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Plagiatsaffäre um GuttenbergUniversität stellt fest, es war Täuschung

Laut "SZ" kommt die Bayreuther Unikommission zum Ergebnis, dass Guttenberg seine Doktorarbeit bewusst gefälscht hat. Dieser versucht nun die Veröffentlichung des Berichts zu verhindern.

Nach Aschermittwoch zerlegt: Guttenberg als Motivwagen-Figur. Bild: dpa

BAYREUTH dapd | Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat nach Einschätzung der Universität Bayreuth bei seiner Doktorarbeit absichtlich getäuscht. Zu diesem Ergebnis komme die zuständige Universitätskommission, die die Prüfung des Plagiatsfalls fast abgeschlossen habe, berichtete die Süddeutsche Zeitung. Guttenberg hatte gravierende Fehler in seiner Dissertation eingeräumt, eine bewusste Täuschung jedoch immer bestritten.

Dem Nordbayerischen Kurier zufolge will die Universität den Bericht Anfang Mai veröffentlichen. Rechtsanwälte Guttenbergs hätten gegen eine solche "öffentliche Klarstellung" jedoch Vorbehalte geäußert und dies mit Persönlichkeitsrechten begründet.

Dem Berliner Tagesspiegel bestätigte Universitäts-Präsident Rüdiger Bormann den Eingang des Anwaltsschreibens. Er sagte der Zeitung, die Hochschule werde den Bericht nicht veröffentlichen, wenn Guttenberg bei seinen Vorbehalten bleibe, da es sich formal um einen internen Vorgang handele. Er hoffe jedoch, dass Guttenberg es sich noch anders überlege. "Wir möchten das Ergebnis - auch zur Frage des Täuschungsvorsatzes - öffentlich machen", sagte Bormann. Guttenbergs Verhalten stehe im Widerspruch zu der von ihm versprochenen Aufklärung. Die Hochschule vertrete die Ansicht, die Öffentlichkeit könne eine umfassende Information zu dem Fall erwarten. Laut dem Nordbayerischen Kurier evaluiert die „Kommission zur Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ in ihrem Bericht den Ablauf des Promotionsverfahrens von Guttenberg auch, um daraus Empfehlungen an die Hochschulleitung abzulieten, wie Promotionsverfahren an der Uni Bayreuth verbessert werden können.

Doktorvater Peter Häberle sagte der SZ, er sei von Guttenberg "existenziell enttäuscht". Der Zeitung zufolge hatte Guttenberg Häberle einen Brief geschrieben, in dem er sich für das "Ungemach" entschuldige, das er ihm bereitet habe.

Guttenberg war Anfang März vom Amt des Verteidigungsministers zurückgetreten. Er soll weite Teile seiner Dissertation aus anderen Quellen abgeschrieben haben, ohne dies kenntlich zu machen. Die Universität Bayreuth hatte ihm daraufhin seinen Doktortitel aberkannt.

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11 Kommentare

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  • A
    Alleswisser

    Das Problem dieser Dissertation ist auch die Struktur der Dritt-Mittelfinanzierung der deutschen Universitäten. Wenn ich mich richtig erinnere, hat eine Stiftung der Familie Guttenberg der Uni Bayreuth lange vor der Promotion von Karl-Theodor eine größere Summe gespendet. - Und jetzt möchte die Uni Bayreuth vor allem ihren eigenen Ruf retten. (Alles nicht schön.)

  • OV
    Otto von Bismarck

    Wenn noch jemand ein Hobby sucht und damit es nicht immer die armen Unionspolitiker sind, die es hier abkriegen:

     

    http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/SKM

     

    Die Fährte scheint noch frisch zu sein, also Großwildjäger aufgepasst!

  • L
    likewise

    Das erstaunlichste daran ist, mit welcher Vehemenz zu Guttenberg jetzt darum kämpft zu verhindern, daß es publik werde, daß er seine Arbeit NICHT im Zustand völliger geistiger Umnachtung geschrieben hat und entsprechend nicht zu blöd war, eigenes geistiges Eigentum von Fremden zu unterscheiden. Offenbar will er, nachdem er schon den Doktortitel verloren hat, jetzt auch noch den Eindruck zerstören, er sei noch ganz bei Troste. seltsame Leut', die Politiker aus der CSU!...

  • A
    atypixx

    Bitte berichtet auch darüber, dass die Staatsanwaltschaft in Hof offenbar plant, die Sache unter den Teppich zu kehren und den Baron laufen zu lassen. Und könnt ihr nicht bei dem ein oder anderen Plagiierten anfragen, ob er im Fall dieses Amigo-Manövers doch noch Anzeige erstatten würde?

  • R
    rugero

    Er hat nichts gelernt aus seinem peinlichen Verhalten in der Angelegenheit.

     

    Ob das die Uni-Kommission nochmal feststellt oder nicht. Er ist doch längst überführt und endlich aus den Schlagzeilen. Nun könnte er in aller Ruhe abwarten bis Gras über die Sache gewachsen ist.

     

    Aber er hat nichts besseres zu tun als sich per Rechtsanwalt selber wieder in die Schlagzeilen zu katapultieren und seinen Betrug damit neu in die Öffentlichkeit zu bringen.

     

    Eine Aussicht auf Erfolg hat er eh nicht bei dem Bemühen den Untersuchungsbericht unter Verschluß zu halten.

  • JK
    Juergen K

    Der hat doch jetzt ein paar Wochen Zeit gehabt!

     

    Wie blöde muss der denn sein,

     

    dass er nicht erkannt hat das die Uni Bayreuth diesen Fall BEISPIELHAFT

     

    abwickeln muss,

     

    weil sie den Laden sonst abreissen können.

     

    Dass der dann NOCH MAL reinhaut ...

     

    Mein Gott, der sollte mal

    Gott, Kanzler und König werden?

     

    Halleluja!

     

    Da würden wir ja mit Pickelhaube rumrennen.

  • W
    Wolf

    Möge sich nie wieder ein derartiger Schaumschläger

    i.d. entscheidenden Politik rumtreiben.

  • A
    atypixx

    Nach seinem Rücktritt hatte KTzG auch erklärt, er wolle an der Aufklärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe nach Kräften mitwirken. Nunmehr verhält er sich genau entgegengesetzt. Dies sollte m.E. noch deutlich thematisiert werden.

  • S
    schmofarz

    Ich muß für Guttenberch mal eine Lanze brechen! Die Artikel, die er abschrob, hatte er vorher selbst anonym unter verschiedenen Namen publiziert, da er zu Studienzeiten nicht sovie Geld hatte und sich etwas dazuverdien musste. Dual Juhse numal. Naja, aber was will man da machen, wenn plötzlich alle gegen ihn sind. Als einziger in der CSU jünger als 70, zieht man auch viele Neider auf sich, die dann tüchtig am Stuhlbein, ach was sag ich, sogar am Tischbein und sogar am Eisbein wurde gesägt.

     

     

    Gruß

  • D
    Doktorandin

    Ja, und was ist mit Professor Haeberle? ER ist derjenige, der die Faelschung von Anfang an haette sehen und melden muessen. ER haette die Promotion verhindern koennen und muessen. Es ist nicht nur die Schuld der Uni - die Hauptschuld liegt in meinen Augen bei Haeberle. Er sollte angezeigt werden wegen grober Vernachlaessigung seines Amtes als Professor und Doktorvater. Leute wie er bringen dem Promotion einen schlechten Ruf. Buh zu Haeberle!

  • A
    atypixx

    Na bitte, geht doch. Hoffentlich wird diese "Neuigkeit" so schnell es geht umfassend publik gemacht, inklusive der abermaligen Vertuschungsversuche des Barons.