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Plädoyer für eine plurale BildungslandschaftEntstaatlicht die Schulen!

Als Monopolist hat der Staat seine Unfähigkeit bewiesen, gute Schulen zu betreiben. Private Träger könnten die Bildungslandschaft bereichern.

Das Albert-Schweitzer-Gymnasium in Hannover bietet Unterricht in Türkisch und Deutsch an. Bild: dpa

Mit seinem Vorschlag in Deutschland türkischsprachige Schulen einzurichten, hat Tayyip Erdogan eine bildungspolitische Grundsatzdiskussion losgetreten. Der zentrale Punkt der in der Debatte gegen den türkischen Ministerpräsidenten angeführt wurde: Helfen türkischsprachige Schulen bei der Integration oder sind sie kontraproduktiv? Gern wird eine drohende Ghettoisierung an die Wand gemalt.

Dabei ist besonders spannend zu beobachten, dass die Ghettoisierung erst durch die türkischsprachigen Schulen drohe - statt einmal zur Kenntnis zu nehmen, dass diese längst da ist. Schon jetzt gibt es nicht nur in Berlin-Neukölln oder München-Hasenbergl oder Hamburg-Wilhelmsburg Klassen und ganze Schulen, in denen kaum ein Kind zu Hause Deutsch spricht. In diesen Brennpunkten gehen 40 Prozent der Hauptschüler ohne Abschluss von der Schule. Das sind Tatsachen, die der Fiktion einer staatlich verbindlichen Einheitsschule geopfert werden. Erdogan wird öffentlich für etwas verprügelt - was wir stillschweigend längst zulassen: Türkenschulen.

Bildungsinteressierte Eltern, die alles unternehmen, ihren Kindern den Gang in solche Anstalten zu ersparen, werden gern abschätzig als unsolidarisch gebrandmarkt. Jedenfalls so lange, bis man selbst in die Situation kommt, sein Kind in eine dieser Ghettoschulen schicken zu müssen. Im multikulturellen Stadtteil regelt der Staat eben auch die Zuteilung der Schüler per Einzugsgebiet. In der heimlichen Flucht mancher Eltern zeigt sich das Spiegelbild der Ghettoisierung - die Elitebildung an Spezial- oder Privatschulen. Wahrscheinlich hat wenig dem "linken" Wahlkampf von Andrea Ypsilanti in Hessen mehr geschadet, wie der von ihr verschämt behandelte Umstand, dass sie ihren Sohn auf eine "Privatschule" schickt.

Nach den Pisa-Studien zogen linke Pädagogik-Engagierte besonders gegen das dreigliedrige Schulsystem zu Felde. Diese Kritik an der äußeren Homogenisierung der Lerngruppen durch die Einteilung der Kinder nach ihren vermeintlichen Begabungen ist berechtigt - folgt sie doch wundersamer Weise stets dem sozialen Status der Eltern. Die Alternative allerdings wird gern bunt ausgemalt als die Idee einer staatlichen Einheitsschule für alle. Es gehört jedoch keine hellseherische Gabe dazu vorherzusagen: Die bloße Abschaffung von Hauptschulen und Gymnasien wird keines der Probleme lösen. Vielleicht wird es eine Nivellierung geben, aber diese wird nicht mit einem steigenden, sondern einem sinkenden Leistungsniveau verbunden sein. Dass Sozialkompetenz einfach dadurch gestärkt wird, dass man ehemalige Gymnasiasten mit ehemaligen Hauptschülern zusammensperrt, ist eine geradezu fahrlässige Illusion.

Statt weiter auf Homogenisierung zu setzten, wäre es an der Zeit, an eine Alternative zu denken: Die Pluralisierung des Schulsystems ernsthaft voranzutreiben. Dazu muss kein Modell neu erfunden werden. Alles ist schon da, und zwar nicht in Finnland, sondern hier in Deutschland. Es gibt Schulen in freier Trägerschaft, und sie werden beinahe täglich mehr.

Die spannendsten pädagogischen Konzepte werden an Schulen in freier Trägerschaft gelebt, nur selten an staatlichen Schulen. Dass Schulen in freier Trägerschaft Einrichtungen für die Schönen und Reichen seien, ist eine von Linken hartnäckig behauptete, aber empirisch widerlegte Mär. Allerdings stimmt es, dass es bildungsinteressierte Eltern (mit und ohne Geld, mit und ohne Migrationshintergrund, mit und ohne Religion) sind, die ihre Kinder auf Einrichtungen schicken, die Geld kosten und für die man sich selbst anmelden muss. Der Vorwurf, dass es sich um elitäre, weil schulgeldpflichtige Privatschulen handele, ist aber deshalb infam, weil es der Staat in Gestalt der Bundesländer ist, der diesen Schulen in freier Trägerschaft die vollständige Refinanzierung verweigert - und so den größten Vorwurf gegen "Privatschulen", die Schulgeldpflicht, selbst produziert.

Dabei gibt es längst ein Modell für das Nebeneinander staatlicher und privater Bildungseinrichtungen: Die Kindergärten, die häufig, in manchen Kommunen sogar ganz in freier Trägerschaft sind. Niemand spricht hier von "privaten" Kindergärten. Der Staat nimmt über Bildungspläne, Sprachstandsuntersuchungen, Ausbildungsvorschriften des Personals und Gesundheitsauflagen auf alle Kitas Einfluss - ohne dass er selbst Träger der Einrichtungen sein muss. Da für alle Kindergärten annähernd die gleichen Beiträge gelten, müssen Eltern ihre Wahl nicht nach dem Geld treffen. Sie tun es nach anderen Gesichtspunkten. Ob sie eine konfessionelle Kita wünschen oder einen Waldkindergarten oder ob sie eine Unterbringung bis 22 Uhr brauchen.

Sobald man in Deutschland ins Schulalter kommt, betritt man eine andere Welt. Staatliche Schulen sind kostenlos, Schulen in freier Trägerschaft nehmen Schulgeld. Der gesellschaftliche und pädagogische Preis, den wir dafür zahlen ist hoch. Weder fördert das System der staatlichen Schule noch belohnt es Innovationen. Staatliche Schulen können sich etwa in aller Regel ihr Personal nicht aussuchen, sondern bekommen es vom Kreisschulamt zugewiesen. Man muss nur einen beliebigen Lehrer fragen, was für seltsame Blüten allein diese Praxis hervorbringt. Eines der größten Hindernisse für gute Schule ist heute die planwirtschaftliche Personalpolitik.

Die Frage ist also nicht, ob türkischsprachige Schulen die Ghettoisierung schaffen. Die Ghettoisierung ist vielmehr schon da, und die staatliche Einheitsschule ist in der pluralen Gesellschaft die denkbar ungeeignetste Antwort auf das Dilemma. Denn sie stellt ihr Versagen täglich neu unter Beweis. Ob jedes der pluralen Schulkonzepte seine Sache besser macht, sei damit nicht behauptet. Aber dass man es noch schlechter kaum machen kann, das scheint offensichtlich. Insofern lohnen hier pädagogische Experimente, nur dann kann man sehen, welche Konzepte tatsächlich tragfähiger sind als andere.

Statt Privatschulen zu verteufeln, gilt es öffentliche Schulen in unterschiedlicher Trägerschaft mit unterschiedlichsten pädagogischen Konzepten zu etablieren. Schulen sollten sich tatsächlich durch ihre pädagogischen Konzepte auszeichnen - als Schulen mit Türkisch als erster Sprache oder Montessori-Schulen oder konfessionelle Schulen oder Waldschulen oder was auch immer. Das muss den Staat als Träger mancher Schulen gar nicht ausschließen. Aber es sollten gleiche Bedingungen für alle Anbieter gelten - damit alle Eltern die besten Schulen für ihre Kinder aussuchen können.

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30 Kommentare

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  • RS
    Rainer Schlingmann

    Ich habe selten etwas so treffendes gelesen wie diesen Artikel. In der Wirtschaft wird davon geredet, dass Konkurenz das Geschäft belebe und dem Kunden zugute komme, für Schulen gilt das wohl nicht. Wenn es keinen Grund gibt aus finanziellen Gründen vom Besuch einer bestimmten Schule abstand nehmen zu müssen, so zählt allein der Elternwille, die Qualität und die persönlichen Wertvorstellungen, welche Schule man für sein Kind wählt. Der Aufgabe des Staates wäre allein die Vergleichbarkeit der Abschlüsse zu regeln. Wie in Deutschland Elterninitiative abgewürgt und bestraft wird, ist ohne Beispiel in Europa. In Deutschland wird die Absicht des Grundgesetzes, ein vielfältiges Schulsystem zu fördern, an allen Orten mit Füssen getreten. Die mäßige und ungerechte Finanzhilfe, die freie Schulen zwingt, immer höhere Schulgelder zu erheben, wiederspricht dem Gleichheitsgrundsatz und treibt die freien Schulen dahin, wohin sie nie wollten - sie werden zu Schulen für die Reichen. So spart der Staat alljährlich Millionen durch ihre Existenz. Die Beschulung als Staatsschüler wäre teurer. Schämen sollten sich die Politker von Hohlmeier, Kohl, Clement oder bis Ypsilanti, dass sie ihre Kinder auf solche freien Schulen schicken und in ihrer Funktion als Gestalter unseres Schulsystems nichts davon für die Staatsschule umsetzen, was diese Schulen so einzigartig macht.

    Wer freie Schulen, die als anerkannte Ersatzschulen vom Staat gefördert werden als neoliberalen Stuss bezeichnet, der hat keine Ahnung was eine freie Schulen ausmacht. Vielen Dank noch einmal für diesen Artikel.

  • NL
    Niki Lambrianidou

    Mir hat dieser Artikel aus dem Herzen gesprochen: Schließlich scheint die steigende Anzahl an Eigeninitiativen zur alternativen Beschulung sich des Problems einzelner Schüler anzunehmen, die durch das Raster der Staatlichen Schulen fallen. Laut UN-Bildungsbericht von V. Munoz betrifft dies im deutschen Schulsystem ja gerade die sozial Schwachen und Kinder mit Migrationshintergund. Zudem lässt sich in den letzten Jahren feststellen, dass auch Jungen mit ihrem deutlich größeren Anteil an Förderschulbesuchern und Ritalin-Patienten als 'Verlierer' des Schulsystems dastehen. Zahlen von hochbegabten Kindern sind mir zwar nicht bekannt, jedoch die Tatsache, dass auch diese nicht ins Raster der zu beschulenden Kinder passen. Ist es vor diesem Hintergrund nicht verständlich, dass betroffene Eltern nach jeder möglichen Lösung für ihre Kinder suchen? Meiner Ansicht nach sollte jeder Schüler selbst wählen können, wie und wo er lernt und natürlich kostenlos sein - und hierin möchte ich Herrn Kullak-Ublicks Beitrag ergänzen: auch ohne institutionelles Lernen, z.B. mit Bildungsgutschein.

     

    http://bildungsvielfalt.wordpress.com/

  • TJ
    Torsten Junge

    Henning Schluss singt das Hohelied der Privatisierung und verweist auf die Kindergärten/ Kitas als Vorbild, da dort eine Vielfalt herrsche, innerhalb derer sich die Eltern die geeigneten Stätten aussuchen könnten. Das entspricht leider nicht den tatsächlichen Gegebenheiten. Für die kleinen, privaten Kitas kommen überwiegend nur Eltern mit 8-Stunden-Anrechtsscheinen in Frage. Das schließt Arbeitslose oder Familien mit migrantischem Hintergrund, die häufig teilweise von Arbeitslosigkeit betroffen sind, aus. wer heute sich in Hamburg private Kitas anguckt, stößt auf eine homogenisierte Gruppe von "weißen" Mittelstandsschichtlern. Also nochmal vor vorn: denkt an die gesellschaftlichen Verhältnisse!

  • M
    Manuel

    "Neoliberaler Stuss!", schimpft Uwe Sak und meint offensichtlich, zwei Wörter seien genug, um den Beitrag von Henning Schluss abzuqualifizieren. Der Vergleich mit den Kindergärten ist zwar nicht uneingeschränkt ermutigend, zeigt aber, dass der Kampfbegriff Neoliberalismus zu kurz greift.

    Mehr Vielfalt ist auch an staatlichen Schulen möglich, Finnland beweist es, indem es seinen Schulen die zur Profilbildung nötige Unabhängigkeit gewährt. Hier ist man bei uns noch allzu zaghaft, Eigenständigkeit wird den Schulen häufig nur in Bereichen gewährt, in denen es Mangel zu verwalten gilt.

    Vielleicht brauchen wir dann doch private Schulen, die erproben, wie Bildung in einer multikulturellen Gesellschaft im Informationszeitalter funktionieren kann. Henning Schluss will ja gerade, dass der Staat verhindert, dass Privatschulen zu Institutionen einer selbsterklärten Elite werden. Wenn er zahlt, könnte der Staat das auch.

    Was die Lehrer angeht, so müsste in Zeiten des Lehrermangels, wie sie uns bevorstehen, statt mit dem Beamtenstatus eben mit attraktiven Arbeitsbedingungen gelockt werden.

    Es sind ja heute tatsächlich häufig Privatschulen, die Konzepte einer Schule für alle erfolgreich umsetzen. Solche Schulen brauchen wir doch, oder?

  • HS
    Henning Schluß

    Das sind die Möglichkeiten des föderalen Systems. In Berlin und Brandenburg - wo ich mich am besten auskenne - ist das leider noch nicht der Fall.

  • HK
    Henning Kullak-Ublick

    Vielen Dank für diesen ausgezeichneten und kenntnisreichen Beitrag, der gleich mehrfach auf den Punkt bringt, was in der ganzen Post-PISA-Diskussion bisher untergegangen ist:

     

    Statt immer neuer zentralistisch verwalteter Standards werden Konzepte zur Förderung der pädagogischen Phantasie, Kompetenz und Eigeninitiative von Lehrerinnen und Lehrern gebraucht - und von den Eltern! Das kann aber nur funktionieren, wenn die vor Ort Handelnden selbst die Verantwortung übernehmen können.

     

    Seit Jahrzehnten kämpfen in Deutschland die freien Schulen - oftmals am Rande ihres Existenzminimums - darum, als gleichberechtigte Partner im öffentlichen Schulwesen anerkannt zu werden. Der Bund der Freien Waldorfschulen fordert daher, dass alle Schulen über Schülerkopfsätze (Bildungsgutschein) refinanziert werden, statt wie bisher in Abhängigkeit von ihrer Trägerschaft. Dadurch könnte endlich auch in sozial problematischen Gebieten pädagogische Initiative und Vielfalt entstehen. Finnland, Schweden und die Niederlande gehen diesen Weg seit vielen Jahren gegangen - und haben damit weit weniger Chaos produziert als unser auf misstrauen gegründetes und noch immer obrigkeitsstaatlich organisiertes Schulwesen.

     

    Die Interkulturelle Waldorfschule in Mannheim zeigt, dass die Integration von Kindern und Jugendlichen unterschiedlichster Migrationshintergründe auch in einem äußerst schwierigen sozialen Umfeld mit großem Erfolg praktiziert werden kann. Leider verhindern die gesetzlich verordneten Zwangsschulgelder für freie Schulen, dass auch andernorts ähnliche Versuche gemacht werden können. Das zu ändern, ist eine Frage des politischen Willens - und damit letztlich eine Frage an die Wählerinnen und Wähler.

     

    Henning Kullak-Ublick

    Bund der Freien Waldorfschulen

  • HK
    Henning Kullak-Ublick

    Vielen Dank für diesen ausgezeichneten und kenntnisreichen Beitrag, der gleich mehrfach auf den Punkt bringt, was in der ganzen Post-PISA-Diskussion bisher untergegangen ist:

     

    Statt immer neuer zentralistisch verwalteter Standards werden Konzepte zur Förderung der pädagogischen Phantasie, Kompetenz und Eigeninitiative von Lehrerinnen und Lehrern gebraucht - und von den Eltern! Das kann aber nur funktionieren, wenn die vor Ort Handelnden selbst die Verantwortung übernehmen können.

     

    Seit Jahrzehnten kämpfen in Deutschland die freien Schulen - oftmals am Rande ihres Existenzminimums - darum, als gleichberechtigte Partner im öffentlichen Schulwesen anerkannt zu werden. Der Bund der Freien Waldorfschulen fordert daher, dass alle Schulen über Schülerkopfsätze (Bildungsgutschein) refinanziert werden, statt wie bisher in Abhängigkeit von ihrer Trägerschaft. Dadurch könnte endlich auch in sozial problematischen Gebieten pädagogische Initiative und Vielfalt entstehen. Finnland, Schweden und die Niederlande gehen diesen Weg seit vielen Jahren gegangen - und haben damit weit weniger Chaos produziert als unser auf misstrauen gegründetes und noch immer obrigkeitsstaatlich organisiertes Schulwesen.

     

    Die Interkulturelle Waldorfschule in Mannheim zeigt, dass die Integration von Kindern und Jugendlichen unterschiedlichster Migrationshintergründe auch in einem äußerst schwierigen sozialen Umfeld mit großem Erfolg praktiziert werden kann. Leider verhindern die gesetzlich verordneten Zwangsschulgelder für freie Schulen, dass auch andernorts ähnliche Versuche gemacht werden können. Das zu ändern, ist eine Frage des politischen Willens - und damit letztlich eine Frage an die Wählerinnen und Wähler.

     

    Henning Kullak-Ublick

    Bund der Freien Waldorfschulen

  • AZ
    anke zöckel

    Die ganze Aufregung um die Rede Erdogans bleibt unverständlich, so lange man die dahinter stehende Frage nicht erkennt: Wem gehören die Kinder?

     

    Gehören sie dem Staat, der aus ihnen "gute Staatsbürger" machen möchte - wo auf der Welt auch immer? Gehören sie den Eltern, die oft ihre eigenen negativen Bildungs-Erfahrungen zu verarbeiten haben? Oder gehören sie gar den diversen Kirchen und sonstigen Institutionen, die händeringend auf Nachwuchs für ihre nicht immer ganz alltagstauglichen Strukturen hoffen?

     

    Dass Herr Erdogan sich über jeden Türken freut, der ihm und seiner Regierung auch im fremden Lande treu verbunden bleibt, ist logisch. Dass der deutsche Staat mit seinen Möglichkeiten offenbar nicht in jedem Fall besonders viel anzufangen weiß, ist offensichtlich. Und dass die Eltern gerade jene Zeit, in der ein Mensch sich besonders leicht "formen" lässt, nutzen wollen, um ihre Kinder auf ein Leben jenseits eigener schlechter Erfahrungen vorzubereiten, ist immerhin verständlich.

     

    Abzusehen aber ist, dass der Streit auf unbegrenzte Zeit andauern wird. Es wird keine Harmonisierung der Interessen geben, so viel steht fest. Wohl dem also, der die Schulzeit hinter sich und keine schulpflichtigen Kinder hat!

  • US
    U. Sippel

    In Niedersachsen gibt es die eigenverantwortliche Schule. Hier wählen die Schulen ihr Personal selbst aus. Vom "Kreisamt" wird schon lange nichts mehr zugewiesen...

  • US
    Uwe Sak

    Neoliberaler Stuss!

  • RS
    Rainer Schlingmann

    Ich habe selten etwas so treffendes gelesen wie diesen Artikel. In der Wirtschaft wird davon geredet, dass Konkurenz das Geschäft belebe und dem Kunden zugute komme, für Schulen gilt das wohl nicht. Wenn es keinen Grund gibt aus finanziellen Gründen vom Besuch einer bestimmten Schule abstand nehmen zu müssen, so zählt allein der Elternwille, die Qualität und die persönlichen Wertvorstellungen, welche Schule man für sein Kind wählt. Der Aufgabe des Staates wäre allein die Vergleichbarkeit der Abschlüsse zu regeln. Wie in Deutschland Elterninitiative abgewürgt und bestraft wird, ist ohne Beispiel in Europa. In Deutschland wird die Absicht des Grundgesetzes, ein vielfältiges Schulsystem zu fördern, an allen Orten mit Füssen getreten. Die mäßige und ungerechte Finanzhilfe, die freie Schulen zwingt, immer höhere Schulgelder zu erheben, wiederspricht dem Gleichheitsgrundsatz und treibt die freien Schulen dahin, wohin sie nie wollten - sie werden zu Schulen für die Reichen. So spart der Staat alljährlich Millionen durch ihre Existenz. Die Beschulung als Staatsschüler wäre teurer. Schämen sollten sich die Politker von Hohlmeier, Kohl, Clement oder bis Ypsilanti, dass sie ihre Kinder auf solche freien Schulen schicken und in ihrer Funktion als Gestalter unseres Schulsystems nichts davon für die Staatsschule umsetzen, was diese Schulen so einzigartig macht.

    Wer freie Schulen, die als anerkannte Ersatzschulen vom Staat gefördert werden als neoliberalen Stuss bezeichnet, der hat keine Ahnung was eine freie Schulen ausmacht. Vielen Dank noch einmal für diesen Artikel.

  • NL
    Niki Lambrianidou

    Mir hat dieser Artikel aus dem Herzen gesprochen: Schließlich scheint die steigende Anzahl an Eigeninitiativen zur alternativen Beschulung sich des Problems einzelner Schüler anzunehmen, die durch das Raster der Staatlichen Schulen fallen. Laut UN-Bildungsbericht von V. Munoz betrifft dies im deutschen Schulsystem ja gerade die sozial Schwachen und Kinder mit Migrationshintergund. Zudem lässt sich in den letzten Jahren feststellen, dass auch Jungen mit ihrem deutlich größeren Anteil an Förderschulbesuchern und Ritalin-Patienten als 'Verlierer' des Schulsystems dastehen. Zahlen von hochbegabten Kindern sind mir zwar nicht bekannt, jedoch die Tatsache, dass auch diese nicht ins Raster der zu beschulenden Kinder passen. Ist es vor diesem Hintergrund nicht verständlich, dass betroffene Eltern nach jeder möglichen Lösung für ihre Kinder suchen? Meiner Ansicht nach sollte jeder Schüler selbst wählen können, wie und wo er lernt und natürlich kostenlos sein - und hierin möchte ich Herrn Kullak-Ublicks Beitrag ergänzen: auch ohne institutionelles Lernen, z.B. mit Bildungsgutschein.

     

    http://bildungsvielfalt.wordpress.com/

  • TJ
    Torsten Junge

    Henning Schluss singt das Hohelied der Privatisierung und verweist auf die Kindergärten/ Kitas als Vorbild, da dort eine Vielfalt herrsche, innerhalb derer sich die Eltern die geeigneten Stätten aussuchen könnten. Das entspricht leider nicht den tatsächlichen Gegebenheiten. Für die kleinen, privaten Kitas kommen überwiegend nur Eltern mit 8-Stunden-Anrechtsscheinen in Frage. Das schließt Arbeitslose oder Familien mit migrantischem Hintergrund, die häufig teilweise von Arbeitslosigkeit betroffen sind, aus. wer heute sich in Hamburg private Kitas anguckt, stößt auf eine homogenisierte Gruppe von "weißen" Mittelstandsschichtlern. Also nochmal vor vorn: denkt an die gesellschaftlichen Verhältnisse!

  • M
    Manuel

    "Neoliberaler Stuss!", schimpft Uwe Sak und meint offensichtlich, zwei Wörter seien genug, um den Beitrag von Henning Schluss abzuqualifizieren. Der Vergleich mit den Kindergärten ist zwar nicht uneingeschränkt ermutigend, zeigt aber, dass der Kampfbegriff Neoliberalismus zu kurz greift.

    Mehr Vielfalt ist auch an staatlichen Schulen möglich, Finnland beweist es, indem es seinen Schulen die zur Profilbildung nötige Unabhängigkeit gewährt. Hier ist man bei uns noch allzu zaghaft, Eigenständigkeit wird den Schulen häufig nur in Bereichen gewährt, in denen es Mangel zu verwalten gilt.

    Vielleicht brauchen wir dann doch private Schulen, die erproben, wie Bildung in einer multikulturellen Gesellschaft im Informationszeitalter funktionieren kann. Henning Schluss will ja gerade, dass der Staat verhindert, dass Privatschulen zu Institutionen einer selbsterklärten Elite werden. Wenn er zahlt, könnte der Staat das auch.

    Was die Lehrer angeht, so müsste in Zeiten des Lehrermangels, wie sie uns bevorstehen, statt mit dem Beamtenstatus eben mit attraktiven Arbeitsbedingungen gelockt werden.

    Es sind ja heute tatsächlich häufig Privatschulen, die Konzepte einer Schule für alle erfolgreich umsetzen. Solche Schulen brauchen wir doch, oder?

  • HS
    Henning Schluß

    Das sind die Möglichkeiten des föderalen Systems. In Berlin und Brandenburg - wo ich mich am besten auskenne - ist das leider noch nicht der Fall.

  • HK
    Henning Kullak-Ublick

    Vielen Dank für diesen ausgezeichneten und kenntnisreichen Beitrag, der gleich mehrfach auf den Punkt bringt, was in der ganzen Post-PISA-Diskussion bisher untergegangen ist:

     

    Statt immer neuer zentralistisch verwalteter Standards werden Konzepte zur Förderung der pädagogischen Phantasie, Kompetenz und Eigeninitiative von Lehrerinnen und Lehrern gebraucht - und von den Eltern! Das kann aber nur funktionieren, wenn die vor Ort Handelnden selbst die Verantwortung übernehmen können.

     

    Seit Jahrzehnten kämpfen in Deutschland die freien Schulen - oftmals am Rande ihres Existenzminimums - darum, als gleichberechtigte Partner im öffentlichen Schulwesen anerkannt zu werden. Der Bund der Freien Waldorfschulen fordert daher, dass alle Schulen über Schülerkopfsätze (Bildungsgutschein) refinanziert werden, statt wie bisher in Abhängigkeit von ihrer Trägerschaft. Dadurch könnte endlich auch in sozial problematischen Gebieten pädagogische Initiative und Vielfalt entstehen. Finnland, Schweden und die Niederlande gehen diesen Weg seit vielen Jahren gegangen - und haben damit weit weniger Chaos produziert als unser auf misstrauen gegründetes und noch immer obrigkeitsstaatlich organisiertes Schulwesen.

     

    Die Interkulturelle Waldorfschule in Mannheim zeigt, dass die Integration von Kindern und Jugendlichen unterschiedlichster Migrationshintergründe auch in einem äußerst schwierigen sozialen Umfeld mit großem Erfolg praktiziert werden kann. Leider verhindern die gesetzlich verordneten Zwangsschulgelder für freie Schulen, dass auch andernorts ähnliche Versuche gemacht werden können. Das zu ändern, ist eine Frage des politischen Willens - und damit letztlich eine Frage an die Wählerinnen und Wähler.

     

    Henning Kullak-Ublick

    Bund der Freien Waldorfschulen

  • HK
    Henning Kullak-Ublick

    Vielen Dank für diesen ausgezeichneten und kenntnisreichen Beitrag, der gleich mehrfach auf den Punkt bringt, was in der ganzen Post-PISA-Diskussion bisher untergegangen ist:

     

    Statt immer neuer zentralistisch verwalteter Standards werden Konzepte zur Förderung der pädagogischen Phantasie, Kompetenz und Eigeninitiative von Lehrerinnen und Lehrern gebraucht - und von den Eltern! Das kann aber nur funktionieren, wenn die vor Ort Handelnden selbst die Verantwortung übernehmen können.

     

    Seit Jahrzehnten kämpfen in Deutschland die freien Schulen - oftmals am Rande ihres Existenzminimums - darum, als gleichberechtigte Partner im öffentlichen Schulwesen anerkannt zu werden. Der Bund der Freien Waldorfschulen fordert daher, dass alle Schulen über Schülerkopfsätze (Bildungsgutschein) refinanziert werden, statt wie bisher in Abhängigkeit von ihrer Trägerschaft. Dadurch könnte endlich auch in sozial problematischen Gebieten pädagogische Initiative und Vielfalt entstehen. Finnland, Schweden und die Niederlande gehen diesen Weg seit vielen Jahren gegangen - und haben damit weit weniger Chaos produziert als unser auf misstrauen gegründetes und noch immer obrigkeitsstaatlich organisiertes Schulwesen.

     

    Die Interkulturelle Waldorfschule in Mannheim zeigt, dass die Integration von Kindern und Jugendlichen unterschiedlichster Migrationshintergründe auch in einem äußerst schwierigen sozialen Umfeld mit großem Erfolg praktiziert werden kann. Leider verhindern die gesetzlich verordneten Zwangsschulgelder für freie Schulen, dass auch andernorts ähnliche Versuche gemacht werden können. Das zu ändern, ist eine Frage des politischen Willens - und damit letztlich eine Frage an die Wählerinnen und Wähler.

     

    Henning Kullak-Ublick

    Bund der Freien Waldorfschulen

  • AZ
    anke zöckel

    Die ganze Aufregung um die Rede Erdogans bleibt unverständlich, so lange man die dahinter stehende Frage nicht erkennt: Wem gehören die Kinder?

     

    Gehören sie dem Staat, der aus ihnen "gute Staatsbürger" machen möchte - wo auf der Welt auch immer? Gehören sie den Eltern, die oft ihre eigenen negativen Bildungs-Erfahrungen zu verarbeiten haben? Oder gehören sie gar den diversen Kirchen und sonstigen Institutionen, die händeringend auf Nachwuchs für ihre nicht immer ganz alltagstauglichen Strukturen hoffen?

     

    Dass Herr Erdogan sich über jeden Türken freut, der ihm und seiner Regierung auch im fremden Lande treu verbunden bleibt, ist logisch. Dass der deutsche Staat mit seinen Möglichkeiten offenbar nicht in jedem Fall besonders viel anzufangen weiß, ist offensichtlich. Und dass die Eltern gerade jene Zeit, in der ein Mensch sich besonders leicht "formen" lässt, nutzen wollen, um ihre Kinder auf ein Leben jenseits eigener schlechter Erfahrungen vorzubereiten, ist immerhin verständlich.

     

    Abzusehen aber ist, dass der Streit auf unbegrenzte Zeit andauern wird. Es wird keine Harmonisierung der Interessen geben, so viel steht fest. Wohl dem also, der die Schulzeit hinter sich und keine schulpflichtigen Kinder hat!

  • US
    U. Sippel

    In Niedersachsen gibt es die eigenverantwortliche Schule. Hier wählen die Schulen ihr Personal selbst aus. Vom "Kreisamt" wird schon lange nichts mehr zugewiesen...

  • US
    Uwe Sak

    Neoliberaler Stuss!

  • RS
    Rainer Schlingmann

    Ich habe selten etwas so treffendes gelesen wie diesen Artikel. In der Wirtschaft wird davon geredet, dass Konkurenz das Geschäft belebe und dem Kunden zugute komme, für Schulen gilt das wohl nicht. Wenn es keinen Grund gibt aus finanziellen Gründen vom Besuch einer bestimmten Schule abstand nehmen zu müssen, so zählt allein der Elternwille, die Qualität und die persönlichen Wertvorstellungen, welche Schule man für sein Kind wählt. Der Aufgabe des Staates wäre allein die Vergleichbarkeit der Abschlüsse zu regeln. Wie in Deutschland Elterninitiative abgewürgt und bestraft wird, ist ohne Beispiel in Europa. In Deutschland wird die Absicht des Grundgesetzes, ein vielfältiges Schulsystem zu fördern, an allen Orten mit Füssen getreten. Die mäßige und ungerechte Finanzhilfe, die freie Schulen zwingt, immer höhere Schulgelder zu erheben, wiederspricht dem Gleichheitsgrundsatz und treibt die freien Schulen dahin, wohin sie nie wollten - sie werden zu Schulen für die Reichen. So spart der Staat alljährlich Millionen durch ihre Existenz. Die Beschulung als Staatsschüler wäre teurer. Schämen sollten sich die Politker von Hohlmeier, Kohl, Clement oder bis Ypsilanti, dass sie ihre Kinder auf solche freien Schulen schicken und in ihrer Funktion als Gestalter unseres Schulsystems nichts davon für die Staatsschule umsetzen, was diese Schulen so einzigartig macht.

    Wer freie Schulen, die als anerkannte Ersatzschulen vom Staat gefördert werden als neoliberalen Stuss bezeichnet, der hat keine Ahnung was eine freie Schulen ausmacht. Vielen Dank noch einmal für diesen Artikel.

  • NL
    Niki Lambrianidou

    Mir hat dieser Artikel aus dem Herzen gesprochen: Schließlich scheint die steigende Anzahl an Eigeninitiativen zur alternativen Beschulung sich des Problems einzelner Schüler anzunehmen, die durch das Raster der Staatlichen Schulen fallen. Laut UN-Bildungsbericht von V. Munoz betrifft dies im deutschen Schulsystem ja gerade die sozial Schwachen und Kinder mit Migrationshintergund. Zudem lässt sich in den letzten Jahren feststellen, dass auch Jungen mit ihrem deutlich größeren Anteil an Förderschulbesuchern und Ritalin-Patienten als 'Verlierer' des Schulsystems dastehen. Zahlen von hochbegabten Kindern sind mir zwar nicht bekannt, jedoch die Tatsache, dass auch diese nicht ins Raster der zu beschulenden Kinder passen. Ist es vor diesem Hintergrund nicht verständlich, dass betroffene Eltern nach jeder möglichen Lösung für ihre Kinder suchen? Meiner Ansicht nach sollte jeder Schüler selbst wählen können, wie und wo er lernt und natürlich kostenlos sein - und hierin möchte ich Herrn Kullak-Ublicks Beitrag ergänzen: auch ohne institutionelles Lernen, z.B. mit Bildungsgutschein.

     

    http://bildungsvielfalt.wordpress.com/

  • TJ
    Torsten Junge

    Henning Schluss singt das Hohelied der Privatisierung und verweist auf die Kindergärten/ Kitas als Vorbild, da dort eine Vielfalt herrsche, innerhalb derer sich die Eltern die geeigneten Stätten aussuchen könnten. Das entspricht leider nicht den tatsächlichen Gegebenheiten. Für die kleinen, privaten Kitas kommen überwiegend nur Eltern mit 8-Stunden-Anrechtsscheinen in Frage. Das schließt Arbeitslose oder Familien mit migrantischem Hintergrund, die häufig teilweise von Arbeitslosigkeit betroffen sind, aus. wer heute sich in Hamburg private Kitas anguckt, stößt auf eine homogenisierte Gruppe von "weißen" Mittelstandsschichtlern. Also nochmal vor vorn: denkt an die gesellschaftlichen Verhältnisse!

  • M
    Manuel

    "Neoliberaler Stuss!", schimpft Uwe Sak und meint offensichtlich, zwei Wörter seien genug, um den Beitrag von Henning Schluss abzuqualifizieren. Der Vergleich mit den Kindergärten ist zwar nicht uneingeschränkt ermutigend, zeigt aber, dass der Kampfbegriff Neoliberalismus zu kurz greift.

    Mehr Vielfalt ist auch an staatlichen Schulen möglich, Finnland beweist es, indem es seinen Schulen die zur Profilbildung nötige Unabhängigkeit gewährt. Hier ist man bei uns noch allzu zaghaft, Eigenständigkeit wird den Schulen häufig nur in Bereichen gewährt, in denen es Mangel zu verwalten gilt.

    Vielleicht brauchen wir dann doch private Schulen, die erproben, wie Bildung in einer multikulturellen Gesellschaft im Informationszeitalter funktionieren kann. Henning Schluss will ja gerade, dass der Staat verhindert, dass Privatschulen zu Institutionen einer selbsterklärten Elite werden. Wenn er zahlt, könnte der Staat das auch.

    Was die Lehrer angeht, so müsste in Zeiten des Lehrermangels, wie sie uns bevorstehen, statt mit dem Beamtenstatus eben mit attraktiven Arbeitsbedingungen gelockt werden.

    Es sind ja heute tatsächlich häufig Privatschulen, die Konzepte einer Schule für alle erfolgreich umsetzen. Solche Schulen brauchen wir doch, oder?

  • HS
    Henning Schluß

    Das sind die Möglichkeiten des föderalen Systems. In Berlin und Brandenburg - wo ich mich am besten auskenne - ist das leider noch nicht der Fall.

  • HK
    Henning Kullak-Ublick

    Vielen Dank für diesen ausgezeichneten und kenntnisreichen Beitrag, der gleich mehrfach auf den Punkt bringt, was in der ganzen Post-PISA-Diskussion bisher untergegangen ist:

     

    Statt immer neuer zentralistisch verwalteter Standards werden Konzepte zur Förderung der pädagogischen Phantasie, Kompetenz und Eigeninitiative von Lehrerinnen und Lehrern gebraucht - und von den Eltern! Das kann aber nur funktionieren, wenn die vor Ort Handelnden selbst die Verantwortung übernehmen können.

     

    Seit Jahrzehnten kämpfen in Deutschland die freien Schulen - oftmals am Rande ihres Existenzminimums - darum, als gleichberechtigte Partner im öffentlichen Schulwesen anerkannt zu werden. Der Bund der Freien Waldorfschulen fordert daher, dass alle Schulen über Schülerkopfsätze (Bildungsgutschein) refinanziert werden, statt wie bisher in Abhängigkeit von ihrer Trägerschaft. Dadurch könnte endlich auch in sozial problematischen Gebieten pädagogische Initiative und Vielfalt entstehen. Finnland, Schweden und die Niederlande gehen diesen Weg seit vielen Jahren gegangen - und haben damit weit weniger Chaos produziert als unser auf misstrauen gegründetes und noch immer obrigkeitsstaatlich organisiertes Schulwesen.

     

    Die Interkulturelle Waldorfschule in Mannheim zeigt, dass die Integration von Kindern und Jugendlichen unterschiedlichster Migrationshintergründe auch in einem äußerst schwierigen sozialen Umfeld mit großem Erfolg praktiziert werden kann. Leider verhindern die gesetzlich verordneten Zwangsschulgelder für freie Schulen, dass auch andernorts ähnliche Versuche gemacht werden können. Das zu ändern, ist eine Frage des politischen Willens - und damit letztlich eine Frage an die Wählerinnen und Wähler.

     

    Henning Kullak-Ublick

    Bund der Freien Waldorfschulen

  • HK
    Henning Kullak-Ublick

    Vielen Dank für diesen ausgezeichneten und kenntnisreichen Beitrag, der gleich mehrfach auf den Punkt bringt, was in der ganzen Post-PISA-Diskussion bisher untergegangen ist:

     

    Statt immer neuer zentralistisch verwalteter Standards werden Konzepte zur Förderung der pädagogischen Phantasie, Kompetenz und Eigeninitiative von Lehrerinnen und Lehrern gebraucht - und von den Eltern! Das kann aber nur funktionieren, wenn die vor Ort Handelnden selbst die Verantwortung übernehmen können.

     

    Seit Jahrzehnten kämpfen in Deutschland die freien Schulen - oftmals am Rande ihres Existenzminimums - darum, als gleichberechtigte Partner im öffentlichen Schulwesen anerkannt zu werden. Der Bund der Freien Waldorfschulen fordert daher, dass alle Schulen über Schülerkopfsätze (Bildungsgutschein) refinanziert werden, statt wie bisher in Abhängigkeit von ihrer Trägerschaft. Dadurch könnte endlich auch in sozial problematischen Gebieten pädagogische Initiative und Vielfalt entstehen. Finnland, Schweden und die Niederlande gehen diesen Weg seit vielen Jahren gegangen - und haben damit weit weniger Chaos produziert als unser auf misstrauen gegründetes und noch immer obrigkeitsstaatlich organisiertes Schulwesen.

     

    Die Interkulturelle Waldorfschule in Mannheim zeigt, dass die Integration von Kindern und Jugendlichen unterschiedlichster Migrationshintergründe auch in einem äußerst schwierigen sozialen Umfeld mit großem Erfolg praktiziert werden kann. Leider verhindern die gesetzlich verordneten Zwangsschulgelder für freie Schulen, dass auch andernorts ähnliche Versuche gemacht werden können. Das zu ändern, ist eine Frage des politischen Willens - und damit letztlich eine Frage an die Wählerinnen und Wähler.

     

    Henning Kullak-Ublick

    Bund der Freien Waldorfschulen

  • AZ
    anke zöckel

    Die ganze Aufregung um die Rede Erdogans bleibt unverständlich, so lange man die dahinter stehende Frage nicht erkennt: Wem gehören die Kinder?

     

    Gehören sie dem Staat, der aus ihnen "gute Staatsbürger" machen möchte - wo auf der Welt auch immer? Gehören sie den Eltern, die oft ihre eigenen negativen Bildungs-Erfahrungen zu verarbeiten haben? Oder gehören sie gar den diversen Kirchen und sonstigen Institutionen, die händeringend auf Nachwuchs für ihre nicht immer ganz alltagstauglichen Strukturen hoffen?

     

    Dass Herr Erdogan sich über jeden Türken freut, der ihm und seiner Regierung auch im fremden Lande treu verbunden bleibt, ist logisch. Dass der deutsche Staat mit seinen Möglichkeiten offenbar nicht in jedem Fall besonders viel anzufangen weiß, ist offensichtlich. Und dass die Eltern gerade jene Zeit, in der ein Mensch sich besonders leicht "formen" lässt, nutzen wollen, um ihre Kinder auf ein Leben jenseits eigener schlechter Erfahrungen vorzubereiten, ist immerhin verständlich.

     

    Abzusehen aber ist, dass der Streit auf unbegrenzte Zeit andauern wird. Es wird keine Harmonisierung der Interessen geben, so viel steht fest. Wohl dem also, der die Schulzeit hinter sich und keine schulpflichtigen Kinder hat!

  • US
    U. Sippel

    In Niedersachsen gibt es die eigenverantwortliche Schule. Hier wählen die Schulen ihr Personal selbst aus. Vom "Kreisamt" wird schon lange nichts mehr zugewiesen...

  • US
    Uwe Sak

    Neoliberaler Stuss!