: Politische Heimat verloren
betr.: „PDS will mit Linkspartei in den Bundestag“, taz vom 1. 4. 05
Die PDS wäre es gewesen, hätte sie im Senat von Berlin und in Schwerin nicht bei den sozialpolitischen Kahlschlägen mitgewirkt. Warum sollte sich also jemand wie ich, der mit der Wahlalternative sympathisiert, eine Liste mit der PDS gut finden? Irgendwie ist die PDS zu einem Heimatgefühl der Länder der ehemaligen DDR geworden, wie die CSU in Bayern.
Zudem gehe ich davon aus, dass die Wahlalternative kein anderes System will, sondern sich als der parlamentarische Arm der Gewerkschafts- und sozialen Bewegungen sieht. Deswegen unterstützt sie ja auch Menschen, die für ihre Arbeitsplätze und den Erhalt der sozialen Errungenschaften in der BRD und in der EU eintreten. Zu behaupten, dies gehe nicht, hieße, dem Wirtschaftssystem die Reformfähigkeit und damit die Zukunft abzusprechen. Die Geschichte hat aber gezeigt, dass sich das Wirtschaftssystem sehr wohl den Forderungen der Menschen anpassen kann. Nur braucht es dazu einer parlamentarischen Vertretung, die SPD leistet das nicht mehr und hat Menschen wie mich dadurch ihrer politischen Heimat beraubt.
Deshalb bauen wir uns eine neue, zusammen mit DGB-Kollegen, bei denen sich, bei den Äußerungen des Herrn Sommer, auch schon Gefühle der anbrechenden Heimatlosigkeit einzunisten drohen.
OTMAR IHL, Esslingen