Vormerken : Poetische Musik mit etwas weißem Rauschen
Jeder Architekt müsste auf Radian schwören. Denn Radian-Musik ist minutiös ausgeklügelte Konstruktion, ein klar geschichtetes Gebäude aus Sound, mal eher karg betonierter Rohbau, mal eher filigrane Glas-Stahl-Postmoderne, in deren Innenhof der Bambus wächst. Vor allem aber wird bei Radian, auch wenn es oft wie improvisiert klingt, nichts dem Zufall überlassen. Seit acht Jahren überspringen die Wiener Martin Brandlmayr (Drums, Computer), Stefan Németh (Synthesizer, Gitarre) und John Norman (Bass) sehr bewusst die Grenze zwischen elektronischen und akustischen Quellen. Ihre Stücke sind Studien, die sich akribisch auf die Suche begeben: nach der schönsten Synthese aus Band-Instrumentarium und digitaler Klanggenese. Säuberlich schichten Radian Stockwerke aus Analog-digital-Vernetzungen auf ein minimales, weißrauschendes oder sinussirrendes Sample-Fundament. Das Resultat ist poetische Musik neben der Schublade: Der Laptop-Elektroniker taucht hinter dem Bildschirm auf, das Schlagzeug jazzt sich durch Fake-Improvisation, der House-Beat verebbt im Knirschen. Neue Musik, Jazz, Postrock und Club verabreichen sich bei Radian einen festen Händedruck in Popsonglänge. Morgen kann man’s im Bastard hören. KR