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Pferdeschinder -betr.: "Buttersäure gegen 'Pferdeschinder–", taz vom 1.7.1993

Betr.: „Buttersäure gegen 'Pferdeschinder'“, taz vom 1. Juli 1993

Liebe tazzler, nach der Lektüre des o.g. Artikels (...) über die Aktion autonomer Tierschützer und der von dieser Gruppe angeprangerten „Pferdeschinderei“ war ich einigermaßen gespannt auf den Artikel über das Horner Derby auf Seite 28, da auch ich an diesem „Familientag“ dort war.

Leider beschränkte sich dieser auf die Beschreibung des Unterhaltungswertes der Veranstaltung, besonders für die Zocker. Unerwähnt blieb der Sturz zweier Pferde, die ich während eines kurzen Besuchs an der Rennbahn miterlebte. Während der erste für Roß und Reiter glimpflich abging, kam bei letzterem das Pferd zu Schaden.

Die erste Reaktion der Veranstalter war die Abschirmung des gestürzten Pferdes vor der Öffentlichkeit und umherschleichenden Fotografen. Ein VW-Bus fuhr als Sichtbehinderung vor, eine Plane wurde so gehalten, daß das Geschehen dahinter verborgenbleiben sollte, was dann aber doch schlecht gelang. Das besondere an diesem Vorfall: Es fand sich offenbar niemand, den es irgendwie interessierte, das verletzte Tier zu versorgen, zu bergen und zu behandeln, dafür aber gleich jemand, der das Tier erschießen wollte. Der wenig später eingetroffene Tierarzt stellte dann auch laut schimpfend und fluchend eine „Scheißorganisation“ der Rennleitung fest und bekundete, bei diesen Verhältnissen seine „tierärztliche Tätigkeit einstellen“ zu müssen. Zuguterletzt gab er dem Pferd, offenbar weil sich niemand fand, das verletzte Tier zu bergen, die erlösende Spritze, immer noch laut fluchend, daß genau dies in die Öffentlichkeit müsse.

Ich war ziemlich geschockt über diese rüden Methoden und vermisse nun eine entsprechend kritische Berichterstattung zu diesem Rennachtmittag. Wenn nun schon ein Artikel in der taz steht, dann sollte auch von solchen Vorfällen berichtet werden. Vielleicht holt Ihr das Versäumte ja noch nach. Es grüßt Euch Gunnar Eggers

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