Portrait Wahlfälscher Kibaki: Gründervater ohne Bodenhaftung
Kenias 76-jähriger Präsident und offizieller Wahlgewinner Mwai Kibaki wandelte sich innerhalb von fünf Jahren vom Hoffnungsträger zum Auslaufmodell
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NAIROBI taz Mit seinem Sieg hatten zuletzt nur noch engste Unterstützer gerechnet: Der kenianische Präsident Mwai Kibaki galt seit Monaten als Auslaufmodell. Umfragen hatten bei den Präsidentschaftswahlen stets seinen Herausforderer Raila Odinga vorn gesehen, und auch bei der Auszählung der Ergebnisse lag Kibaki beständig zurück. In letzter Minute jedoch wendete sich das Blatt, was ihm nun Vorwürfe der Wahlfälschung einhandelt.
Dass es für den 76-jährigen Präsidenten so eng werden würde, hätte vor fünf Jahren kaum jemand erwartet. Denn als er die über zwanzig Jahre dauernde Herrschaft seines autoritären Vorgängers Daniel arap Moi beendete, galt er als Hoffnugnsträger einer Demokratisierung und einer Überwindung der systemischen Korruption. Die Wirtschaft wächst jetzt tatsächlich so stark wie nie zuvor, Landwirte bekommen mehr für ihre Produkte, Opposition und Presse sind so frei wie nie. Doch es gibt auch Verlierer in Kenia, allen voran Slumbewohner und Jugendliche.
Seinen Ruf als Saubermann büßte Kibaki ein, als er tatenlos zusah, wie seine Minister - viele davon aus der Ära seines Vorgängers - hemmungslos Staatsgelder abzweigten und ein Korruptionsskandal nach dem anderen zum Vorschein kam. Kibakis Versprechen, die Macht des Präsidenten zu beschneiden, brach er ebenso wie das, seinen damaligen Unterstützer Raila Odinga als Ministerpräsidenten zu installieren. Er beteiligte immer mehr Vertreter des alten Regimes an der Regierung. Zudem umgab sich Kibaki mit einem undurchsichtigen Beraterstab aus seiner Ethnie der Kikuyu, genannt "Mount Kenya-Mafia".
Ganze Regionen unterstützten nun Odinga, um die Kikuyu zu entmachten. Ob Kibaki in seiner zweiten und letzten Amtszeit gegen die Stimmung in der Bevölkerung und eine Mehrheit im Parlament regieren kann, ist ungewiss.
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