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PortraitÖko-Oetker

■ August Oetker

Puddingkönig August Oetker wurde zum Ökomanager 1995 erkoren

Man nehme Dr. Oetker, dachte sich die Jury und machte August Oetker, den Chef des gleichnamigen Bielefelder Puddingkonzerns zum „Okömanager des Jahres 1995“. Vergeben wurde der Titel nun zum sechsten Mal von der Umweltstiftung WWF-Deutschland und Capital. August Oetker, der im letzten Jahr seinen 50ten Geburtstag als „einen ganz normalen Tag im Büro“ beging, gilt als farblos und als jemand, der sich lieber nicht in die Politik einmischt. Im Gegensatz zu seinem Vater, Rudolf August Oetker, dessen Frau Maja mit einer konservativen Bürgergemeinschaft und der CDU an ihrer Seite die rot-grüne Koalition in Bielefeld stürzte. Aufgeregt hatte man sich im Hause Oetker vor allem über den grünen Umweltdezernenten, Dr. Uwe Lahl, der ohne Ansehen von Puddingadel und Gewerbesteuermillionen in der Bielefelder Wirtschaft systematisch nach Abwässersündern, PVC-Verwendern und Müllschiebern gefahndet hatte. Nachdem Lahl auch noch das Oetkersche „Mousse au chocolat“ als „aufgeblähte Schokoladencreme“ bezeichnete und gegen die Mogelpackung vor Gericht zog, entzogen ihm die Oetkers und ihre konservative Gefolgschaft per Stadtratsbeschluß kurzerhand die Zuständigkeit für den Verbraucherschutz.

August Oetker führt den Bielefelder Familienbetrieb in der vierten Generation. Das machte ihn zu einem der reichsten Männer Deutschlands. Der Konzern, der neben den Nahrungsmittelbetrieben auch eine Reederei, Banken und Versicherungen umfaßt, hat 12.000 MitarbeiterInnen und einen Jahresumsatz von 4 Milliarden Mark. „Vorbild“ sein, müsse der „Ökomanager“, heißt es im Kritierienkatalog der Preisverleiher von WWF und Capital. August Oetker, in der Freizeit begeisterter Porschefahrer und Mitglied des „Offizierscorps der Senner Schützen“ in Bielefeld, installierte im Nahrungsmittelbereich bereits 1987 einen Umweltbeauftragten und versuchte, so die Jury, im ganzen Konzern betimmte Regeln für den betriebsinternen Umweltschutz durchzusetzen. Er läßt in Seminaren das ökologische Bewußtsein der MitarbeiterInnen schulen, spricht sich für die Kennzeichnung und gegen die Verwendung gentechnisch veränderter Lebensmittel aus und läßt Ökobilanzen der Einwegverpackungen erstellen. Nun kommt die Oetker- Tiefkühlpizza zwar immer noch in Karton und Plastik in den Einkaufskorb, aber der Einsatz ist nicht mehr aus PVC.

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