Pink Floyd-Keyborder gestorben: Have a great gig in the sky

Allein schon die sphärischen Klänge am Anfang von "Shine on you crazy diamond" haben ihn unsterblich gemacht: Zum Tod von Rick Wright, dem stillen vierten Rad am Wagen Pink Floyd.

Dave Gilmour, Roger Waters, Nick Mason and Richard Wright (v.l.) bei der historischen Wiedervereinigung der Band Pink Floyd für das "Live 8" -Konzert in London 2005. Bild: dpa

taz/ap Unendlich viele Songs beginnen mittlerweile mit pseudosphärischem Gewimmerwummer. Der Synthie-Anfang von "Shine on you crazy Diamond", den die Band Pink Floyd ihrem verrückt gewordenen Mitglied Syd Barrett widmete, ist aber immer noch unerreicht an Nichtvondieserweltigkeit. Ebenso wie das darauf einsetzende, in rasiermesserscharfe Transzendenz getränkten Gitarrensolo von David Gilmore, das sich durch Wrights Soundmauern schneidet, wie ein heißer Draht durch Kerzenwachs.

Richard Wright, der am Montag im Alter von 65 Jahren einem Krebsleiden erlag, hat mit seinem kreativen Synthie-Spiel Pink Floyd nicht weniger definiert als der Syd Barrett, Roger Waters und David Gilmour. Erst vergangenen Monat erkannte Gilmour Wrights Beitrag zum Pink Floyd-Sound in einem Interview ausdrücklich an: "Rick Wrights Beitrag war essentiell und hätte sicher breitere Aufmerksamkeit erhalten, wenn Rick mehr für seine Rolle in der Band gekämpft hätte. Dass er das nicht tat, verrät eine Menge über seine Person. Ihn interessierte die Musik, nicht das Ego, das die Musik erschaffen hat. Das machte ihn für mich umso sympathischer."

Wie Schlagzeuger Nick Mason geriet Wright aber im Machtkampf später zwischen Waters und Gilmour in den Hintergrund. Dass ohne ihn aber Pink Floyd nicht funktioniert, stellte sich auf dem Höhepunkt der Krise schon in den 80er Jahren heraus: Auf Druck von Waters bei der Produktion von "The Wall" 1981 gefeuert, machte er die Tournee als "Angestellter" mit.

Zusammen mit dem inzwischen ebenfalls verstorbenen Barrett gründeten Waters, Wright und Mason 1965 Pink Floyd. Damals war Barrett der kreative Kopf der Gruppe, Wright schrieb aber dennoch zwischen 1967 und 1968 mehrere Songs. Er sang Barretts "Astronomy Divine" und "Matilda Mother". Aber Barretts Zeit bei Pink Floyd war bereits 1967 vorbei. Für ihn kam Gilmour in die Band, die, wie Mason in seinem Buch "Inside Out" schrieb, sich einem "lüsternen Streben nach Erfolg" hingab.

Den vielleicht größten musikalischen Einfluss hatte Wright in den Jahren vor dem kommerziellen Durchbruch als Supergruppe mit dem Album "The Dark Side of The Moon" 1973. Für diesen musikalischen Dauerbrenner schrieb er "The Great Gig In The Sky" und "Us And Them", in der wahrhaft experimentellen Phase davor prägte er mit instrumentalen Kompositionen wie "Interstellar Overdrive", "A Saucerful of Secrets", "Careful With That Axe, Eugene" und dem treibenden "One Of These Days" Sound und Selbstverständnis von Pink Floyd mit. Aber auch "Shine On You Crazy Diamond" auf dem Album "Wish You Here" ist ohne Wrights Spiel an Synthesizer und Orgel kaum vorstellbar. Die Fans der Gruppe waren ihm und Gilmour bei dessen letzter "On an Island"-Tour vor allem für die ungekürzte Aufführung von "Echoes" dankbar: In dem langen Titel entsteht alles aus einem echolothaften hohen Keyboard-Klang.

Nach dem Ausstieg von Waters holte Gilmour Wright in die Gruppe zurück. Aus vertraglichen Gründen erschien aber sein Foto 1987 nicht auf dem Album "A Momentary Lapse of Reason", sein Name wurde kleiner als der von Gilmour und Mason gedruckt. Für "Division Bell" 1994 schrieb er fünf Lieder.

Unter seinem Namen veröffentlichte Wright nur zwei Alben: "Wet Dream" 1987 und 1996 "Broken China". Als im Juli 2005 Pink Floyd mit Waters und Gilmour auf dem Live-8-Konzert in London spielten, hofften Fans in aller Welt auf eine Reunion der Gruppe. Aber Gilmour ging nicht nur zu Waters, sondern auch dem Projekt Pink Floyd auf Distanz. Er nahm Wright aber auf seiner Solotournee mit, von der ein Auftritt in Danzig vor zwei Jahren gerade in dieser Woche als CD-DVD-Paket veröffentlicht werden soll.

2006 sagte Wright in einem Interview, er sei auf jeder Bühne glücklich. "Und wann immer Dave möchte, dass ich mit ihm spielen werde, werde ich glücklich sein, mit ihm zu spielen". Zuletzt bemühte sich auch Waters wieder um seine Keyboard-Arbeit bei seinen Tourneen mit Pink-Floyd-Material. Mit Wrights Tod ist das Thema einer Pink-Floyd-Reunion endgültig vom Tisch.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.