Porträt Alberto Contador: Radtalent, Held und "Opfer"

Ein Dopingtest hat ergeben, dass Alberto Contador etwas Clenbuterol im Körper hatte. Schuld seien verunreinigte Lebensmittel, so der Radsportprofi.

Vom Helden zum Opfer: Radsportprofi Alberto Contador. Bild: dpa

Alberto Contador ist ein bemerkenswerter Mann. Er gilt als größtes Talent des Radsports. Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy hält viel von dem Spanier. Als der 27-Jährige gemeinsam mit dem Luxemburger Andy Schleck zum Tourmalet hochstiefelte, war Sarkozy schon da und lobte die feine sportliche Leistung.

Was er da noch nicht wusste: Der spätere Toursieger hatte etwas Clenbuterol im Körper. 50 Picogramm des Kälbermastmittels fanden sich bei einer Dopingprobe, die am Vortag genommen worden war. Jetzt sieht sich der Spanier vom Helden in ein Opfer verwandelt. Schuld seien nämlich verunreinigte Lebensmittel, erklärte er.

Vor einem Tag noch rief Contador freudestrahlend die Ära des sauberen Radsports aus: "Dopingfälle sind Vergangenheit. Wir haben harte Kontrollen. Zuletzt gab es keine positiven Tests." Die Aussage weist auf eine bizarre Weltsicht hin. Dem dreifachen Toursieger war zu diesem Zeitpunkt längst bekannt, dass das Kölner Antidopinglabor in seinem Urin Clenbuterol nachgewiesen hat.

Trotzdem wandte er sich mit diesem Statement an die Öffentlichkeit. Warum? Geständige Dopingsünder wie Jörg Jaksche und Bernhard Kohl erwähnten in ihren Beichten oft die Erfahrung, dass das permanente Lügen beim Dopen zu Persönlichkeitsspaltungen führe. Man lebe wie in einer Blase und verliere den Kontakt zur Realität. Gleiches kann man bei Contador konstatieren. Seit einigen Jahren schon lebt er in einer Welt, zu der nur Getreue Zugang haben. Personen etwa, die nicht von ihm wissen wollen, warum sein Name in den Unterlagen des Dopingarztes Eufemiano Fuentes auftauchte. Jetzt teilt sich für ihn die Welt danach, wer ihn für ein Opfer verunreinigten Fleisches hält und wer für einen Doper.

Die ARD, die schon länger zu dem merkwürdig lange geheim gehaltenen Dopingfall Contador recherchierte, verfügt über Testergebnisse, die Hinweis geben könnten, dass Contador auch Eigenblutdoping betrieb. "Es liegt eine um den Faktor zehn erhöhte Konzentration von Plasticizern vor. Das könnte von den Blutbeuteln stammen", so ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt. Gut möglich, dass das Opfer-Bild nicht lange vorhält.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.