseite.

Guess what.

What guess what?

Guess wer zum Karlsruher SC wechselt.

(Stille. Offenbar hinter der „Berliner Zeitung“ nur mäßiges Interesse daran, wer zum KSC wechselt.)

Schau auf mein Gesicht. (Amateurhaftes Bemühen um eine möglichst furchtbare Grimasse. Aber drüben plötzlich ein Aufschrei.)

Oh, no: Guido!

Wie hast du's erkannt?

So guckt doch eine Ente.

Und? Gut, daß er wieder da ist?

Hm. Irgendwie ist er einer wie aus einer anderen Welt.

Aus Walddorfhäslach.

Irgendwie denkt man, Fußball sei jetzt ganz anders. Guido Buchwald (36), 76 Länderspiele, Weltmeister 1990, erregte überregionales Aufsehen, als ihm im WM-Achtelfinale 1990 ein spektakulärer Übersteiger gelang. Gestern flog er mit seinem neuen Arbeitgeber Karlsruher SC nach Valencia ins Trainingslager. Nach 3 1/2 Jahren Japan (Furawa Red Diamonds) war der Ex-Kapitän des VfB Stuttgart mit seinen zarten Annäherungsversuchen bei seinem vormaligen Arbeitgeber aber nicht auf Gegenliebe gestoßen.Foto: AP

Ich glaube, solche Typen wie Guido gibt's inzwischen gar nicht mehr.

Was für Typen?

Die alles glauben, was die anderen erzählen. So naive. Solche Typen will man eigentlich auch nicht mehr.

Hast du keine Sehnsucht nach der Zeit, als die Welt noch unschuldig war?

Auf jeden Fall keine nach der Zeit mit Guido.

Ich dachte, du mochtest ihn?

Naja, ich fand ihn auch manchmal lustig. Weil er das verkörperte, was man dachte, daß es das Gute am Fußball sei. Gleichzeitig war er einem peinlich.

Kein Mann für ran.

Überhaupt nicht. Bei „Sport im Dritten“ ging's grade noch. Aber da war es auch schon ... (versucht, sich zu erinnern). Als er wegging, war's schon schade. Aber dann hat man sich schnell dran gewöhnt. Beim VfB ging es seitdem immer nur aufwärts.

Wie wird das beim KSC?

Oh, Gott. Der KSC und Guido passen zusammen wie die Faust aufs Auge.

Was können wir von ihm erwarten?

Sicher keine Skandale. Nichts Spektakuläres. Und auch keine so richtig dummen Interviews, daß es richtig interessant wäre.

Vielleicht kann Guido positiv auf Sean Dundee einwirken?

Ja, daß der auch so ein Biedermann wird.

Wie wurde Guido eigentlich so beliebt?

Das habe ich nie begriffen. Ich glaube, das Problem ist: Das ist ein richtig guter Mensch. Aber so, daß man es auch noch merkt. Das ist so langweilig.

Ein letztes Wort?

Man weiß ja nicht einmal, ob der überhaupt Fußball spielen kann.

(Die „SZ“ macht noch mal das Enten-Gesicht. Der „Berliner Zeitung“ schaudert).

Oh, Gott. Man kann nur hoffen, daß Guido nicht auch noch mit zur WM fährt. Für alle Beteiligten. Peter Unfried

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen