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Philipp Gessler übrigensTreffen sich Obama, Trump und der Papst im Himmel

Foto: privat

Kennen Sie den? „Papst Franziskus besucht die USA. Er nutzt die Chance einer Pause im Reiseprogramm, um sich einen Traum zu erfüllen. Er bittet seine Gastgeber, ausnahmsweise und heimlich statt seines kleinen Ford ­Focus eine Stretchlimousine fahren zu dürfen. Das geht, der Papst gibt ordentlich Gas – und wird wegen zu schnellen Fahrens von einem Polizisten angehalten. Der ist geschockt, als er sieht, wer da am Lenker sitzt. Der Polizist geht zur Seite und fragt seinen Chef über Funk, was er machen soll. Er habe da einen sehr wichtigen Menschen angehalten, der sei sogar wichtiger als der US-Präsident. Ja, aber das gibt es doch gar nicht, meint der Chef, wer es denn sei? Da­rauf der Polizist: ‚Chef, ich weiß es nicht, aber sein Chauffeur ist der Papst!‘ “

Diesen Witz hat der kürzlich verstorbene Papst Franziskus selbst erzählt – in seinen Memoiren „Hoffe“, die nur wenige Wochen vor seinem Tod erschienen sind. Nun mag das nicht der Brüller schlechthin sein, aber für einen Witz vom Papst ist er echt nicht schlecht. Zugleich zeigt er etwas an: Selbst Päpste sind nicht mehr das, was sie mal waren. Genauer: Sie hauen einfach mal Sachen raus, plaudern, machen Witze, sind plötzlich so furchtbar nahbar.

Das ist sub specie aeternitatis (nicht googeln!) und in den Maßstäben der katholischen Kirche eine ziemlich neue Entwicklung. Über Jahrhunderte und bis ins 20. Jahrhundert hinein trugen Päpste noch eine dreifache Krone, ließen sich in einer Senfte tragen, nutzten den Pluralis Majestatis (neihein, nicht googeln!) und machten Witze, wenn überhaupt, nur im Geheimen. Ironie, gar Selbstironie, das war erstens diesen meist sehr ernsten und ehrgeizigen Oberhäuptern einer Weltreligion fremd. Und zweitens hätte dies auch der Würde des Amts widersprochen. So glaubte man zumindest früher. Wenn man, so ein alter Ehrentitel, der Stellvertreter Christi auf Erden ist, sind Plaudereien und Gags ausgeschlossen – siehe auch „Der Name der Rose“.

Philipp Gessler

ist Redakteur bei „Zeit­zeichen“ in Berlin. Er hatte in Rom mal die Chance, Franziskus anzusprechen, sich aber nicht getraut.

Aber spätestens mit Franziskus (vielleicht auch schon mit Johannes XXIII., Papst von 1958 bis 1963) war das nicht mehr so. Päpste dürfen Witze machen, das macht sie nahbar, bedient die Mediengesellschaft – oder es ist ihnen schlicht wurscht. Franziskus erzählte öffentlich besonders gern Witze über Schwiegermütter, was für einen zölibatär lebenden Mann ein Witz in sich ist.

Franziskus erzählte besonders gern Witze über Schwiegermütter

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