: Polizei provozierte mit Kalkül
betr.: „Gewalt oder ziviler Ungehorsam“, taz bremen vom 15. 11. 06
Nach meiner subjektiven Lageeinschätzung direkt vor Ort war der Durchbruch der ersten Sperre von der Polizei/Politik gewollt, um die NPD mit Hilfe der Gegendemonstration zu blockieren. Die Sperre bestand aus einer einfachen Polizeikette ohne Schilde und Schlagstöcken. Mit den in Sichtweite stehenden zusätzlichen Kräften wäre leicht die dreifache Stärke zu erreichen gewesen. Nach einer insgesamt recht laschen Gegenwehr, in der es auch vereinzelt zu unangemessenen Härten kam, zog sich diese Polizeikette sehr schnell zurück und ließ den gesamten Demozug ungehindert durch. Die Faschos waren praktisch eingekesselt worden, ohne dass es zu direkten Konfrontationen kam. CHRISCHAN JÜRGENS, per Mail
Nichts gegen eine Polizeitaktik, die letztlich den Rechten den Auftritt erschwert – aber es muss schon die Frage gestellt werden, ob es dazu solch massiver und teilweise brutaler Polizeieinsätze bedarf, wie wir sie beobachten mussten. Immer wieder haben sich Einsatztrupps in Stärke von 10 bis 30 Beteiligten aus dem die Demonstration umgebenden Polizeikordon gelöst und in die Menge gestürzt, um unter Einsatz von Pfefferspray, Gummiknüppel und Faustschlägen einzelne Personen aus der Menge zu catchen. Nach den Gründen für diese Übergriffe gefragt, hieß es, dass hier Gesetzesvergehen geahndet würden. Außer einem in die Leere gehenden Flaschenwurf und häufigeren Vermummungen – „als Gesichtsschutz vor Sprays und der ständigen Filmerei und Fotografiererei“, wie die meist jugendlichen Autonomen sagten – haben wir Älteren, die sich als Puffer vor den Polizeikordon gestellt hatten, keine Vergehen feststellen können.
HEINER CORDES, Bremen