■ Petersburger Liga für Autostopp plant nächste Meisterschaft: Die um die Wette trampen
St. Petersburg (epd/taz) – Sponsoren gesucht: Im nächsten Jahr wird die „Petersburger Liga für Autostopp“ wieder eines ihrer berühmten Rennen per Anhalter veranstalten. Innerhalb von zwei Monaten soll es von St. Petersburg quer durch Rußland, dann weiter durch Alaska, Kanada, die USA und schließlich durch ganz Europa führen. Im Februar wird geklärt, wer sich dafür qualifiziert: Zehn Petersburger und vier litauische Mannschaften starten nach dem gegenwärtigen Stand in Vilnius zu einer etwa 11.000 Kilometer langen Odyssee durch Europa.
Es sind jeweils Zweierteams, reine Damenduos sind aus Sicherheitsgründen nicht zugelassen. Zum professionellen Know-how der Anhalter gehören Überlebenstechniken ebenso wie Ausdauer und psychologisches Einfühlungsvermögen: Um mißtrauische Autofahrer zum Halten zu bringen, ist eine positive Ausstrahlung nötig. Darüber hinaus helfen den Petersburger Autostoppern knallgelbe, weithin sichtbare Overalls. Ausgerüstet sind sie mit Rucksack, Zelt, Schlafsack und Proviant. „Viele Autofahrer halten uns zunächst für Fallschirmspringer“, erzählt das langjährige Mitglied Olga Perewjortkina, von Beruf Steuerinspektorin. Rennen können zwei Tage, aber auch zwei Wochen dauern. An festgelegten Kontrollpunkten, zumeist Ortsschildern, müssen die Teilnehmer Kontrollmarken mit Startnummer und Uhrzeit aufkleben. Pro Nacht sind acht Stunden Ruhezeit vorgeschrieben. Verboten sind die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel und das Bezahlen der Fahrer.
Im Rahmen des nächsten Wettkampfes möchte Liga-Chef Alexej Worow gern eine zweitägige Ruhepause in Deutschland einplanen. Doch dazu müßte sich noch ein Sponsor finden, der Räumlichkeiten bereitstellt. Auch bei der Proviantbeschaffung und der Erteilung von Visa sind die Reiseprofis auf Unterstützung angewiesen. Auf der zweiten Etappe zeigt sich dann, wer als Autostopper wirklich hart im Nehmen ist: Der Heimweg erfolgt – trotz und wegen des skandinavischen Polarwinters – auf der Route durch Schweden und Norwegen und weiter über Murmansk nach St. Petersburg.
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